2024-05-02T16:12:49.858Z

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A bisserl Show muss sein: Kurt Kroner, wie man ihn kennt. Hier im Trikot des TSV Rotthalmünster.
A bisserl Show muss sein: Kurt Kroner, wie man ihn kennt. Hier im Trikot des TSV Rotthalmünster. – Foto: Franz Kirchmayr

»Showflieger« Kurt Kroner: »Ja, ich polarisiere«

Der 37-jährige Schlussmann des SV Schöfweg ist im niederbayerischen Fußball bestens bekannt +++ Noch keine Gedanken an ein Karriereende +++

Showflieger, Schauflieger, Fliegenfänger - all diese Namen und viele weitere, die aus Jugendschutz-Gründen nicht genannt werden dürfen, sind Kurt Kroner bestens bekannt, hört er sie doch regelmäßig auf den Fußballplätzen Niederbayerns, wenn es um ihn geht. "Ja, ich polarisiere", gibt der Torwart des SV Schöfweg zu. "Gibt es blöde Sprüche, kann ich aber darüber lachen." Der 37-Jährige weiß nämlich das Ganze einzuordnen. "Fußball ist Männersport." Zudem zählt er auch im fortgeschrittenen Alter zu den Besten seiner Zunft. Und wer gut ist, ist bei den Gegnern unbeliebt - im Sinne von: Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man geschenkt.

Torhüter und Linksaußen - ja, Spielern, die diese Positionen bekleiden, wird nachgesagt, verrückt zu sein. Kurt Kroner steht zwischen den Pfosten. Und bei ihm passt dieses Klischee wie die Faust aufs Auge. Sein aktueller Trainer beim SV Schöfweg, Matthias Süß, bestätigt das: "Kurt ist ein crazy Typ, er ist ein cooler Typ. Torhüter und Linksaußen. Ja, da war was..." Und auch der Beschriebene selbst will seine durchgeknallte Ader gar nicht verleugnen: "Ich bin für viele Späße zu haben. Ich teile aus, und kann auch einstecken. Oft fallen während der 90 Minuten nicht so nette Worte. Wichtig ist aber, dass man sich nach Abpfiff in die Augen schauen kann. Manche Spieler muss man antreiben, manche bremsen. Ich gehöre eher zur zweiten Kategorie."

Der gebürtige Kirchdorfer (im Wald) ist aber mehr als nur der bunte Hund. Freilich, "mich kennen relativ viele". Das liegt daran, dass der 37-Jährige schon viel gesehen hat von der niederbayerischen Fußballwelt. Er hütete bei seinem Heimatverein das Tor, aber auch in Zwiesel, Ruhmannsfelden, Burghausen, Deggendorf, Passau, Perlesreut, Seebach, Rotthalmünster, Karpfham - und aktuell Schöfweg. Viele verschiedene Teams - und dennoch ist er kein Söldner, wie er selber betont: "Ich wollte immer so hoch wie möglich spielen, deshalb haben sich all diese Wechsel ergeben."

– Foto: Danny Jodts | www.SP4ORT.de

Jeder Verein sei für ihn nicht nur eine Station gewesen, sondern viel mehr. "Ich habe mich immer versucht, einzubringen. Training und Spiele waren und sind nicht nur Pflichttermine, sondern auch Arbeitseinsätze und gesellige Runden." Ganz nebenbei hat Kurt Kroner natürlich einiges erlebt, seitdem er mit 17 Jahren in den Herrenbereich aufgerückt ist. Er war beim Passauer Bayernliga-Abstieg unter Christian Titz dabei. "Trotz der sportlichen Misere ein absolutes Highlight. Viermal pro Woche war Pflichttraining. Einmal freiwillig. Ich war immer da."

Er kickte in Seebach, als der TSV noch Kreisklasse spielte und langsam aber sicher nach oben strebte. Und er eroberte das Rottal, als er in Bad Füssing seine Ausbildung zum Masseur und Physiotherapeuten absolvierte. Eine außergewöhnliche Geschichte seiner bunten Karriere ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Nach besagtem Bayernliga-Abstieg der Passauer stand Kroner plötzlich ohne Verein da, auch mögliche Interessenten blieben Mangelware. "Aus einer verrückten Idee heraus, habe ich bei den Simbacher Handballern ein Probetraining absolviert." Und er hat Eindruck hinterlassen. So hütete der Torwart ein Jahr das Bezirksliga-Tor des TSV Simbach.

– Foto: Karl-Heinz Hönl

Egal ob kleiner, mit Pech verklebter Ball oder große Pille - Kurt Kroner zeichnet seit jeher eine beeindruckende Reaktionsschnelligkeit aus. Der 37-Jährige ist generell nicht nur ein Sprücheklopfer und extrovertierter Typ, sondern auch ein guter bis sehr guter Keeper. "Auf der Linie ist er überragend", berichtet Schöfweg-Trainer Süß. Michael Eder, einst Coach von Kroner beim TSV Karpfham: "Seine Reflexe auf der Linie haben uns so manchen Titel in der Halle gesichert." Dass er in Sachen Strafraumbeherrschung etwas Nachholbedarf hat, weiß die Schöfweger Nummer 1 selber. "Nicht umsonst bin ich der Mister Faust", schmunzelt er.

Seine positive, offene und etwas laute Natur (Eder: "Ich erinnere mich gerne an unsere legendäre Fahrgemeinschaft zu unseren fußballverrückten Freunden nach Karpfham") und seine offensichtlichsten Qualitäten als Schlussmann lassen durchaus den Vergleich mit prominenten Vertretern seiner Zunft zu. Oliver Kahn oder Tim Wiese beispielsweise. Wieder Quervergleiche, die Kurt Kroner zum Schmunzeln bringen, weil er er sich ertappt fühlt. "Ja, das stimmt schon. Manchmal rolle ich mich einmal mehr ab, versuche, gut auszuschauen oder eine Flugeinlage hinzulegen. Aber das gehört einfach dazu bei mir."

– Foto: Karl-Heinz Hönl

Er kann es sich erlauben, weil er es kann (das Torwartsein). Er wirft sich mit den für ihn typischen Einlagen nicht aus der Bahn, sondern motiviert sich extra - und seine Mitspieler gleich mit. Kurt Kroner hat Spaß an dem, was er in seiner Freizeit macht. Und der 37-Jährige hat noch lange nicht genug. "Ich habe immer gesagt, ich spiele bis 40. Umso näher dieses Alter kommt, desto ehrgeiziger werde ich aber. Vielleicht werde ich ja doch noch der Buffon des Bayerwaldes."

Aufrufe: 029.5.2023, 08:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor