2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Bad Abbachs Trainer Sepp Schuderer in seinem Element.
Bad Abbachs Trainer Sepp Schuderer in seinem Element. – Foto: Christian Brüssel

Sepp Schuderers Projekt

Der Coach entwickelt in Bad Abbach ein Team – Realistisch sieht er eine Platzierung zwischen fünf und acht

Wer Sepp Schuderer (65) kennt, der weiß: Halbe Sache sind nichts für den Fußballfachmann mit der „alten Schule“. Einer der bekanntesten Trainer im ostbayerischen Raum hatte eigentlich schon das Ende seiner langen Trainerkarriere verkündet. Doch er kann es nicht lassen. Ende Juni trat Schuderer den Posten beim gerade sang- und klanglos aus der Landesliga Mitte abgestiegenen TSV Bad Abbach ab. Und sieht sich beim Klub aus dem Landkreis Kelheim einer Aufgabe gegenüber, die es in sich hat.

Einen 20-köpfigen Kader aus lauter Einheimischen und Youngster gilt es zu koordinieren. Viele entstammen der eigenen Jugend. Ein Tim Pillmeier (17) etwa, der noch A-Jugend spielen dürfte und schon sechs Startelfeinsätze vorweist. Anfangs steht genau so im Vordergrund, die völlig verkorkste Landesliga-Runde mit nur einem Saisonsieg aufzufangen und aus den Köpfen zu bekommen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, befindet Schuderer nach den ersten elf Wochen: „Die Vorsaison ist einigermaßen repariert.“ Für die eigenen Verhältnisse sei man in der Bezirksliga Süd gut gestartet (4/3/2), auch wenn Schuderer noch viel Arbeit ausmacht: „Die junge Mannschaft muss aus den Fehlern lernen. Wir sind in der Bezirksliga halbwegs, aber noch nicht ganz angekommen.“

Auffällig ist das minimalistische Torverhältnis. Aus den ersten acht Ligaspielen fing sich Bad Abbach gerade einmal fünf Gegentore, schoss aber auch nur derer elf. Schuderer erklärt den Umstand so: „Die Mannschaft hat ein Jahr nur gegen und nicht mit dem Ball gespielt. Das ist unser großes Dilemma. Wir sind hinten gut und kriegen kaum Tore, das spiegelt sich aber auch nach vorne wider.“ An diesem Torproblem, das sich aus der Vorsaison übertragt, müsse gearbeitet werden. „Das wird sicherlich am Ende der Saison besser ausschauen.“

Grundsätzlich fand die sehr junge Mannschaft anständig in die Saison. Vor dem vergangenen Wochenende war nur der Sportclub siegreich gegen den TSV. Zu Hause gegen Titelanwärter VfB Bach (0:4) blieb man am Samstag erstmals ohne Siegchance. Zu Recht gegen einen ganz klar besseren Gegner, befand der Trainer. Lobenswert hob er die Moral seiner Elf hervor.

Im Heimspiel gegen den VfB Bach blieb der TSV (Weiß) erstmals diese Saison chancenlos.
Im Heimspiel gegen den VfB Bach blieb der TSV (Weiß) erstmals diese Saison chancenlos. – Foto: Christian Brüssel


Sepp Schuderer ist bekannt für seinen Ehrgeiz, aber auch für seine impulsive und emotionale Ader am Spielfeldrand. „Hier habe ich an meiner Person gearbeitet“, sagt er. Die Arbeit mit so vielen jungen Spielern hatte Schuderer vom „Projekt Bad Abbach“ überzeugt. Er ist kein Tagträumer, weiß, dass das alles nicht von heute auf morgen funktioniert. „Da bin ich sehr geduldig“. Ihm, seinem jungen Co-Trainer Stefan Schwarz („er liefert klasse Arbeit“) und dem Sportchef Didi Beyer werde vom Verein freie Hand gelassen. Das Klima auf der Abbacher Freizeitinsel bezeichnet Schuderer als „sehr angenehm“. Lediglich vier der 20 Feldspieler im Kader kommen nicht aus Bad Abbach. Sehr zur Freude des Trainers: „Das ist der richtige Weg und eine Sache, die mir gefällt. Wir werden weiterhin auf Jugendspieler setzen.“

Spieler und Außenstehende, die mit dem direkten Wiederaufstieg in die Landesliga liebäugeln, weist der 65-Jährige in die Schranken. Heuer gebe es keine solcher Ambitionen. Das wurde vor dem Saisonstart auch der Mannschaft klar kommuniziert. „Tabellenplatz fünf bis acht wäre für mich eine tolle Saison. Alles darüber hinaus eine Überraschung, etwas darunter eine Enttäuschung“, so die Einschätzung Schuderers. Ergänzung: „Ich bin kein Fantast. Wir werden nicht unter die Top Drei kommen, dafür müsste schon viel passieren.“ In einer „total ausgeglichenen“ Liga wolle man zumindest den einen oder anderen ärgern.

Mittelfristig würden die Abbacher gern eine Mannschaft beisammen haben, die den Zuschauern Spaß macht. Bei den Heimspielen gegen Kosova oder Sulzbach gelang das bereits. Natürlich würde man auf der Freizeitinsel zu einem Wiederaufstieg irgendwann auch nicht Nein sagen.

Aufrufe: 012.9.2022, 07:30 Uhr
Florian WürtheleAutor