2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
„Brauchen Spieler mit Herzblut, die gerne für den BCF spielen“: Tarkan Demir (Mi.), zuletzt erfolgreicher Trainer bei Rot-Weiß Bad Tölz, möchte in Wolfratshausen eine junge Mannschaft aufbauen.
„Brauchen Spieler mit Herzblut, die gerne für den BCF spielen“: Tarkan Demir (Mi.), zuletzt erfolgreicher Trainer bei Rot-Weiß Bad Tölz, möchte in Wolfratshausen eine junge Mannschaft aufbauen. – Foto: Scheitterer

„Schwieriger Klub? So etwas reizt mich“: Neuer Coach Demir will Einheit in Wolfratshausen schaffen

Sieben Jahre in Bad Tölz

Tarkan Demir ist der neue Trainer bei der BCF Wolfratshausen. Über seine Pläne, die Zukunft und den Kader des Bezirksligisten spricht er im Interview.

Wolfratshausen – Tarkan Demir ist in der Region längst kein Unbekannter mehr. Beim SC Rot-Weiß Bad Tölz hat sich der 47-Jährige als Trainer über sieben Spielzeiten einen Namen gemacht, den Klub in die Kreisliga geführt. Nach einjähriger Schaffenspause kehrt Demir nun an die Seitenlinie zurück. Als neuen Klub hat sich der Marketingleiter einer Ortskrankenkasse ausgerechnet den BCF Wolfratshausen ausgesucht.

Jenen Fußballverein, der seit dem Abstieg aus der Bayernliga den Neuaufbau einer schlagkräftigen Mannschaft mit Perspektive bisher eher schlecht als recht bewältigt hat und bis zuletzt mit wenigstens einem Fuß im Abstiegssumpf der Bezirksliga steckte. Zum Start in die Saisonvorbereitung am Montag sprach BCF-Berichterstatter Oliver Rabuser mit dem neuen Coach.

Herr Demir, was hat Sie animiert, den BCF zu übernehmen?

Nach einem Jahr Pause habe ich gemerkt, dass die Power und die Lust wieder da sind. Voraussetzung war, dass Rahmen, Spielklasse und Mannschaft passen. Der BCF hat super Fußballplätze, ein Team in der Bezirksliga, und ich habe immer mit einem höherklassigen Engagement geliebäugelt.

Dem Ballclub haftet seit Jahren die Attitüde an, dass sich kaum jemand nachhaltig für ihn interessiert. Trotzdem sagten Sie relativ schnell zu?

Ich habe Vieles über den Verein gehört – Positives wie Negatives. Jeder weiß, dass der BCF kein einfacher Verein ist. Aber das hieß es bei Rot-Weiß anfangs auch – vor allem wegen der vielen unterschiedlichen Charaktere. So etwas reizt mich aber. Ich habe selbst Migrationshintergrund, auch wenn ich in Deutschland geboren bin. Das erleichtert es mir sehr.

Entsprechend unvoreingenommen gehen Sie Ihre neue Aufgabe an?

Sicher. Der BCF Wolfratshausen möchte etwas Neues schaffen, einen Bezug zum Landkreis herstellen. Dazu brauchst du Leute, die sich mit der Region identifizieren. Zwar kommen aktuell mehrere Spieler aus der Gegend von München, aber die Mannschaft ist eine Einheit ohne Grüppchenbildung So eine Einheit zu entwickeln ist jetzt meine Sache als Trainer.

Haben Sie mit der Abteilungsleitung über die Ziele gesprochen? Bei Ihren Vorgängern hieß es jeweils, im ersten Jahr das Team konsolidieren, dann bestmöglich weiter vorne mitspielen. Hat bekanntlich nur sehr bedingt geklappt ...

Im ersten Jahr geht es einzig darum, die Mannschaft peu á peu zu entwickeln und zu verjüngen. Viele der gestandenen Spieler sind Ü 30, die werden wir nicht mehr ewig haben. Deswegen wollen wir einige Fußballer aus der Region für uns gewinnen. Extrem wichtig ist es zudem, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Nur so kannst du eine junge Mannschaft weiterbringen. Man muss aber auch die Realität sehen: Ein Umbruch ist ein Prozess, der dauert.

Einer dieser Spieler aus der Umgebung ist faktisch Fatih Kocyigit, dessen Wechsel von Tölzer Seite bereits kommuniziert wurde?

Das stimmt. Fatih ist eine Art Ziehsohn von mir. Unsere Eltern kennen sich gut, da war schon immer eine Beziehung da. Er hat die Ambitionen, höher zu spielen, mag deswegen jetzt nach dem Abstieg von Rot-Weiß nicht noch mal in der Kreisklasse spielen. Es war ziemlich klar, dass er im Abstiegsfall aus Bad Tölz weggeht.

Und wie schaut es mit anderen Neuzugängen aus?

Auch die wird es geben. Da ist das Meiste aber noch nicht ganz offiziell und deswegen nicht spruchreif.

Wir brauchen Spieler mit Herzblut, die gerne für den BCF spielen.

Tarkan Demir über mögliche Zu- und Abgänge in Wolfratshausen.

Zum Saisonende hieß es, Mitch Rödl, Timon Hummel, Adama Diarra und Amani Mbaraka wären die einzigen Abgänge. Jetzt geht wohl Jean-Luca Dötsch zur SpVgg Haidhausen?

Jean-Luca war mit der Saison nicht zufrieden. Wir haben öfter gesprochen, und er hätte es wohl doch mit mir versucht. Aber da hatte er bei Haidhausen praktisch schon zugesagt. Wir brauchen Spieler mit Herzblut, die gerne für den BCF spielen. Auch Torhüter Simon Oppolzer wird uns verlassen, mit Ambitionen nach oben. Deswegen suchen wir neben den drei Spielern, mit denen wir noch im Gespräch sind, auch einen weiteren Torwart.

Wie lange wollen Sie denn an der Kräuterstraße arbeiten?

Mein Vertrag gilt für ein Jahr. Aber gesprochen haben wir über ein längerfristiges Projekt.

Bei Ihren Vorgängern waren hinterher gewisse Zwischentöne zu vernehmen. So hielt es Mitch Rödl mit den langjährigen Weggefährten naturgemäß recht kumpelhaft, wohingegen bei Leo Fleischer altersbedingt auch nicht die allerletzte Autorität über allem stand. Beides ging offensichtlich zulasten der Trainingsbeteiligung und -intensität. Wie werden Sie es diesbezüglich halten?

Eine gewisse Stringenz und Disziplin muss sein. Ich habe den notwendigen Abstand zu den Spielern, und für mich zählt nur die Leistung des Einzelnen. Absagen werden ohnehin schwieriger werden, da wir den Kader verbreitern wollen und dadurch der Konkurrenzkampf größer wird. Basis des Ganzen ist eine vernünftige Vorbereitung mit viel Wert auf Kraft, Ausdauer und Kondition. Läuferisch war in der vergangenen Saison doch etwas Luft nach oben, soweit ich das gesehen habe.

Bei den Heimspielen des BCF ist das große Stadion zumeist gähnend leer. Sehen Sie Ansätze, um zumindest ein Stammpublikum zu locken?

Attraktiver Fußball mit Spielern aus der Region ist mal der erste Gedanke, um den BCF für die Öffentlichkeit interessanter zu machen. Jede Vorgeschichte eines Vereins ist anders. Natürlich wäre es schön, wenn mehr Leute in Wolfratshausen zuschauen würden.

Der Eindruck für Außenstehende war zuletzt, dass es mit den Bezirksliga-Herren, der Reserve und dem Frauenteam drei Abteilungen im Verein gibt, die ohne jegliche Verbindungen nebeneinander existieren?

Der fehlende Bezug untereinander ist mir auch aufgefallen. Bei der Reserve gibt es mit mir kein Problem, die gehört definitiv dazu. Aber auch mit den Mädls wollen wir enger zusammenrücken. Wir sind schließlich ein Verein mit dem ersten Männer- und dem Frauenteam als Aushängeschilder. Bei den anderen Mannschaften zuzuschauen und sich gegenseitig zu unterstützen, wäre aus meiner Sicht ein erster guter Schritt zur Gemeinschaft. Und auch die Reserve ist ein wichtiger Posten im Klub.

Aufrufe: 020.6.2023, 08:00 Uhr
Redaktion Isar-LoisachboteAutor