2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Katharina Lapp @bolzplatzfotografie

Schermbeck nimmt sich selbst aus dem Aufstiegsrennen - das sagt Salha!

Als am Mittwochmittag die Bewerber für die Regionalliga-Saison 2024/25 vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) veröffentlicht wurden, fehlte ein Name überraschend.

Der SV Schermbeck hat kurzfristig doch darauf verzichtet, die Lizenz für die vierthöchste Spielklasse zu beantragen. Dass dies nicht nur der sportlichen Durststrecke geschuldet ist, berichtet Coach Sleiman Salha ausführlich gegenüber FuPa Westfalen.

>>> alle 36 Regionalliga-Bewerber in der Übersicht

"Der Verein hat im Winter schon sehr transparent formuliert wie die Sachlage bezüglich eines Aufstiegs in die Regionalliga aussieht. Unter anderem kam es nicht in Frage in ein Ausweichstadion zu gehen. Der Vorstand hatte den klaren Wunsch, Regionalliga nur in Schermbeck im Waldstadion zu spielen. Alles andere wäre aus organisatorischen, emotionalen und finanziellen Gründen nicht realisierbar gewesen. Spätestens, als die Begehung mit dem Westdeutschen Fußballverband stattfand, wurde uns schon signalisiert, dass es klappen kann, aber nur mit einem enormen finanziellen Aufwand. Auch der Herr vom Verband stellte das in Frage", führt Salha aus, dass insbesondere die infrastrukturelle Herausforderung Probleme gemacht hat.

"In den letzten Jahren wurde in Schermbeck das Abrahamhaus gebaut, ein neuer Kunstrasen gebaut, der Rasen wird dieses Jahr komplett erneuert, ein weiterer kleiner Kunstrasen hinter dem Rasen gebaut und generell entsteht etwas rund um das Waldstadion, welches natürlich durch Fördergelder, aber auch durch Eigenleistung seitens des Vereins gestemmt wird. Dieser Prozess dauert auch noch an. Wenn der Verein jetzt einen Gehweg für Gästefans für 75.000€ nicht bauen kann bzw. möchte, kann ich das zu 100% nachvollziehen und unterstütze das. Es macht nämlich überhaupt keinen Sinn, für das Abenteuer Regionalliga das umzusetzen", erklärt der Chefcoach enttäuscht zu den Hürden des WDFV.

"In den letzten Wochen wurden verschiedene Investoren und auch die Gemeinde ins Boot geholt. Wir wollten uns natürlich mit dem Antrag weiter die Tür offen lassen, es zu probieren und haben auch auf die Gemeinde gehofft. Der Plan war den Antrag zu stellen und parallel weiter zu versuchen, Lösungen zu finden. Aber dass unser Vorstand nun keine Risiken eingehen möchte, kann ich natürlich absolut nachvollziehen. Der SV Schermbeck ist und bleibt ein solide geführter Verein, der sein Etat in den letzten 10 Jahren minimal angepasst hat, aber diesen nicht weiter nach oben schrauben kann und wird. Und das akzeptiere ich als Trainer voll und ganz", zeigt sich Salha verständnisvoll bezüglich der Entscheidung des Vereins.

Zur Niederlagenserie gibt er an: "Zu allem Übel - und das ist natürlich auch der erste große Anhaltspunkt in der ganzen Thematik Regionalliga - passen aktuell die Ergebnisse nicht. Wir erleben unsere erste Schwächephase, die es in sich hat und in einer Zeit kommt, wo unsere Konkurrenten alle Punkten und konstant sind. Es hat daher aktuell auch sportlich nicht geklappt, was natürlich der größte und wichtigste Faktor gewesen ist. Da hat am Ende zu viel gefehlt."

Abschließend macht er klar, dass es keine Zweifel an der Motivation für eine erfolgreiche Restsaison gibt: "Wir sind extrem motiviert, die beste Oberliga-Mannschaft vom SV Schermbeck der letzten Jahre zu sein. Die Jungs sind wirklich charakterlich alle top und gehen im Training und den Spielen an ihre Grenzen. Auch wenn es gerade natürlich nicht passt von den Ergebnissen her, aber jedes Spiel hat seine eigene Geschichte, muss man auch ganz klar sagen. Wir versuchen das auch einzuordnen und jetzt Sonntag zu gewinnen. Zusätzlich kommen aber auch emotionale Spiele dazu. Nächste Woche spielen wir in Wattenscheid bei meinem Freund Christopher Pache. Danach kommt Erkenschwick zum Derby, wo ich gegen meinen alten Trainer Magnus Niemöller spiele. Unter anderem spielen wir auch noch in Siegen vor einer großen Zuschauerkulisse. Auch da beginnt jedes einzelne Spiel mit einer neuen Motivation und darauf freuen wir uns und wollen diese Oberligasaison weiter erfolgreich bestreiten, die ich mir jetzt auch nicht kaputt reden lasse von dem schlechten März."

In die Zukunft blickt Salha, der für die kommende Saison noch keinen Vertrag besitzt und bald auch seine A-Lizenz erwerben möchte, weiterhin positiv: "Der Traum von der Regionalliga bleibt natürlich, aber es wird nicht einfacher, zumal wir registrieren wie andere Vereine aufrüsten und den absoluten Drang verspüren, die Oberliga Westfalen zu verlassen. Wir fühlen uns sehr wohl in dieser Liga und sind zu einer attraktiven Adresse gereift. Wir wollen auch nächste Saison weiter zu den Topvereinen der Oberliga gehören. Dann nach drei Jahren Wartezeit in unserem neuen Schmuckstück Waldstadion auf einem Top Rasenplatz mit einer sehr guten Infrastruktur für Oberliga-Verhältnisse."

Zu den finanziellen Gründen hat der Vorsitzende Günter Beck in der Lokalpresse "Dorstener Zeitung" erklärt: "Ich habe bis zuletzt auf einen Fingerzeig der Gemeinde gewartet, inwieweit sie uns finanziell unterstützen könnte." Doch das Signal aus dem Rathaus war eindeutig. „Als Mitglied des Gemeinderates hatte ich das Thema dort natürlich schon auf den Tisch gebracht. Doch die Kassen der Kommunen sind leer. Die Chance, Geld von der Gemeinde zu bekommen, sind bis Mitte 2025 gleich null. Das Risiko, in Vorleistung zu treten, erschien uns doch zu groß. Wer weiß, wie sich die Finanzlage der Kommunen angesichts der Flüchtlingsproblematik weiterentwickelt."

Aufrufe: 03.4.2024, 13:30 Uhr
redAutor