„Ronn vu Lëtzebuerg“: eine Fußballrecherche per Fahrrad

„Das Gedächtnis des Fußballs“ betitelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Hardy Grüne einst – wenn einem in diesem und im Zusammenhang mit dem luxemburgischen Fußball spontan Arno Funck einfällt, dann ist dies kein Zufall. Grüne und Funck, Betreiber des Online-Archivs fussball-lux.lu, kennen sich. Fußball vereint die Menschen halt seit eh und je und auf verschiedensten Ebenen.

Ein Deutscher, der über den luxemburgischen Fußball schreiben wird – ob das überhaupt gut geht? Grundsätzlich machen wir uns darüber keine Sorgen, wollten von Grüne aber dennoch wissen, wie man bei unserem großen Nachbarn im Osten die Entwicklung des Fußballs im Großherzogtum sieht. „Als Deutscher kriegt mach nicht viel mit von euch, weder vom Vereinsfußball noch von der Nationalmannschaft. Ab und zu spielt immerhin jemand in der Bundesliga“ so Grüne im Gespräch mit FuPa. Die höchste deutsche Profiliga verfolgt er zwar nicht intensiv, dennoch fällt ihm auf Anhieb Leandro Barreiro ein - „der hat kürzlich mit Mainz die Bayern geschlagen“. Aus der Vergangenheit sind ihm spontan Namen wie Jeff Strasser aber auch Armin Krings in Erinnerung.

Grund dafür ist, dass der mittlerweile 60-Jährige seinen Fokus eher auf den lokalen und regionalen Fußball legt, was auch an seiner „Ronn vu Lëtzebuerg“ ersichtlich wird. „Als Fußballhistoriker fällt mir natürlich sofort Jeunesse Esch ein, die einst im Europapokal gegen die Bayern spielten. Das war ja diese wunderbare Zeit, in der die kleineren Vereine solche Begegnungen tatsächlich noch zuhause austragen konnten.“ Natürlich waren aber auch Grüne Düdelingens Auftritte in der Gruppenphase der Europa League vor einigen Jahren nicht verborgen geblieben.

„Eine spannende Frage, die ich mitbringen werde, ist die nach den vielen Fusionen bei euch, auch im höherklassigen Fußball“ zeigt sich Hardy Grüne durchaus im Vorfeld seiner Recherche-Reise, die er übrigens wie alle seine Touren größtenteils per Fahrrad absolvieren wird, bereits gut informiert. Verbindungen aus seinem Heimatland Deutschland nach Luxemburg sucht der Autor ebenfalls, wie z.B. das aus Sicht eines Historikers quasi nicht zu vermeidende Thema der deutschen Besatzung Luxemburgs im zweiten Weltkrieg. In vielen der älteren luxemburgischen Stadien stehen heute noch Gedenktafeln an gefallene Spieler oder Vereinsmitglieder. In diesem Zusammenhang wird auch versucht, Kontakt zum Professor in Geschichte und ehemaligen Jeunesse-Spieler Denis Scuto herzustellen.

„Vor einigen Jahren habe ich einen Reisebericht über das Müllerthal und das Ösling gesehen und war beeindruckt“. Fußball, Kultur, Reisen und Radfahren kommen bei Grüne fast immer zusammen auf das Menü. Auf der anderen Seite fragen sich bestimmt einige, wieso Grüne, in Dortmund geboren, nicht zum BVB geht sondern zu Göttingen 05 in der Stadt, in der er seit langem lebt. „Dafür gibt es tausende von Gründen, aber Göttingen 05 ist zunächst einmal vier Jahre älter als die Borussia“ schildert er schmunzelnd einen „ganz entscheidenden“ dieser Gründe. Das Lokale, das ihn auch heute noch fasziniert, führte ihn einst zum Verein seiner damals neuen Stadt.

„Ich bin sehr neugierig auf alle Geschichten, die mir im Laufe meiner Tour durch Luxemburg erzählt werden“ - diese Aussage Grünes ist gleichzeitig eine Aufforderung an Spieler, Fans, Vereinsmenschen usw. sich bei ihm zu melden. Er möchte die Ultras von den M-Block Fanatics über die der Escher Jeunesse bis hin zu den Fans kleinerer Clubs wie Kehlen oder Diekirch, um nur einige wenige zu nennen, kennenlernen.

Interessenten können sich gerne bei ihm per E-Mail melden (info@hardy-gruene.de), um Gesprächstermine – immer im lockeren Umfeld und gerne bei einem Kaffee im Vereinslokal o.ä. - mit ihm auszumachen. Seine komplette Route inkl. Termine, wann man ihn wo antreffen kann, findet ihr auf seiner Website.

Schließlich werden wir gespannt sein und können es kaum erwarten, später irgendwann sein Buch über unseren Fußball in den Händen zu halten!