2024-04-29T14:34:45.518Z

Spielbericht
Gegen Sonsbeck hat Ratingen 04/19 überzeugend gewonnen.
Gegen Sonsbeck hat Ratingen 04/19 überzeugend gewonnen. – Foto: Saysay M

Ratingen 04/19 zeigt die richtige Reaktion

Mit 4:1 gewinnt der Oberligist am Mittwochabend daheim gegen den starken Aufsteiger SV Sonsbeck. Dieselbe Startelf, die beim 1:1 in Cronenberg enttäuschte, zeigt nun, dass sie es besser kann. Ilbay, Busch, Nowitzki und Yesil treffen.

Martin Hasenpflug hatte am Mittwochabend dieselbe Startelf für Ratingen 04/19 gegen den SV Sonsbeck nominiert, die am Sonntag noch 1:1 beim Kellerkind Cronenberger SC gespielt hatte – ein Auftritt den der Trainer im Nachhinein als „in Summe enttäuschend“ eingestuft hatte. Doch obwohl er weder personell noch positionsbezogen Änderungen vornahm, zeigte sein Team vier Tage später ein ganz anderes Gesicht und besiegte den bislang besten Aufsteiger dieser Saison der Oberliga Niederrhein völlig verdient mit 4:1 (2:0). „Obwohl es gegen Cronenberg kein gutes Spiel war, habe ich allen Spielern vertraut. Ich weiß ja, was sie können, und heute hatten sie die Möglichkeit, das zu zeigen und haben sie genutzt“, sagte Hasenpflug.

Von Anfang an war es im heimischen Sportpark ein anderes Spiel – einerseits, weil Sonsbeck munter mitspielte und mit viel Tempo viel Personal in die Offensive brachte, vor allem aber auch andererseits, weil die Ratinger viel mehr Aggressivität, Laufintensität und Kommunikation einbrachten. Allen voran Pierre Nowitzki, den Hasenpflug wieder für den gesperrten Emre Demircan aus dem defensiven Mittelfeld nach vorne ins offensive gezogen hatte, fiel durch seine vielen Ansagen auf, die allesamt positiv gegenüber seinen Mitspielern waren. „Umso öfter man miteinander spielt, desto besser laufen die Abläufe – dann ist es auch einfacher, auf dem Platz zu coachen“, erklärte Nowitzki und ergänzte: „Es haben aber von Anfang an alle mehr gemacht. Dann ist es auch einfacher, zu kommunizieren, wenn man alles im Blick hat.“

Diese mannschaftliche Geschlossenheit muss für 04/19 der Maßstab für die weiteren Spiele sein, sie war der Schlüssel für ein überlegenes Spiel, das gleich gut begann: Tom Hirsch hatte schon nach fünf Minuten den ersten Abschluss im Gästestrafraum, monierte dabei ein Handspiel des Gegners, bekam aber keinen Strafstoß. Wieder nur fünf Minuten später lag der Ball aber im Netz der Gäste: Linksverteidiger Ali Can Ilbay hatte einen Freistoß von rechts scharf vor das Tor getreten, vor dem viel Verkehr herrschte, niemand kam mehr an den Ball, auch Sonsbecks Torwart Tim Weichelt nicht – so schlug er links unten ein.

Sonsbeck verzeichnete erst in der 16. Minute einen Abschluss, der weit am Ratinger Tor vorbeiging, ansonsten hielten die Gastgeber die Gäste durch ihr eigenes intensives Spiel meist aus der gefährlichen Zone. Sie liefen immer wieder an und hatten so hohe Ballgewinne, mit denen sie sich pushten – ein ganz anderes Bild als in Cronenberg, wo sie miteinander oft gehadert hatten. Nun drückten die Ratinger die Sonsbecker weit in ihre Hälfte und holten etliche Ecken heraus: Drei in Folge zog Ilbay von rechts zwischen der 35. und 36. Minute scharf aufs Tor, die Gäste hatten da aber immer wieder die Lufthoheit, und einen Schuss von Ilbay parierte Torwart Weichelt. Dann holte Ilbay im Zusammenspiel mit Mike Koenders, der mit vielen guten Pässen auffiel, eine Ecke auf der linken Seite heraus, die Ali Hammoud auf den zweiten Pfosten brachte: Den Kopfball von Innenverteidiger Phil Spillmann hielt Weichelt noch, gegen den Nachschuss von Rechtsverteidiger Simon Busch war er chancenlos (40.). „Beide Außenverteidiger haben getroffen“, freute sich Hasenpflug später.

Wichtige Pausenführung für Ratingen

Der Trainer war natürlich auch mit dem Halbzeitstand und den „psychologisch wichtigen Zeitpunkten“ der Treffer früh im Spiel und kurz vor der Pause sehr einverstanden, und nach dem Seitenwechsel wurde es direkt wieder gefährlich: Eine Hereingabe von Busch von rechts verwertete Hammoud am zweiten Pfosten, der Treffer zählte aber wegen einer Abseitsstellung nicht (49.). Die Ratinger blieben aber bei ihrem Spiel, erneut zog Busch einen Ball von rechts in den Strafraum, die Sonsbecker klärten ihn in die Mitte – wo Nowitzki das Spielgerät aus der Luft direkt nahm und links unten versenkte zum 3:0 (53.).

Für den Zugang vom VfB Homberg war es das erste Saisontor, die etwas offensivere Rolle schien ihm in Cronenberg nicht zu liegen, nun gegen Sonsbeck dagegen schon. „Ich habe die Position auch in Homberg schon mal gespielt – es ist nicht meine Kernposition, aber ich mache einfach das, was ich kann: ich laufe“, sagte der 29-Jährige lachend und ergänzte ernst: „Ich bin froh, wenn ich spiele, und wenn ich der Mannschaft helfen kann, ist es egal, wo. Und wenn ich dann noch treffe, umso besser.“

Wilde Schlussphase

Nach 77 Minuten ging Nowitzki vom Feld, Hasenpflug stellte sein 4-2-3-1-System durch die Hereinnahme von Melvin Ridder nun auf ein 4-4-2 um, zuvor hatte er schon Samed Yesil für Stürmer Yassin Merzagua gebracht. Zufall oder nicht – Nowitzki war gerade drei Minuten nicht mehr auf dem Feld, da kam Sonsbeck zum Anschlusstreffer. Eine Ecke von rechts spielten die Gäste kurz, Yesil konnte die Flanke nicht verhindern, in der Mitte stieg Robin Schoofs hoch und wuchtete den Ball unter die Latte (80.).

Nun wurde das Spiel noch einmal wilder als nötig: Erst vergab der für Hirsch eingewechselte Darko Tomic aus acht Metern frei vor dem Tor nach Zuspiel von Hammoud (86.), dann klatschte der Ball auf der Gegenseite nach dem Schuss von Schoofs an den Innenpfosten und von dort in die Arme von 04/19-Torwart Dennis Raschka (88.). Dann schickte Spillmann Ridder, der im Strafraum erst ins Eins-gegen-Eins ging und dann aus der Drehung wuchtig abschloss, aber in Weichelt seinen Meister fand (89.), dann machte letztlich Yesil alles klar: Den nächsten präzisen langen Ball aus der Ratinger Abwehr nahm der Ex-Profi mit in die gegnerische Hälfte, sah kurz hoch und dabei, dass Weichelt herausgekommen war, sodass er ihn mit einem halbhohen Schuss ins leere Tor überwinden konnte, weil der Torwart außerhalb des Strafraums nicht mit den Händen zum Ball gehen konnte – Schlusspfiff.

Der Unterschied zum Cronenberg-Spiel war eben nicht nur das Ergebnis, sondern auch das Spiel von 04/19. Nowitzki erklärte: „Wir waren jetzt von Anfang an aktiver gegen den Ball und haben uns etwas weiter zurückgezogen. Das hat uns gut getan. In Cronenberg waren die Räume im Mittelfeld noch zu groß.“ Hasenpflug freute sich über drei Punkte „gegen einen guten Gegner, der auch schon gute Ergebnisse geholt hat“, mahnte aber auch: „Was mir nicht gefallen hat, war, dass wir nach dem 3:0 die Ordnung zum Teil aufgegeben haben und der Gegner so zu Chancen gekommen ist. Das müssen wir in Zukunft besser machen, egal, wie der Spielstand ist. Auch spielerisch haben wir noch Potenzial. Das Ziel muss sein, dass wir uns weiter stabilisieren.“ Einstweilen war es aber in jedem Fall die richtige Reaktion von Ratingen 04/19 auf das 1:1 in Cronenberg.

Aufrufe: 013.10.2022, 13:15 Uhr
Georg AmendAutor