2024-05-08T14:46:11.570Z

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Mit Louis von Ahnen, Manfred „Goofy“ Koslowski und Daniel Wessels standen für den SV Burweg Fußballer aus drei Generationen auf dem Platz.
Mit Louis von Ahnen, Manfred „Goofy“ Koslowski und Daniel Wessels standen für den SV Burweg Fußballer aus drei Generationen auf dem Platz. – Foto: Berlin

Opa „Goofy“ schreibt Geschichte: In Burweg spielt die Familienbande Fußball

Drei Generationen gleichzeitig auf dem Platz

Mehr als 2000 Fußballspiele hat der Burweger Manfred „Goofy“ Koslowski bestritten. Sein letztes am Samstag in Agathenburg. Der 70-Jährige hat sich dabei einen Traum erfüllt. Denn aus einer fußballverrückten Familie standen drei Generationen auf dem Platz.

Es ist Samstag, 17.44 Uhr. Im Spiel zwischen Agathenburg/Dollern und dem SV Burweg läuft die 88. Minute. Burwegs Trainer Berti Marcus ruft "Manfred" Richtung Auswechselbank. Der Coach lacht. Seit Jahrzehnten hat zu Manfred Koslowski kein Mensch mehr Manfred gesagt. Alle kennen den 70-Jährigen nur unter seinem Spitznamen "Goofy". Berti Marcus wechselt Goofy für Leon Stelling ein. Der SV Burweg schreibt ein Kapitel Vereinsgeschichte.

Drei Generationen gleichzeitig auf dem Platz

Denn mit Goofy Koslowski (70), Daniel "Jack" Wessels (41) und Louis von Ahnen (18) stehen drei Generationen einer Burweger Familienbande jetzt gleichzeitig in einem Pflichtspiel auf dem Platz. Louis von Ahnen ist der Enkel von Goofy. Daniel Wessels ist der Stiefvater von Louis und der Schwiegersohn von Goofy.

Goofy Koslowski gilt in Burweg als eine Legende. Mit 70 Jahren soll Schluss sein mit dem Fußball. Der Verein gewährt seinem Kultspieler mit den zwei Minuten gegen Agathenburg/Dollern eine letzte Gunst und erfüllt ihm einen Lebenstraum. Sogar die Anhänger des gastgebenden SV Agathenburg/Dollern applaudieren.

Mehr als 2000 Fußballspiele in 63 JahrenGoofy Koslowski bestritt im Jahr 1960 für den TuS Güldenstern Stade sein erstes Pflichtspiel. Danach kickte er zehn Jahre lang für den MTV Himmelpforten. Mittlerweile spielt er seit 40 Jahren in Burweg. Seit 22 Jahren lebt er im Dorf. Berti Marcus hatte ihn vor ein paar Wochen beim Rasenmähen angesprochen, ob er nicht am letzten Spieltag in der 1. Kreisklasse seinen letzten Einsatz bestreiten wolle. Das Abschiedsspiel sollte im vergangenen Jahr über die Bühne gehen. Doch damals hat es erstens nicht gepasst, und zweitens spielte Enkel Louis von Ahnen noch in der Jugend der SV Drochtersen/Assel. "Unsere ganze Familie ist fußballverrückt. Das ist heute ein schöner Abschluss", sagt Goofy.

Mit 55 Jahren noch für Burwegs Erste im Einsatz

Geschätzt hat Goofy Koslowski in seiner aktiven Laufbahn mehr als 2000 Spiele bestritten. Früher war er Libero. Heute steht er immer noch in der Abwehr. Immer "ziemlich rustikal" und mit einem Hang dazu, sich mit dem Schiedsrichter anzulegen. In den mehr als 2000 Spielen handelte sich Goofy ähnlich viele Gelbe Karten ein. Mit 55 Jahren kickte er noch regelmäßig für die erste Mannschaft. Er spielte bei den Alten Herren schon mit seinem Sohn und seiner Tochter zusammen. In der Montagsrunde der Freizeitsportler ist er Stammgast.

Bei kaum einem der 2000 Spiele war Goofy Koslowski nur annähernd so aufgeregt wie am Samstag in Agathenburg. "Er ist nervös und geht wahrscheinlich vor seinem Einsatz noch zwei Mal pinkeln", sagt Coach Berti Marcus und schmunzelt. Goofy schnacke mehr als normalerweise. Der Redefluss auf der Auswechselbank ebbt nicht ab. "Gleich werden sie mir einen roten Teppich ausrollen", raunt Goofy seiner Enkelin zu, die sich auf seinen Schoß gesetzt hat. "Die Kehle hat er sich schon warm gesabbelt", sagt eine Dame vor seiner Einwechslung.

Burweg sieht beim 1:4 kein Land gegen Agathenburg

Das Spiel gegen Agathenburg/Dollern könnte besser laufen. Daniel Wessels sieht im Burweger Sturm kaum einen Stich gegen die robusten Agathenburger Defensiven. Und Louis von Ahnen, der vor dieser Saison Angebote von Bezirksligisten ausgeschlagen hatte, weil er lieber mit seinen Kumpels in Burweg spielen wollte, hat als Innenverteidiger alle Hände voll zu tun gegen die schnellen Spitzen des Gastgebers.

Irgendwie ist die Luft raus. Wer die Punkte in diesem Duell der im Mittelfeld Platzierten gewinnt, ist letztendlich zweitrangig. Alles wartet auf den Showdown in der 88. Minute. Goofys Enkel Louis wird nach dem Abpfiff darüber sagen: "Ich werde mich mein ganzes Leben lang an diesen Tag erinnern."

Sieben Minuten vor dem Abpfiff erhebt sich der Altmeister von seinem Platz auf der Reservebank und zieht seine an den Rändern ausgeleierte Bandage über das rechte Knie. Er trabt ein wenig im Schatten des Flutlichtmastes, kreist kurz die Arme, stemmt seine Hände in die Hüften und bewegt den Rumpf nach links und rechts. Fertig.

Auf dem Platz hat Agathenburg/Dollern gerade das vierte Tor zum 4:1 erzielt, als Berti Marcus Goofy in den Arm nimmt und dem Schiedsrichter den Wechsel anzeigt. Unter Applaus läuft Goofy in die Innenverteidigung. Er reiht sich neben seinem Enkel in der Viererkette ein. Der Arbeitsnachweis seines letzten Spiels, dass zwei Minuten später beendet ist: drei Ballkontakte, drei Pässe, eine hundertprozentige Passquote, kein Zweikampf und eine Laufleistung von 120 Metern.

Team feiert und schaut das DFB-Pokalfinale

Manfred "Goofy" Koslowski strahlt. Er holt die Jungs zum Foto zusammen. Louis von Ahnen und Daniel Wessels nimmt er in den Arm. Das Team fährt zurück nach Burweg, feiert den Saisonabschluss und schaut das DFB-Pokalfinale. Ein Burweger Spieler überlegt laut, was der Abend so bringen wird. "Wahrscheinlich wird Goofy spätestens um zehn Uhr seinen Vertrag um ein Jahr verlängern."

Aufrufe: 05.6.2023, 10:00 Uhr
Tageblatt / Von Daniel BerlinAutor