2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
Eine eher unsichtbare Legende des FC Künzing: Betreuer Erich Nirschl.
Eine eher unsichtbare Legende des FC Künzing: Betreuer Erich Nirschl. – Foto: Karl-Heinz Hönl

»Ohne Schmacko wäre der FC Künzing nicht der, der er ist«

Seit 1991 ist Erich "Schmacko" Nirschl Betreuer des FC Künzing +++ Teammanager Daniel Seidl: "Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu sehr über ihn ins Schwärmen zu geraten, sonst wird's unglaubwürdig"

Die Winterpause hat auch ihre guten Seiten - selbst für einen Fußballholic wie Erich Nirschl. So konnte er kurz nach dem Jahreswechsel das leidige Prozedere einer Wurzelbehandlung hinter sich bringen, ohne sich um seinen FC Künzing sorgen zu müssen. Denn seit 33 Jahren ist der derzeitige Bezirksligist seine große Leidenschaft. Vielleicht noch eine Stufe drüber: Die Römer sind der Lebensinhalt des alleinstehenden Mannes. Und seine große Liebe lässt man bekanntlich nicht im Stich, selbst in Ausnahmesituation. Gott sei Dank rollt aber derzeit der Ball nicht...

Erich Nirschl wäre auch nicht Erich Nirschl, wenn er sich über Jahre hinweg nicht einen Plan B für den Fall der Fälle zurecht gelegt hätte. Denn dass der 58-Jährige nicht überall gleichzeitig sein kann, wenn beim FCK die drei Herrenmannschaften gleichzeitig spielen, liegt auf der Hand. Und ab und an ist man halt auch mal krank – ob man will oder nicht. "Deshalb habe ich einen Betreuerstab aufgebaut", erklärt Nirschl, den alle eigentlich nur Schmacko nennen. "Jeden Mittwoch vor einem Spieltag-Wochenende treffen wir uns - und besprechen, wer was macht und wohin fährt."

Es wird nichts dem Zufall überlassen. Es gibt aus diesem Grund klare Vorgaben, wie Getränke, Trikots, Obst & Co. vorbereitet werden. "Das macht abwechselnd immer einer von uns, sonst gibt’s Chaos", referiert der 58-Jährige. "Auch ist nicht immer nur einer bei der Ersten, Zweiten oder Dritten Mannschaft. Wir schauen, dass am Ende jeder Betreuer ungefähr die gleiche Anzahl an Kilometern gefahren ist." Zudem möchte Schmacko, das liegt in seiner Natur, niemanden bevorzugen oder benachteiligen.

Er versteht einen Verein nicht als künstliches Konstrukt, sondern als Familie. Das Prinzip der „Elf Freunde“ ist für ihn kein Relikt der Vergangenheit oder gar ein Traum, sondern Grundbasis. "Damit alles funktioniert, hat jeder seine Rolle. Ich bin eben Betreuer“, macht er deutlich. Angesprochen darauf, ob es nicht nervt, immer im Hintergrund zu arbeiten und sog. "Idiotenaufgaben" zu erledigen, während andere im Fokus der Öffentlichkeit stehen, antwortet das Künzinger Urgestein, das eigenen Angaben zufolge bis zu 15 Stunden pro Woche im Einsatz ist: "Daran denke ich gar nicht. Mir macht genau das, was ich mache, Spaß. Außerdem bin ich ein Gesellschaftsmensch. Ich stelle mich gerne in den Dienst der Allgemeinheit."

Genau diese Selbstlosigkeit ist es, was den Amateurfußball ausmacht und ihm am Leben hält. "Solche Typen wie Erich sterben aber leider immer mehr aus“, weiß nicht nur Daniel Seidl, Ex-Kapitän und Teammanager der FC-Bezirksligamannschaft. "Und genau deshalb muss aufpassen, nicht zu sehr ins Schwärmen zu geraten, wenn ich über Erich rede. Sonst wird’s unglaubwürdig." Aber es sei einfach "unbezahlbar", was der 58-Jährige für die Römer macht – und auch wie. "Er ist die gute Seele und überall bekannt. Von ihm gibt es kein schlechtes Wort, nie. Und was seine Aufgaben betrifft, kann man sich zu 1000 Prozent auf ihn verlassen. Ohne Erich wäre der FC Künzing nicht der, der er ist."

Auch wenn es so klingt, aber: Es ist bei Weitem alles nicht alles Sonnenschein im Betreuer-Dasein von Erich Nirschl. Niederlagenserien und Abstiege machen den 58-Jährigen schwer zu schaffen, wie er zugibt. "In solchen Momenten denke ich sogar ans Aufhören." Aber nur kurz. Denn schnell rückt dann das Miteinander wieder in den Vordergrund. Und zudem produzierte der FC Künzing in den vergangenen Jahren durchwegs positive Nachrichten. Nicht nur deshalb steht für Erich Nirschl fest: "Ich mache das, solange ich gesund bleibe. Und ich gehe davon aus, dass ich das noch lange bin." Und bei kleineren Wehwehchen wie einer Wurzelbehandlung hofft er darauf, dass sie in die fußballfreie Zeit fallen – und auch der Plan B liegt bereit...

Aufrufe: 015.1.2024, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor