Am vergangenen Samstag fand bekanntlich der 106.Kongress der FLF in Düdelingen statt. Man sah dort einen besorgten und nachdenklichen Vorsitzenden, dessen Vorstand drei neue Mitglieder bekommen wird.
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Bevor es zu den Wahlen kam, bei denen sich der ehemalige und langjährige FLF-Mitarbeiter Erny Decker mit 639 Stimmen haushoch durchsetzte und sich in einem Fernsehinterview demütig sich seiner Verantwortung bewusst zeigte, gab sein einstiger Chef Paul Philipp ein sehr nachdenkliches Bild ab.
In seiner Ansprache an die anwesenden Vereinsvertreter sprach der Präsident davon, dass die Zuschauerzahlen in den letzten Jahren in der BGL Ligue dramatisch zurückgegangen sind und machte mehrere Ursachen aus und wies darauf hin, dass die Fans auch ein wichtiger Punkt in der Außendarstellung seien.
Er lieferte aber auch einen Ansatz mit, wie man eventuell wieder Anhänger zurückgewinnen könnte – und das nicht nur in der höchsten Liga. Insgesamt rund 2.400 junge Spieler würden aus den Kategorien Cadets (U17) und Junioren (U19) herauswachsen. Philipp würde sich freuen, diese künftig in 1.Mannschaften wiederzufinden. Sprich: der Vorsitzende des größten Sportverbandes Luxemburgs sagte zwischen den Zeilen, dass Vereine mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen sollten.
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Um den zuletzt vermehrt aufgetretenen Aggressionen auf Fußballplätzen entgegenzuwirken, erklärte Philipp dieses Thema zur Priorität. Man dürfe sich nicht scheuen, eine Arbeitsgruppe zu dem Thema einzurichten.
Der Fußball müsse Verantwortung übernehmen und dürfe sich nicht hinter Aussagen, wie dem, dass Gewalt ein gesellschaftliches Phänomen oder Problem sei, verstecken. Abschließend dankte Paul Philipp dem aus seinem Vorstand austretenden Schiedsrichterobmann Charles Schaack, der Kongress schloss sich mit Applaus an.
In ihren jeweiligen Reden gingen COSL-Präsident André Hoffmann und Sportminister Georges Mischo u.a. auf den Statut des bezahlten Sportlers ein. Während Hoffmann auch den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor z.B. übermäßigem Druck von außen einging (das sog. „Safeguarding“), stellte Mischo u.a. zusätzliche Mittel für den Sport in Aussicht.
Ein Ziel des Sportministeriums sei es, die organisatorischen Kapazitäten der Vereine zu stärken. Neues gab es auch in Sachen „Médico sportif“. Über die bekannte Plattform myguichet.lu kann der medizinische Status eines Sportlers eingesehen werden, weiter gibt es mittlerweile auch zugelassene Ärzte, die den „Médico“ ausstellen können, so dass Sportler sich dafür nicht mehr zwingend in ein entsprechendes Zentrum begeben müssen. Damit sollten sich Wartezeiten verkürzen.
Nachdem der Kongress alle Jahresberichte als auch die Finanzberichte trotz eines Verlusts von rund 230.000 Euro mit nur sehr wenigen Enthaltungen und Gegenstimmen angenommen hatte, wurde der Verwaltungsrat entlastet.
Es folgten diverse Änderungen von Reglementen und Artikeln der Satzung, wobei der Punkt zum Absolvieren der verbleibenden Restspielzeit von abgebrochenen Partien kurzfristig von der Tagesordnung genommen wurde, da noch zu viele Fragen zu dem Thema offen seien, wie Jurist Marc Diederich erklärte.
Votiert wurde u.a., dass die untere Altersgrenze, bei denen Mädchen bei 1.Mannschaften mitspielen dürfen, schrittweise von 14 auf 16 Jahre angehoben wird. Außerdem dürfen künftig Spieler einer 3.Mannschaft siebenmal in der 1.Mannschaft eingesetzt werden, bevor sie nicht mehr für die dritte spielberechtigt sind.
Mit Spannung wurden die Ergebnisse der Wahlen erwartet. Und trotz zehn Kandidaten für fünf Posten erhielten die Gewählten allesamt im ersten Durchgang die nötige Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang überflüssig wurde. Wie eingangs erwähnt setzte sich Erny Decker haushoch durch. Wiedergewählt wurden Tun Di Bari und Leo Hilger.
Neben Decker kommen auch Alain Hamer und Alex Krueger neu in den Vorstand der FLF. Beide ehemaligen Schiedsrichter bestanden auf der noch zu bestimmenden Nachfolge von Charles Schaack vor dem Kongress besonders im Mittelpunkt und sie liefen quasi gleichauf im Ziel ein: Hamer erhielt 451 Stimmen, Krueger 450. Mit der Wahl von Decker und Krueger dürfte die „Fraktion“ von Präsident Paul Philipp die stärkste innerhalb des Vorstandes bleiben.
Zusammen mit Tun Mestre sind jetzt drei ehemalige Unparteiische im Vorstand der FLF vertreten. „Wir müssen die Situation nehmen wie sie ist“ erklärte Alex Krueger gegenüber FuPa. „Wir sind drei Schiedsrichter, Alain Hamer und ich sind mit einer Stimme Unterschied gewählt worden. Wir müssen jetzt zusammen versuchen, den CAF und die Schiedsrichter noch weiterzubringen.
Es ist eine Situation, mit der wir nicht gerechnet hatten. Wir müssen jetzt zusammen schauen, das irgendwie in den Griff zu bekommen. Wir müssen schauen, woran es lag, dass die Abstimmung so eng ausfiel. Wir werden nicht erfahren, welche Vereine mit welchem der Kandidaten zufrieden waren. Zu zweit haben wir über 900 Stimmen erhalten, das ist für das Schiedsrichterwesen viel.“
Alain Hamer: „Die Abstimmung spiegelt ja den Wunsch der Vereine wider. Wir haben beide über 900 Stimmen bekommen, das heißt ja auch, dass die Vereine im Schiedsrichterwesen etwas ganz Anderes haben wollen. Wir hofften, dass wenigstens einer von uns beiden in den Vorstand kommen würde. Jetzt sind wir alle beide drin. Ich finde es ist ein schöner Tag für das Schiedsrichterwesen und das sollen wir feiern.
Es ist jetzt zu früh, um über die Postenverteilung zu sprechen und wer Vorsitzender des CAF wird. Das machen wir beide in aller Ruhe, deswegen haben wir uns auch jetzt gleich hier beim Kongress getroffen und gegenseitig gratuliert. Wir kommen sehr gut klar miteinander und ich denke nicht, dass da irgendwelche Probleme auftreten werden.“