2025-11-28T07:03:18.113Z 1764314015114

Interview
– Foto: René Diebel

Mit Leidenschaft an der Linie

Andreas Hüsken über Fußball, Fairness und FuPa

Zwischen Polizeidienst, Familienleben und Fußballplatz - Andreas Hüsken lebt den Amateurfußball mit voller Leidenschaft. Seit über 15 Jahren steht der 43-jährige Lohner als Trainer an der Seitenlinie, aktuell beim SC Baccum. Im Interview gibt er tiefe Einblicke in seinen Werdegang, seine Philosophie als Coach und das Leben rund um Kreisliga, Taktiktafel und FuPa-Ticker. Dabei spricht er nicht nur über sportliche Erfolge, sondern auch über Werte, Fairness und die Bedeutung von Zusammenhalt im Amateurfußball.

FuPa: Willkommen Andreas - schön, dass du Zeit für uns hast! Stell dich unseren Lesern bitte kurz vor.

Andreas: Hallo, ich bin 43 Jahre alt und verheiratet und ich habe zwei Töchter im Alter von 1 und 5 Jahren. Mit meiner Familie wohne ich in Lohne.

FuPa: Was machst du beruflich außerhalb des Fußballs?

Andreas: Im Hauptberuf bin ich Polizeibeamter im Kriminaldienst der Polizei in Lingen.

FuPa: Weißt du noch, wann und wo du das erste Mal Fußballschuhe geschnürt hast?

Andreas: Ich habe meine ganze Jugend in meinem Heimatverein SV Union Lohne verbracht. Dort hat mich mein Vater insbesondere in den frühen Jugendjahren bis zur D-Jugend regelmäßig trainiert und dort bin ich bis heute fest verwurzelt. Ich hatte eine schöne Jugend im Sportverein und habe dort bis zur A-Jugend alle Teams durchlaufen. Zuhause habe ich noch Bilder aus den späten 80er Jahren, die meine ersten Schritte auf dem Fußballplatz in Lohne dokumentieren.

FuPa: Für welche Vereine hast du selbst aktiv gespielt und warst du auch mal als Schiedsrichter im Einsatz?

Andreas: Nach der Jugend habe ich dann im Seniorenbereich bei Union Lohne gespielt, bevor ich zu Eintracht Schepsdorf gewechselt bin. Dort haben mir Thorsten Lingers als Trainer und Christoph Vieth als sportlicher Leiter viel Vertrauen geschenkt. Nach einer schweren Knieverletzung, die ich mir in Schepsdorf gegen Olympia Laxten zugezogen habe, habe ich dann die aktive Laufbahn beendet. Die Zeit war trotzdem schön und die Kontakte bestehen weiter.

Ich bin dann nach der Verletzung recht früh Fußballtrainer geworden und habe mich in Barsinghausen entsprechend weitergebildet. Die Trainerlaufbahn hält bis heute an, und wurde vor drei Jahren mit der Tätigkeit als Schiedsrichter ergänzt. Ich bin also mit 40 Jahren noch Schiedsrichter geworden, habe das aber nie bereut. Das war genau richtig so! Da ich familiär, sportlich und beruflich eingespannt bin, beschränken sich die Einsätze bislang auf vielleicht einen bis zwei im Monat. Dennoch war es mir persönlich wichtig, den Fußball auch einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich habe dabei auch für mich viel gelernt und schätze die Aufgabe als Schiedsrichter sehr. Es ist tatsächlich nicht immer einfach. Insbesondere schätze ich seitdem einige Schiedsrichter, aber für ihren Umgang mit uns Trainern umso mehr. Ich respektiere jeden, aber ich mag es abseits dieser vielen tollen Schiedsrichter-Beispiele nicht, wenn man sich als Schiedsrichter als unfehlbar darstellt.

FuPa: Lass uns deine Trainerstationen kurz durchgehen:

SV Voran Brögbern (2011–2016) – mit Aufstieg 2015/16 in die Kreisliga

FC Schapen (2016/17) – Bezirksliga

SV Union Lohne II (2017/18) – Kreisliga Bentheim

SV Union Lohne (2018–2020) – Landesliga Weser-Ems

Seit 2021/22 SC Baccum – Aufstieg 2022/23 in die Kreisliga

FuPa: Wer oder was hat dich beeinflusst, Trainer zu werden?

Andreas: Nach der Genesung einer schweren Knieverletzung habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr mit dem nötigen Einsatz in die Zweikämpfe ging. Bei mir waren andere Gedanken im Kopf als der unbedingte Einsatzwille auf dem Feld. Auch weil ich beruflich gerade Fuß gefasst hatte wollte ich nichts mehr riskieren und habe mit dem aktiven Fußballspielen aufgehört. Das fiel mir tatsächlich gar nicht schwer, weil ich dem Fußball als Trainer erhalten blieb. Komplett mit Mannschaftssport abzuschließen war keine Option, also wurde ich Trainer.

FuPa: FuPa listet dich ab der Saison 2011/12 als Trainer bei SV Voran Brögbern - stimmt das oder warst du schon früher aktiv?

Andreas: Irgendwann um 2006 oder 2007 gründete ich mit Thomas Eling die Damenfußballabteilung in Lohne. Die gab es bis dahin überhaupt nicht. Das waren meine ersten Schritte ein Team zu leiten. Beim ersten Training waren fast 40 Spielerinnen da, die ohne Vorkenntnisse kicken wollten. Auch das war schon interessant und bleibt in Erinnerung. Meine Passion ist aber der Herrenfußball.

Fupa: Wie war die Entwicklung über die Jahre, worauf blickst du besonders stolz zurück?

Nachdem ich zwei Jahre als Co-Trainer bei Union Lohne II im Trainerstab mitgearbeitet hatte bekam ich bei Voran Brögbern im Jahr 2011 die Chance als eigenverantwortlicher Trainer einzusteigen und die Mannschaft zu übernehmen. Dort war ich 5 Jahre tätig und konnte mit den Jungs 2016 die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga feiern. Das war eine meiner längsten Trainerstationen in einem kleinen aber feinen Verein.

Danach folgten Trainerstationen in Schapen (2016/2017, Bezirksliga) und erneut bei Union Lohne II (2017/2018, Kreisliga). Dann bekam ich die Chance das Team von SV Union Lohne I zu übernehmen. Von 2018-2020 war ich dann Trainer der 1.Mannschaft in Lohne. Das war eine geile und erfolgreiche Zeit, insbesondere die erste Saison nach Übernahme des Teams in der Bezirksliga. Wir sind 2019 direkt Meister geworden und in die Landesliga aufgestiegen und haben uns gegen SV Meppen II als scheinbar übermächtiges Konkurrenzteam durchgesetzt. Gefeiert wurde glaube ich mehrere Tage lang in Lohne und dann weiter auf Mallorca.

Auch nach Lohne und zu den Jungs bestehen beste Kontakte, die mit der Zeit sogar zu Freundschaften geworden sind. Danach war die Landesliga eine tolle Erfahrung, aber hinzu kamen dann die Anfänge der Coronapandemie, die einiges durcheinandergebracht haben.

So etwas kehrt hoffentlich nicht wieder in den Amateurfußball bzw. generell in die Gesellschaft zurück. Die Landesligasaison wurde schlussendlich abgebrochen.

Im Sommer 2021 habe ich dann die 1.Mannschaft in Baccum übernommen, die ich bis heute trainiere. Auch hier gelang 2022 mit der Meisterschaft der Aufstieg in die Kreisliga und dann 2023 der Sieg in der Relegation. 2024 qualifizierten wir uns dann für die Emslandliga. Das ging alles schnell und steil bergauf, aber das Team ist auch klasse und die Jungs haben alle Bock auf Fußball. Hinzu kommt ein überragendes Betreuerteam in einem top geführten Verein. Das sind schon gute Voraussetzungen, mit denen man als Trainer erfolgreich arbeiten kann.

In Baccum bin ich nun im 5.Jahr und abgesehen von einer kurzen Pause im Winter 2020 stehe ich eigentlich seit über 15 Jahren nonstop an der Seitenlinie. Das macht mich schon zufrieden. Ich merke, dass ich immer noch heiß drauf bin mich mit den Jungs weiterzuentwickeln und das ich Bock auf harte Arbeit und Erfolg habe.

FuPa: Du besitzt die B-Lizenz, wann hast du die gemacht?

Andreas: Ich habe im Jahr 2012 meine B-Lizenz in Barsinghausen gemacht und diese seitdem auch regelmäßig durch Fortbildungen dort verlängert. Die Fortbildungen in Barsinghausen sind intensiv, aber bieten auch die Möglichkeit sich zu vernetzen und immer wieder neue Blickwinkel auf den Fußball zu bekommen. Manchmal muss man seinen eigenen Blick auch verändern. Das gelingt durch neue Impulse immer wieder gut. Das ist alles aufwändig, aber durchaus durchdacht und wichtig für den Sport und für die Entwicklung der Spieler.

Schmeißt Du als Trainer einen Ball in die Mitte und spielst 90 Minuten im Training ist das zwar für den Moment einfach, aber überhaupt nicht nachhaltig. Ich bin davon überzeugt, dass Spieler merken ob der Coach sich Gedanken macht. Meine Spielphilosophie ist schon offensiv zu spielen, aber man kann das nur ganz grundsätzlich sagen. Ich habe lieber mit meinen Teams den Ball als zu verteidigen und spiele lieber 4:2 als 1:0, aber man muss schon schauen wo die Stärken der Spieler liegen. Danach richte ich das Spiel und das Training aus. In Baccum haben wir geile Spieler in der Defensive, warum sollte man dann nicht nach Ballgewinnen schnell umschalten? Wir erobern immer wieder den Ball. Hier vorzugeben wir spielen zum Beispiel nun Pressing wäre überhaupt nicht zielführend. Was ich als Trainer am liebsten möchte muss dann zweitrangig werden. Die Vereine holen ja Trainer, damit die das beste rausholen und so etwas erkennen. Sonst könnten sich gute Einzelspieler selbst trainieren.

FuPa: Wie wichtig ist dir die Einbindung junger Spieler?

Andreas: Junge Spieler binde ich regelmäßig ein. Wir haben uns in Baccum in den letzten Jahren punktuell auch gut mit Spielern aus dem Stadtgebiet ergänzen können, die wesentliche Säulen unseres Teams geworden sind. Das man aber immer wieder gute und vor allem passende Spieler bekommt, damit kann man nicht rechnen. Also muss man auch immer Jugendspieler des Vereins heranführen. Auch wenn die Hürde wie zum Beispiel in Baccum von der A-Jugend Kreisliga bis in die Emslandliga recht hoch ist, müssen die jungen Spieler dabei sein und ihre Erfahrungen machen. Das sind die Spieler, auf die man in Zukunft bauen wird. So muss alles im Gleichgewicht stehen. In dieser Saison haben wir mit Jannik Bloom einen Baccumer Jungen aus Lengerich zurückgeholt und dazu haben wir mit Tom Wenzel und Hendrik Thale zwei Jugendspieler ins Team geholt. Das war es an Neuzugängen. Für einen kleinen Verein, der auf Kreisebene zurecht kein Geld an die Jungs auszahlt, ist es nicht einfach Spieler zu bekommen. Die Jungs, die dann in der Jugend ihr Talent bereits gezeigt haben, müssen weiterentwickelt werden. Das ist mein Job.

Zudem muss natürlich das Zwischenmenschliche passen. Nicht nur zwischen Trainer und Team, sondern auch untereinander. Jeder muss Wege für den Anderen gehen und Zweikämpfe für seine Mitspieler führen. Das ist auch ein wesentlicher Faktor bei Neuzugängen. Deshalb führe ich mit jedem möglichen Neuzugang, der insbesondere von extern in den Verein kommt, ein persönliches Gespräch. Das habe ich immer so gemacht.

Am Ende gewinnt die Summe aus allen Einzelstärken der Spieler die Spiele, wenn alles harmoniert. Wir gehen dafür gelegentlich im Training über unser Limit und ich will sehen, ob alle bereit sind das zu tun.

Zudem lege ich Wert auf einen vernünftigen Umgang untereinander und insbesondere mit den Betreuern. Wir begrüßen uns alle grundsätzlich und verabschieden uns am Ende und keiner schmeißt einfach seien Kram irgendwo hin. Wir haben eine klare Hierarchie, aber wir sind alle gleichwertige Teammitglieder. Dazu gehören auch die Regeln des Anstands: Pünktlichkeit und Ehrlichkeit. Zudem erwarte ich grundsätzlich, dass keiner seine eigenen Interessen über die des Teams stellt. Einzelfälle bespreche ich und Ausnahmen werde ich auch immer machen. Aber ich erwarte eine gewisse Kompromissbereitschaft auch bereits in den Teams, in denen die Spieler ohne Aufwandsentschädigung spielen. Kommt diese noch dazu, dann werden die Leitplanken in denen man sich bewegen darf enger. Letztendlich spielt man als Teamplayer und nicht als Einzelspieler.

Oft zeigt sich anhand von ganz einfachen Beispielen der Charakter des Spielers und letztendlich auch der des Teams. Den kann ich als Trainer aber deutlich mit beeinflussen. Ich glaube das ist mir bislang stets sehr gut gelungen. Da ist auch ein großer Teil Psychologie im Umgang mit den Jungs mit bei und Teamführung ist aus meiner Sicht ebenso wichtig, als das ich als Trainer vier Spielzüge voraussagen kann und mir meinen Edding an der Taktiktafel leer schreibe.

FuPa: Ihr habt die Saison auf Platz 7 beendet, bist du zufrieden damit?

Andreas: Wir haben vor der Saison den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben. Das war in der Liga kein Understatement, sondern realistisch. Wir sind auch schwer in die Saison reingekommen. An jedem Spieltag muss man aufpassen, denn die Liga ist sehr ausgeglichen. Am Ende steht mit Platz 7 ein achtbares Ergebnis. Die Jungs haben dafür gearbeitet und sich dadurch frühzeitig von den Abstiegsrängen entfernt. Am Saisonende stellt mich der Tabellenplatz zufrieden.

FuPa: Ihr habt die beste Abwehr der Liga mit nur 32 Gegentoren, was ist euer Defensivgeheimnis?

Andreas: Wir sind nun schon zum zweiten Mal die Mannschaft mit der besten Abwehr der Liga. Wenn ich nun nach unserem Defensivgeheimnis gefragt werde, liegt das Geheimnis eigentlich auf der Hand: Wir haben einen starken Torwart und Defensivspieler, die sich komplett in den Dienst der Mannschaft stellen und immer da sind. Das sind die Jungs, die im Training am wenigsten fehlen. Natürlich bringen die Jungs auch Begabung und Erfahrung mit, aber die Regelmäßigkeit zu trainieren ist eben wichtig und fördert die Eingespieltheit. Ich habe das Gefühl, dass in der letzten Reihe jeder weiß was der andere tut. Und das merke nicht nur ich am Spielfeldrand sondern das überträgt sich auf die Mannschaft. Auch wenn es offensiv nicht für den großen Wurf reicht, bin ich mit den Jungs an sich zufrieden. Unsere Offensivkräfte sind überwiegend Jungs aus der eigenen Jugend, die alles nach bestem Bemühen machen. Selbstverständlich fehlt mit solchen Torwerten irgendwie ein echter Torjäger im Team, aber ich kann mich a) ständig darüber beklagen oder b) versuchen eine Lösung zu finden. Ich weiß von anderen Vereinen, dass eigentlich jeder einen 20-Tore Stürmer gerne hätte und das Spiel dann eine andere Statik haben würden. Ich lege dann die Trainingsschwerpunkte anders und erziele damit auch einen Effekt. Wir haben das in der Rückrunde gemerkt. Um diesen Effekt aber dauerhaft zu halten braucht es einfach auch Zeit bei der individuellen Weiterentwicklung der Offensivspieler.

FuPa: Fehlt euch ein klassischer „Knipser“ im Sturm?

Andreas: Bei uns wird nicht plötzlich ein Torjäger auf der Matte stehen und sagen „Hier bin ich!“. Also arbeiten wir selbst dran, eine Lösung aus dem Team zu generieren.

FuPa: Lukas Schoo wurde als drittbester Torwart ausgezeichnet, zurecht?

Andreas: Lukas Schoo hat seine Auszeichnung als Torwart verdient. Er braucht auch seinen Rahmen in dem er sich bewegen darf, aber wenn er diesen hat und für sich arbeitet, kann er der beste Torwart der Liga sein. Er hat schon einige Punkte gerettet und trug bislang immer wesentlich zu unserer Defensivstatistik bei. Lukas ist ein top Torwart.

FuPa: In der Fairnesstabelle wart ihr hinter Bokeloh und Börger - und erfüllt dich das mit Stolz?

Andreas: Das mein Team fair aber hart spielt, dafür stehe ich eigentlich seit jeher. Unser Umgang untereinander ist fair und sportlich und mit dem Gegner soll es auch so sein. Dennoch erwarte ich im Spiel volle Härte, und auch mal Fouls im Rahmen ihrer Notwendigkeit. Niemand soll verletzungsgefährdend in irgendeinen Zweikampf gehen, aber eine Körperlichkeit gehört dazu. Wir müssen robust sein und haben das denke ich auch in den letzten Jahren verbessert. Die Fairnesstabelle ist nicht von außerordentlicher Wichtigkeit und wird von mir auch nicht angesprochen während der Saison, aber sie zeigt schon wie sich Teams präsentieren.

FuPa: Was ist euer Ziel für die kommende Saison 2025/26?

Andreas: In dieser Saison wollen wir Platz 7 bestätigen. Auch das wird erstmal wieder schwer, denn jeder kann jeden schlagen. Bislang sind wir verletzungsfrei durch die Vorbereitung gekommen. Im letzten Jahr mussten wir zwei schwere Knieverletzungen hinnehmen und hatten einen schwachen Saisonstart. Für dieses Jahr stimmt mich das was ich derzeit sehe optimistischer. Wir wollen auf jeden Fall auch in dieser Saison überraschen. Vielleicht ist unser Maximum mehr als Platz 7, wenn es ungünstig läuft kann es aber auch schwer werden, den Platz nochmal zu erreichen.

FuPa: Welche Mannschaften siehst du als Favoriten in der neuen Emslandliga-Saison?

Andreas: Bokeloh und Leschede sehe ich in der Favoritenrolle. Insbesondere Bokeloh hat herausragende Jugendspieler in den letzten Jahren ins Team geholt. Da lief vieles richtig.

FuPa: Du bist auch aktiv beim FuPa-Liveticker, wie kam es dazu?

Andreas: Ich denke jeder Trainer und jeder Spieler nutzt die App FuPa an jedem Wochenende. Darüber hinaus auch alle Fußballinteressierten der Region. Eigentlich interessiert sich jeder für die Spiele und genau dafür ist FuPa hilfreich und wertvoll. Ich komme noch aus einer Zeit, da haben wir am Montag von den Ergebnissen aus den Grafschafter Nachrichten erfahren. Oder man hat in irgendwelchen Clubhäusern angerufen und sich nach dem Ergebnis der Konkurrenz erkundigt, wenn es sehr wichtig war.

Ich nutze FuPa täglich und wenn ich als Zuschauer Spieler beobachte oder mir aus Interesse andere Spiele anschaue, dann stellt sich mir die Frage gar nicht ob ich mitmache oder nicht …

Das ist ja eine interaktive Plattform. Jeder, der bei den Spielen ist, könnte theoretisch tickern. Ich würde mir wünschen, dass die Liveergebnisse nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Man muss da schon aktiv mitmachen, nur so geht’s.

Letztendlich schaue ich fast alle Spiele aus Interesse am Lokalfußball. Viele Spieler kenne ich mittlerweile, einige spannende Spieler sind dazugekommen … Mir macht es Spaß auf den Sportplätzen der Region zu sein, wenn es meine Zeit erlaubt. Wenn ich FuPa öffne und lediglich das Ergebnis und die Tore getickert werden, dann bin ich schon fast enttäuscht. Es ist ja immerhin ein aktuelles Mitverfolgen, aber ich lese selbst gerne Chancen, Platzverweise oder ob das Spiel zu kippen droht oder eindeutig ist. Also beteilige ich mich auch selbst so und dokumentiere die Spiele entsprechend. Ich kann schon verstehen, dass man nicht stets das Handy bedienen will, aber die „Arbeit“ hält sich in Grenzen und der Nutzen ist für interessierte schön. Ich schaue mir eigentlich alles an, was ich interessant finde. Sei es von der Konstellation oder von der Örtlichkeit. Einige Sportplätze sind wirklich schön. Aber ich bleibe ausschließlich auch hier im Herrenbereich. Auch wenn ich das schätze, was in der Jugend geleistet wird, meine Passion bleibt der Seniorenfußball im Herrenbereich.

FuPa: Dein Ticker zum Spiel SV Union Lohne gegen SG Freren (1:2) hatte über 22.000 Aufrufe, wie hast du das erlebt?

Andreas: Der Ticker SV Union Lohne gegen SG Freren war eigentlich ein Selbstläufer. Das Spiel war donnerstags und hatte aufgrund der Tabellenplätze eine Brisanz. Auch hier wollen die Menschen, die nicht da sein konnten, doch wissen was passiert. Ich hatte schon das Privileg an den Ticker zu kommen, dann fülle ich den auch mit angemessenem Inhalt. Das hat auch irgendwie was von Wertschätzung für die Teams. Wenn der Eine oder Andere der nicht da war wegen mir mitfiebern konnte, habe ich alles erreicht. Das Spiel und insbesondere die Atmosphäre in Lohne war geil. Auch wenn ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht hätte.

Wenn ich Zeit finde verfolge ich zu unseren 30 Spielen mit Sicherheit nochmal dieselbe Anzahl an Spielen in der Bezirksliga und weitere 30 in unserer Liga selbst. Vielleicht sind es 100 Spiele pro Saison. Ich bin dankbar, dass meine Frau mir den Freiraum gibt. Sie weiß, dass ich gerne beim Fußball bin.

FuPa: Was war für dich der bisher größte Erfolg als Trainer?

Andreas: Die drei Meisterschaften zähle ich alle zu den größten Erfolgen. Nicht nur wegen den Titeln selbst, sondern weil es einfach das Maximum ist und ich das Gefühl habe, dass ich durch Entscheidungen auch dazu beigetragen habe. In Baccum und in Lohne waren es Meisterschaften im ersten Jahr. Das sind tolle Erinnerungen.

Der größte Erfolg ist aber wahrscheinlich, dass ich nach über 15 Jahren noch Bock habe Trainer zu sein und das es noch funktioniert, wie ich Fußball denke und Teams führe. Ich glaube ich habe mit keinem Spieler, den ich jemals trainiert habe, ein belastetes Verhältnis. Ein weiterer großer persönlicher Erfolg ist, dass ich Familie und Fußball vereinen kann. Das ist alles auch nicht selbstverständlich und fordert mich selbst auch immer wieder heraus. Es gab aber auch Phasen, die als Trainer schwer waren und auch Misserfolge. Zu harte Personalentscheidungen, über die ich immer noch nachdenke, auch wenn sie weiterhin meine Überzeugung sind. Manchmal erwarte ich zu viel, aber ich denke ich habe aus jeder Trainerstation und aus jedem Konflikt etwas Positives für mich mitnehmen können. Wenn ich merke, dass Dinge angesprochen werden müssten oder ich in irgendeiner Art und Weise ins Team oder in die Abläufe eingreifen muss, stehen mir stets meine Führungsspieler zur Verfügung. Ich glaube auch, weil ich mit ihnen einen vernünftigen Umgang pflege. In Lohne hatte ich mit Nils Moggert einen hervorragenden Co-Trainer, der vieles erleichtert hat.

Ich habe den Fußball nicht erfunden und hole mir über diese Wege stets auch eine zweite Meinung ein. Dann treffe ich meine Entscheidungen.

FuPa: Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst - im Positiven oder Negativen?

Andreas: Zu den denkwürdigsten Spielen zählt sicher der Heimsieg in der Meistersaison mit Lohne gegen SV Meppen II. Nach Rückstand und verschossenem Elfmeter haben wir das Spiel gedreht und anschließend haben wir uns Platz 1 nicht mehr nehmen lassen. Das war ein großes Spiel.

Ein kleineres Spiel war eine 2:1 Niederlage bei Germania Twist im Abstiegskampf, nachdem ich mit Baccum aufgestiegen war. Wir führten bis zu 90.Minute auswärts 0:1 und waren in Begriff überlebenswichtige Punkte einzufahren. Dann haben wir in den Schlussminuten zwei Handelfmeter gegen uns bekommen und schlussendlich 2:1 verloren. Das habe ich noch nie erlebt.

Ein 9:0 Heimsieg in der Landesliga gegen Schüttorf ist mir aber auch noch in bester Erinnerung. Das sind so Tage, die man nicht vergisst.

– Foto: René Diebel

FuPa: Was sind deine mittelfristigen Ziele mit dem SC Baccum?

Andreas: Wenn ich mittelfristige Ziele mit dem SC Baccum ausgebe, würde das bedeuten das ich fast ein Jahrzehnt dort als Trainer arbeiten würde. Ich bin ja schon im fünften Jahr dort. Es ist ein top Verein, aber das ist vermutlich nicht so ganz realistisch. Wir haben schon so viel gemeinsam erreicht. Ich weiß nicht was kommt, aber abgeschlossen habe ich da noch lange nicht. Wenn der Verein möchte und die Jungs bleiben, ist alles möglich. Das meine ich tatsächlich für mich persönlich und auch sportlich. Da muss schon vieles passen und zusammenkommen bzw. zusammenbleiben. Aber Baccum hat so wie die 1.Mannschaft jetzt aufgestellt ist auch das Potenzial für noch mehr. Vielleicht ist es dann mit mir tatsächlich mittelfristig. Wünschen würde ich es mir wirklich sehr, ob das realistisch ist muss man schauen. Aber das sind alles Zukunftsgedanken, mit denen man sich sicher später ernsthaft befassen muss, die aber auch von vielen Dingen abhängig sind. Wenn ich es vorsichtig formuliere möchte ich mit den Jungs des SC Baccum in die Spitzengruppe der Emslandliga vorstoßen.

Ich glaube ich habe für meine derzeitige persönliche Situation mit Baccum genau die richtige Trainerstation. Mich reizt Fußball immer und auch höherklassig, klar! Aber es muss zu den Lebensumständen passen und Emslandliga oberes Drittel ist auch ambitioniert. Da wird guter Fußball gespielt. Mich stört der Schnitt, den viele zur Bezirksliga ziehen. Als ob darunter der gute Fußball aufhört. Die Mittel werden weniger, aber auch bei uns erwarte ich den Leistungsgedanken im Spiel und eine top Einstellung. Andere Aufgaben kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Mich füllt das Trainer Dasein immer noch aus und ich habe weiter Bock auch im Regen meine Hütchen aufzustellen und mit den Jungs zu malochen.

FuPa: Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Andreas: Zunächst möchte ich das Projekt FuPA nochmal aufgreifen. Es ist ja -wie der Name schon sagt ein Mitmachportal. Deshalb möchte ich die Plattform hier auch nochmal nutzen um dafür zu werben. Registriert Euch ohne großen Aufwand und tickert die Spiele, das steigert für alle das Erlebnis Amateurfußball.

Was ich aber empfehlen möchte und mir anmaße dies auch zu können, ist ein menschlicher Umgang miteinander. Ich verfolge den Fußball und seine Entwicklung schon so lange und merke natürlich insbesondere auch in meinem Beruf, dass die Gesellschaft sich abnutzt. Da zählen plötzlich Werte wie Ehrlichkeit und Respekt nicht mehr so viel. Alles wird schwerer, alles wird egoistischer und überall wird getrickst. Die Entwicklung macht auch vor dem Amateurfußball nicht halt. Sei es bei Vereinswechseln, bei der Einhaltung von Absprachen, beim Umgang mit dem Material der Vereine oder beim Miteinander vor und nach dem Spiel oder auf dem Platz. Das richtet sich auch an die Verbände, an die Schiedsrichter, an Zuschauer und eigentlich insgesamt an alle, die mitwirken. Jeder sollte sich auf das besinnen, was zum Gelingen beiträgt und fair sein. Wenn’s mal Ausfälle des Anstandes gibt, böse Fouls oder Beleidigungen oder was auch immer hier so denkbar ist: Alles ist aus meiner Sicht grundsätzlich kein Problem. Im Rahmen gehören diese Dinge sogar dazu. Nach dem Spiel kann man sich immer die Hand geben. Man kann alles klären, jede Terminverschiebung realisieren, wenn man will, jeden Spaß mitmachen und über Situationen, die Kontrahenten völlig anders gesehen haben, sprechen. Wenn man das Mindestmaß an Respekt, das jedem gebührt, zur Grundlage macht ist das aus meiner Sicht alles kein Problem.

Wenn ich das auf mich und meine Trainerlaufbahn beziehe habe ich sicher auch schon Situationen gehabt, die ich heute anders machen würde. Aber meistens kommt man da selbst für sich durch Selbstreflexion und neue Erfahrungen erst später hinter, oder man hat das Glück und jemand weißt einen sofort darauf hin. Ich wüsste spontan nichts, was nicht zu klären wäre. Wenn man aber Probleme schaffen will, gelingt das natürlich auch. Insgesamt driftet die Gesellschaft irgendwie ab, ohne das richtig greifen zu können. Das macht mir schon Sorgen. Daher bin ich eigentlich froh, wenn ich auf dem Fußballplatz bin wo die Welt in Ordnung sein sollte.

FuPa: Hast du Fragen an FuPa?

Andreas: Fragen an Euch habe ich nicht. Bin dankbar, dass Ihr FuPa attraktiv haltet und uns mit Berichten zum Lokalfußball versorgt.

Ich hoffe, dass es allen Interessierten gefallen hat. Bleibt fair und gesund, lasst auch zweite Meinungen zu und geht vernünftig miteinander um. Wir wissen manchmal gar nicht wie gut wir es hier im Emsland und der Grafschaft Bentheim haben.

FuPa: Vielen Dank, Andreas, für deine offenen Einblicke, deine Zeit und deine ehrlichen Worte. Man spürt in jedem Satz deine Leidenschaft für den Fußball und das Ehrenamt. Wenn du magst, sollten wir das Gespräch bei Gelegenheit gerne in einem Podcast fortsetzen – es gibt sicher noch viele spannende Geschichten zu erzählen.

Aufrufe: 031.7.2025, 07:00 Uhr
René DiebelAutor