2024-05-02T16:12:49.858Z

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Michael Wölfl - VfL Kaufering
Michael Wölfl - VfL Kaufering – Foto: Ernstberger

Michael Wölfl: Ein Denklinger startet im Kauferinger Tor durch

"Ich gehe jeden Kauferinger Weg mit – auch wenn’s runtergehen würde.“

Michael Wölfl ist der Rückhalt des VfL Kaufering. Der eingefleischte Bayern-Fan fühlt sich beim Landesliga-Aufsteiger pudelwohl und spricht über die starke Vorrunde.

Kaufering – Ein alteingesessener Denklinger steht im VfL-Tor. Das wäre an sich nicht weiter bemerkenswert – wäre es nicht der „falsche“ VfL-Kasten. Denn die Rede ist nicht vom Denklinger Torwart Manuel Seifert (wohnt auch in Denklingen), sondern von seinem Kollegen Michael Wölfl. Der stammt zwar aus Denklingen, hütet aber das Tor von Fußball-Landesligist VfL Kaufering. „Und das seit der B-Jugend“, erzählt der 24-jährige Hilti-Außendienst-Mitarbeiter, der seine Mannschaft seit der Saison 2021/22 als Nachfolger von Martin Krimshandl und dann Philipp Bauer auch als Kapitän aufs Feld führt.

Für den „Roten von Kindheit an“ (eingefleischter Bayern-Fan) gilt die Devise: einmal Torwart, immer Torwart. Wölfl startete „ganz klassisch in der Bambini-­Schule“ in Denklingen, trainiert von Papa Roland, aktuell technischer Leiter in Kaufering, der früher selbst im Tor stand: Beim VfL Denklingen und beim SV Fuchstal. Anschließend zwei Jahre beim TSV Landsberg – und mit 16 dann – von Spezl Dominik Pittrich „abgeworben“ – der Wechsel nach Kaufering: Probetraining und sofort genommen. Beim VfL wurde der Keeper zum Aufstiegs-Spezialisten: Gleich viermal gelang mit Wölfl in der Kiste der Sprung in die nächsthöhere Spielklasse: Mit B- und A-Jugend (zusammen mit Spielern wie Felix Mailänder, Marcel Lex und Flo Bucher, heute alle Leistungsträger in der Ersten), wo er in einer Saison gleichzeitig spielte, in die Bezirksoberliga und mit der ersten Mannschaft 2017 in die Bezirks- und im Sommer 2022 in die Landesliga.

Wölfl: "Sonthofen war echt ärgerlich"

Hier ist „Käpt’n Michi“ ein „sicherer Rückhalt, der sich ständig weiterentwicklt“, wie Trainer Ben Enthart (den hatte er schon in der B-Jugend) lobend sagt. „Er ist wahnsinnig ehrgeizig, immer im Training und kümmert sich rund um die Mannschaft und den Verein um allerlei Orga­nisatorisches.“

Die Nummer 1 des VfL kassierte bis auf den kollektiven Ausrutscher beim 0:6 in Sonthofen nie mehr als zwei Gegentore. „Sont­hofen war echt ärgerlich. Zuvor in 14 Spielen nur zwölf Gegentore und dann gleich sechs in einem Spiel.“ Den Trost-Spruch „Lieber einmal 0:6 statt sechsmal 0:1“ musste er sich danach unzählige Male anhören. Der Mann, der Wölfl stark macht, heißt übrigens Dietmar Stettner und ist Torwarttrainer in Kaufering. „Wir arbeiten seit acht Jahren zusammen, er war schon in Landsberg mein Coach und ging dann mit mir mit vom Jugend- bis in den Erwachsenenbereich. Er ist extrem vernarrt in das Thema Torwarttraining und arbeitet total akribisch“, erzählt sein Schützling.

Michael Wölfl: DFB-Keeper Manuel Neuer das große Vorbild

Wölfls großes Vorbild steht bei seinem Lieblings-Verein (und in der deutschen Nationalmannschaft) im Tor: „Das ist ganz klar Manuel Neuer. Unsere ganze Familie sind Rote. Wir haben sogar drei Jahreskarten, so stand ich schon als kleiner Bub in der Südkurve und habe Neuer von klein auf bewundert. Seine Ausstrahlung, seine Athletik, seine Präsenz, die ganzen Abläufe beim Warmmachen – das ist schon beeindruckend“, sagt der 1.84 Meter große Kaufering-„Kollege“. Apropos: 1,84 ist für einen Keeper nicht unbedingt rieisig. Aber damit hat Wölfl überhaupt kein Problem, da schaut er nach Mönchengladbach: „Yann Sommer ist der kleinste Torwart der Bundesliga – mit 1,83 ist er noch einen Zentimeter kleiner als ich.“

Kaufering hat als Aufsteiger eine super Vorrunde hingelegt. „Ich war mir sicher, dass wir nicht absteigen werden“, verrät Wölfl. „Aber dass es so funktioniert wie bis jetzt, hat keiner geglaubt. Das konnte man nicht erwarten, das ist schon eine große Überraschung.“ Der Torwart weiß: „Wir wurden sicher auch mal unterschätzt – da geht es uns so ähnlich wie Denklingen in der letzten Saison. Aber wir haben gezeigt, dass wir mithalten können und schwimmen am Ende eines geilen Fußball-Jahres auf einer coolen Welle.“

Michael Wölfl bekennt sich zum VfL Kaufering: "Ich gehe jeden Weg mit"

Ist 2023 für den VfL sogar mehr drin als „nur“ die Landesliga (so hoch spielte der Verein zuvor noch nie)? „Ich glaube, die Landesliga ist für Kaufering das Höchste der Gefühle – zumindest vorerst mal“, sagt der Kapitän. „Andere Mannschaften sind schon länger dabei und wollen unbedingt aufsteigen. Das kann ein Vorteil für sie sein. Für uns ist es kein Muss, da oben dabei zu sein – wir haben einen super Kader, einen geilen Trainer und müssen uns vor keinem verstecken. Das passt auch so.“

Und was wäre, wenn ein höherklassiger Verein den Kauferinger Keeper locken würde? Da kommt von Junggeselle Wölfl (Freundin Alina lebt in Schwab­bruck), der gerade daheim in Denklingen das alte Haus seiner Oma kernsaniert, eine ganz klare Ansage: „Es drängt mich nichts zu einem Fremdverein. Ich gehe jeden Kauferinger Weg mit – auch wenn’s runtergehen würde.“ Aber daran denkt beim VfL Kaufering am Ende des erfolgreichsten Jahres der Vereinsgeschichte ohnehin kein Mensch…

Aufrufe: 025.10.2022, 18:00 Uhr
Thomas ErnstbergerAutor