2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Dieter Priglmeir
Dieter Priglmeir – Foto: privat

Markt Schwaben gegen Türkgücü Erding: Kopfarbeit und dämliche Kommentare

Das Sportgeflüster

Kopfnuss oder gar Faustschlag? Was steckt hinter dem Spielabbruch in Markt Schwaben? Das Schlimmste war wohl die verbale Entgleisung, vermutet Dieter Priglmeir im Sportgeflüster zum Wochenende.

„Altenerding vermöbelt Türkgücü“ – so haben wir diese Woche getitelt. Wir haben das nur bildlich gemeint, denn so eine 0:9-Pleite im Toto-Pokal tut halt schon weh. Zwei Tage zuvor waren die Rollen anders verteilt. „Kopfnuss, Faustschlag, Spielabbruch!“ Das zumindest waren die Schlag-Worte, die mir zugeraunt wurden. All das soll passiert sein beim Testspiel zwischen der SG Markt Schwaben 2 und Türkgücü Erding 2.

Um es kurz zu machen: Sicher ist nur der Abbruch, beim Rest gehen die Aussagen sehr weit auseinander. In der 74. Minute hatte ein TG-Spieler die Rote Karte gesehen. Warum? „Nachdem er den Ball nach vorne gespielt hatte, drehte er sich zu einem Gegenspieler um und schlug diesen mit der Faust ins Gesicht“, schrieb der Schiedsrichter . Die BSG-Offiziellen sprachen dagegen von einer „Kopfnuss“, und laut TG-Pressesprecher Gökmen Uluhan war es nicht mal das. „Nach einem Zweikampf hat der Schwabener Spieler nochmal nachgetreten.“ So habe man es ihm geschildert, so Uluhan, der nicht vor Ort war.

Man kann sich vorstellen, was passiert ist. Ist ein bisserl wie bei Tierdokus: lauernde Streithähne, Kopf-an-Kopf-Gebärden, wie man es von pubertierenden Hirschen kennt. „Und dann hat sich der Schwabener wie ein sterbender Schwan fallen lassen.“ Der Schiedsrichter, so Uluhan, habe die Aktion nicht gesehen und nur auf Zuruf reagiert. „ Faustschlag? Unsinn.“

Schmerzhaft könnte der Kontakt dennoch gewesen sein, zumindest meldete die SG Markt Schwaben, dass ihr Spieler „mit einer Platzwunde unter dem Auge gezeichnet wurde“.

Der Schiedsrichter holte sich dann die beiden Spielführer zu sich und bat, das Spiel friedlich zu Ende zu spielen. Bei einem weiteren Vorfall würde er die Partie abbrechen. Beide Kapitäne nickten. Drei Minuten später war schon wieder alles anders. Nach einem taktischen – also harmlosen – Foul eines Gästespielers direkt vor der Schwabener Ersatzbank, „schrie ein Zuschauer ,du Bastard‘ zum Spieler, der das Foul verursacht hat, worauf es erneut zur Rudelbildung kam“, heißt es im Bericht des Schiedsrichters.

Der Pöbler – „das war ausgerechnet der, der mit uns das Spiel vereinbart hatte“, sagt Uluhan. „Mit der Bierflasche in der Hand“ habe er sich in der Wortwahl völlig vergriffen. Dass es dann zum Abbruch kam, sei verständlich, so Uluhan. „Aber den haben nicht wir verursacht. Und schon gar nicht unsere Zuschauer. Es standen eh nur zwei Jungs von uns draußen.“ Dass sich die SG-Verantwortlichen im Nachhinein für dieses Verhalten ihres Zuschauers entschuldigt und „intern schon Konsequenzen gezogen“ haben, sieht er als weiteren Beleg dafür, dass sein Team nichts für den Abbruch kann.

Die Schwabener sehen das anders: Schon vor der Tätlichkeit sei das Spiel der Gastmannschaft „von unnötig aggressiven Fouls und unfairem Verhalten geprägt“ gewesen. Der eigentliche Grund für den berechtigten Spielabbruch sei das gefährliche Einsteigen der Gastmannschaft im Anschluss an die Tätlichkeit. „Es schien, dass der Fußball bei unseren Gästen nicht mehr vorrangig war, und wir mussten um die Gesundheit unserer Spieler fürchten.“ Uluhan wundert sich: „Häh? Das war ein taktisches Foul, ein Festhalten.“ Nein, den Abbruch habe schon der pöbelnde Schwabener verursacht.

Ganz ungeschoren lässt er aber den Rot-Sünder nicht. Die Strafe vom Verband für den Platzverweis müsse dieser selbst zahlen. Uluhan: „Er hätte sich auf den ganzen Scheiß einfach gar nicht erst einlassen dürfen. Das war total bescheuert.“ Ähnliches dürften die Schwabener wohl auch zu ihrem Randalierer gesagt haben. Mindestens. Was ist eigentlich die Steigerung von „total bescheuert“?

Aufrufe: 030.7.2022, 11:00 Uhr
Dieter PriglmeirAutor