Mainz. Hassia Bingen, Mainz 05, VfB Bodenheim oder TV 1817 Mainz sind nur einige Vereine auf der Vita von Bert Balte. Im Interview berichtet der A-Lizenz-Inhaber von vielen besonderen Momenten in seiner Laufbahn als Trainer. Heute konzentriert er sich zwar in einer neuen Rolle gezielt auf die Jugendarbeit, will eine Rückkehr an die Seitenlinie jedoch nicht gänzlich ausschließen.
Herr Balte, im Januar sind Sie als Trainer des TV 1817 Mainz zurückgetreten. Wie kam es zu diesem Schritt?
Eigentlich wollte ich noch dieses Jahr machen und im Sommer dann aufhören. Doch im Winter gab es einige Entwicklungen, die mir persönlich nicht gefallen haben. Enge Vertraute wie Jugendleiter Gerhard Dietz und Abteilungsleiter Willi Voges wurden aus dem Verein gedrängt. Dann habe ich für mich die Entscheidung getroffen, dass auch ich Schluss mache. Zur Gesamtentwicklung des Vereins kam auch eine fehlende sportliche Entwicklung in diesem Jahr dazu.
Wie hat die Mannschaft von dieser Entscheidung erfahren?
Am 26. Januar kam diese Geschichte mit den Entlassungen auf. Der Plan für unsere Vorbereitung stand bereits. Beim ersten Mannschaftstraining habe ich den Jungs dann vor dem Training mitgeteilt, dass dies meine letzte Einheit als Trainer sei.
Hat der Rückzug als Trainer des TV 1817 Mainz auch etwas mit dem verpassten Aufstieg im vergangenen Jahr zu tun?
Indirekt schon. Im vergangenen Jahr hat der Sprung zwischen der U19-Regionalliga und der Herrenmannschaft funktioniert. Normalerweise hast du viele Spieler von auswärts, die nach der Jugend den Verein direkt wieder verlassen. Vergangene Saison konnten wir jedoch einige in den Aktivenbereich übernehmen. Wir haben es sofort in die Aufstiegsrunde geschafft und uns auch Aufstiegshoffnungen gemacht. Zwei schwere Verletzungen, unibedingte Spielerrücktritte oder ständige Urlauber haben uns jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Vielleicht hätte man mit einem Aufstieg in die A-Klasse dem Verein eine neue Tendenz geben können, doch so ist es nicht gekommen. In diesem Jahr gelang der Übergang zwischen Jugend- und Aktivenbereich weniger und das hat sich auch in den Leistungen widergespiegelt. Allein die Trainingsbeteiligung in dieser Saison war unterirdisch.
Wie geht Ihr fußballerischer Weg weiter?
Aktuell bin ich bei der TSG Bretzenheim als Jugendleiter tätig. René Moczarski hat mich bereits im November angesprochen, ob ich Interesse an der Stelle hätte. Seit Januar teile ich mir die Aufgaben mit Hakan Gümüs. Er ist hauptsächlich für Bambini bis E-Jugend zuständig und ich von der D- bis zur A-Jugend. Aber eine strikte Trennung gibt es da nicht. Wir sind jederzeit im Austausch. Am wichtigsten sind die Jungs. Ich versuche mit meiner Erfahrung weiterzuhelfen und jederzeit mit allen im Austausch zu sein. Das Ziel ist es, sie weiter zu fördern.
Kribbelt es bei Ihnen schon wieder, da Sie aktuell untypischerweise nicht als Trainer im Einsatz sind?
Ehrlich gesagt, gar nicht. Ich versuch in meiner neuen Position zu helfen, wo es nur geht. Wir haben bei der TSG sehr gute Trainer, die ihren Job super machen. Momentan liegt unsere Hauptaufgabe darin, alle Trainerpositionen im Jugendbereich für die kommende Saison zu besetzen. Wir haben von A- bis G-Jugend jeweils mindestens zwei Teams, da ist man schnell bei 16 Trainerteams, die wir für nächstes Jahr brauchen.
An welche Momente Ihrer Trainerlaufbahn erinnern sie sich am liebsten?
Es ist schwer einen einzigen Moment herauszusuchen. Jeder Verein und jede Mannschaft hatte etwas besonderes. Natürlich war die Zeit bei der U19 von Mainz 05 einzigartig. Zu sehen, wie sich Spieler, wie Sandro Schwarz in der Zeit entwickelt haben, hat mich stolz gemacht. Drei bis fünf Jungs haben den Sprung zu den Profis geschafft.
Vor mehr als 20 Jahren haben wir auf dem Balkon einen Plan für den SV Gonsenheim entworfen und heute spielt der SVG oben in der Oberliga mit. Auch die damalige Erstellung eines Plans für die kommenden Jahre des TSV Schott Mainz war super spannend. Ich erinnere mich noch heute an den Anruf. Ich war gerade in der Eisdiele als der TSV sich meldete.
Wenn ich an den VfB Bodenheim denke, fällt mir zuerst eines der verrücktesten Trainingslager ein. Wir waren bereits mit dem Bus auf dem Weg dorthin, als ich einen Anruf bekam, dass wir den Bus nicht für das gesamte Wochenende benutzen können. Also mussten wir schnell alles in Autos umladen und fuhren direkt wieder los.
Auch die Oberliga-Zeit bei Hassia Bingen war eine spektakuläre Zeit. Ich war Chef-, Co- und Torwart-Trainer zur gleichen Zeit. Im Fördertraining hatte ich für kurze Zeit einen gewissen Jan Schlaudraff unter meinen Fittichen.
Schlussendlich will ich keine Station missen. Es war überall eine tolle Zeit. Auch wenn es zum Ende mal Kontroverse gab, bin ich nie im Groll auseinander gegangen. Für mich sollte es immer so sein, dass wenn man durch die Stadt läuft und sich trifft, beide Seiten normal miteinander reden können.
Spielen Sie mit dem Gedanken nochmal an die Seitenlinie zurückzukehren?
Solange ich fit und gesund bin, sollte man niemals nie sagen (lacht). Ich habe meine A-Lizenz beim SWFV verlängert. Wenn sich eine Möglichkeit bietet, dann bin ich der Letzte, der ohne zu überlegen absagt. Ich war nie ein Typ, der allzu lange auf der Stelle stehen bleibt, zur Zeit bin ich jedoch sehr zufrieden als Jugendleiter bei der TSG Bretzenheim.