2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligabericht
Starke Quote: In 58 Spielen für die SpVgg Oberkreuzberg netzte Lukas Necas 57 Mal.
Starke Quote: In 58 Spielen für die SpVgg Oberkreuzberg netzte Lukas Necas 57 Mal. – Foto: Helmut Weiderer

Lukas Necas: Es gibt Wichtigeres als Regionalliga

Der 22-jährige Tscheche wollte sich bei Regionalligist Schalding probieren, kehrte aber nach nur zwei Monaten zu Kreisklassist Oberkreuzberg zurück.

20. Juli 2023: Am 1. Spieltag der Saison wird Lukas Necas auf Seiten des SV Schalding-Heining in der Partie gegen Drittliga-Absteiger SpVgg Bayreuth kurz vor Schluss eingewechselt. Der 22-Jährige ist von da an offiziell Regionalliga-Spieler. Das, wovon viele Amateurfußballer träumen. Zwar wird er in den kommenden Wochen überwiegend in der Bezirksliga-Reserve eingesetzt, sein Weg scheint aber vorgezeichnet. Necas selbst entschließt sich aber aus eigenen Stücken dazu, abzubiegen, ehe er das große Ziel endgültig erreicht: Er kehrt als Last-Minute-Transfer in die Kreisklasse zur SpVgg Oberkreuzberg zurück.

"Schade", sagt Markus Clemens, Sportlicher Leiter des SV Schalding-Heining, dazu. "Bei der nötigen Geduld hätte er sich wohl durchgesetzt." Man sei ihm freilich nicht böse, dass er seine Zelte im Passauer Westen so schnell wieder abgebrochen hat. Ein bisschen enttäuscht aber schon. Weil es im Kader mit u.a. Maxi Moser gute Beispiele gibt, dass man sich auch „von unten“ kommend in das Viertliga-Team arbeiten kann. Necas hätte man durchaus eine ähnliche Entwicklung zugetraut. "Lucas hat es einfach nicht nachhaltig versucht – dazu hätte er mindestens ein Jahr bleiben müssen", spricht Clemens aus Erfahrung.

Es klingt, als hätte der junge Tscheche die einfachere Variante gewählt. Als hätte er das so wichtige Durchsetzungsvermögen vermissen lassen. Doch das ist nicht so. Keinesfalls. Er hat sich seine Entscheidung, das Regionalliga-Abenteuer so schnell wieder zu beenden, gründlich überlegt - und festgestellt, dass seine Prioritäten in nächster Zeit woanders liegen: Er träumt von einer Teilnahme an den Junioren-Weltmeisterschaften im kommenden Jahr. Als Kapitän der U23 der tschechischen Futsal-Nationalmannschaft. "Das ist mein großes Ziel. Da will ich unbedingt hin", unterstreicht er.

Die Vorbereitung auf diesen kontinentalen Vergleich war, so musste er sich eingestehen, nicht vereinbar mit Viertliga-Fußball und seinem Drumherum. "Samstag im Kader der Ersten, Sonntag Spiel mit der Zweiten, die vielen Trainingseinheiten und dann noch Futsal mit Training und Spiel. Das wurde mir zuviel." Dass Futsal beim Tschechen (derzeit) über dem Fußball steht, liegt in seiner Vergangenheit begründet. Ausgebildet wurde Necas bei Sparta Prag. Er stand auf den Sprung zu den Profis, als in der U17 ein neuer Trainer kam und er nur noch auf der Bank saß. "Keine Ahnung, warum."

Praktisch als Trotzreaktion wechselte er zu den Futsal-Kickern, spielte für einen kleinen Verein im Umfeld der tschechischen Landeshauptstadt in der 4. Liga. Und der schnelle und technisch versierte Offensivspieler überzeugte auf Anhieb, wurde folgerichtig regelmäßig in die Auswahlmannschaften Tschechiens berufen. Der Beginn seiner Laufbahn in der Halle war jedoch gleichbedeutend mit dem Ende seiner Karriere auf dem Rasen. Denn: "In Tschechien sagen die meisten Trainer: Futsal ist kein Fußball. Wer Futsal spielt, kann nicht mehr Fußball spielen."

Zunächst ein Schlag ins Gesicht für Lukas Necas, liebte er doch alle Varianten des Ballsportes. Und so suchte er nach Alternativen, wo er – überwiegend zwischen April und September, wenn der Futsal ruht – spielen könnte. Über einen Spielervermittler wurde er darauf aufmerksam, dass die SpVgg Oberkreuzberg an einem Spielern mit seinen Qualitäten interessiert ist. Man traf sich, war schnell auf einer Wellenlänge – und entschied sich, zusammen zu arbeiten.

Aus dem zunächst kühlen Geschäft wurde allmählich eine große Liebe - nicht nur im übertragenen Sinne. "Wir wollten endlich in die Kreisklasse aufsteigen. Lucas war das letzte Puzzleteil dazu", erinnert sich Andreas Stockinger, Spielertrainer in Oberkreuzberg. 26 Tore und 16 Vorlagen in 23 Spielen in der Meistersaison 2021/22 bestätigten die Entscheidungsträger von „Kreizberg“, erstmals auf einen Legionär zu setzen. Es passte von Beginn an - in allen Belangen. "Er wollte sich gleich integrieren. Sein Vater und er kamen sogar zu Arbeitseinsätzen aus Prag angereist. Eine richtig schöne Geschichte", ist Stockinger angetan.

So verwundert es nicht, dass Lukas Necas ziemlich schnell heimisch wurde im Bayerwald. Und das nicht nur als Fußballer. Inzwischen ist er mit der Tochter des Vereinswirt der Spielvereinigung liiert, wohnt in Kirchdorf im Wald und hat auch Arbeit gefunden in der Region. "Oberkreuzberg ist wie eine Familie", sagt er in gebrochenem, aber gut verständlichen Deutsch, das er sich innerhalb von zwei Jahren selbst angeeignet hat. "Ich fühle mich sehr wohl hier."

Das Angebot war des SV Schalding-Heining war aber dann doch zu verlockend, ist doch der Stürmer Sportler durch und durch, der größtmöglichen Erfolg haben will. Im Probetraining beim Regionalligisten überzeugte er, ein Transfer folgte. Wohl eine zu schnelle Entscheidung, wie inzwischen feststeht. Futsal ist Lukas Necas (derzeit noch) wichtiger – und in Verbindung mit der SpVgg Oberkreuzberg die Ideallösung für ihn. Zudem läuft er künftig für das Futsal-Bundesliga-Team des SSV Jahn Regensburg auf.

Bis zur WM im Jahr 2024 nimmt er diese Dreifach-Belastung auf sich. "Was danach passiert, darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Mein kompletter Fokus gilt diesem Turnier." Den Fehler, auf mehrere bzw. zu viele Pferde zu setzen, macht er nicht mehr. Ein wichtiger Erfahrungswert für den Regionalliga-Spieler...

Aufrufe: 09.11.2023, 12:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor