2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Lucas Markert (rechts) geht als Kapitän voran, sieht sich aber als einer von vielen beim ATSV Erlangen.
Lucas Markert (rechts) geht als Kapitän voran, sieht sich aber als einer von vielen beim ATSV Erlangen. – Foto: Wolfgang Zink

Lucas Markert - ein Schritt zurück in die richtige Richtung

Der 23-Jährige ist nicht nur wegen vier Toren in den vergangenen beiden Spielen der Mittelpunkt des Spieles des ATSV Erlangen

Er ist gerade einmal 23 Jahre alt, hat aber bereits einiges erlebt. Bereits in jungen Jahren etablierte sich Lucas Markert im Bayernliga-Team des ATSV Erlangen, ehe er den Sprung wagte und sich bei der SpVgg Unterhaching und der SpVgg Greuther Fürth probierte. Dort, so ehrlich muss man sein, scheiterte er. Der offensive Mittelfeldspieler ließ sich aber davon nicht aus der Bahn werfen, kehrte nach Erlangen zurück - und prägt dort inzwischen das Spiel. "Trotz seiner jungen Jahre übernimmt er als Kapitän bereits viel Verantwortung. Er ist immer fleißig geblieben - auch wenn es mal nicht so gelaufen ist", berichtet Trainer Christopher Hofbauer über seine Schaltzentrale im Offensivbereich.

Markert lenkt aber nicht nur, er vollstreckt auch. Vier Tore hat er in den vergangenen beiden Spielen erzielt und den ATSV Erlangen somit zu den ersten beiden Saisonsiegen geführt. Der aus Sicht von Coach Hofbauer "superwichtige" Spieler im Interview...

Lucas, gleich mal eine etwas provokante Frage zum Einstieg: Was hat Dein Bruder Flo, was Du nicht hast?
Ich denke einfach, dass mein Bruder den besseren Fokus hat und er ganz genau weiß, was er will. Dafür tut er alles. Damals bei mir war das auch 3. Liga und alles gestandene Profis - da war es nicht so einfach, sich da durchzusetzen. Ich war nicht reif genug, das zu verstehen und damit umzugehen.

Tut es noch weh, dass Du es nicht gepackt hast bei den Vorstädtern - und letzten Endes nur an Partnerverein Rosenheim ausgeliehen worden bist?
Natürlich denkt man ab und zu daran, vor allem, weil man ja mit dem Verein nicht ganz abgeschlossen hat und öfter dort noch vorbei schaut. Aber ich denke, ich bin wieder gut zurückgekommen und wieder da, wo ich sein will. Genau da will ich weiter machen.

Während Du beim ehemaligen Bundesligisten nur einer von vielen warst, bist Du beim ATSV der eine. Lässt sich so zusammenfassen, oder?
Ich bin nicht der eine. Die ganze Mannschaft arbeitet sehr hart und ich versuche einfach mein bestes zu geben und der Mannschaft zu helfen. Mir ist es am wichtigsten, dass wir Erfolg haben als Team. Das steht für mich im Vordergrund. Da ist es mir nicht wichtig, wer die Tore schießt. Natürlich will man immer Tore schließen, aber der Erfolg vom Verein steht immer an erster Stelle. Wenn man das verbinden kann, ist es natürlich super.

In der vergangenen Saison bereits bester Torschütze des Teams. Auch in dieser Spielzeit wieder die Lebensversicherung mit vier Toren in den vergangenen beiden Partien. Du hast somit die langersehnten ersten beiden Saisonsiege auf den Weg gebracht. Ist es eine Last für Dich, mit erst 23 Jahren die Last des ATSV Erlangen tragen zu müssen?
Eine Last ist das nicht. Ganz im Gegenteil. ich bin froh, diese Wertschätzung vom Verein zu bekommen - egal ob vom Trainerstab oder von den Verantwortlichen. Ich freue mich immer, wenn ich der Mannschaft helfen kann, weil die Jungs mich auch sehr unterstützen und ich nie alleine bin. Wir sind eine sehr junge Mannschaft, die noch viel dazu lernen muss. Aber ich muss auch sagen, dass die vergangenen zwei Spiele von uns schon sehr erwachsen waren. Ich denke, wir sind jetzt wieder da - und werden auch weitermachen. Wir müssen nur an uns glauben und diese Mentalität weiter so auf den Platz bringen. Wir haben sehr viel Qualität in der Mannschaft - und das wird sich früher oder später bemerkbar machen.

Ist es eine Last für Dich, der Sohn des Sportlichen Leiters zu sein?
Nein. Sonst wäre ich ja nicht wieder zurückgekehrt. Alles, was ich mache, ist immer mir überlassen. Das sagt mir auch mein Vater sehr, sehr oft. Er versucht mich zu unterstützen, indem er mir Tipps gibt. Ich versuche immer darauf zu hören, weil mir seine Meinung sehr wichtig ist. Er ist immer sehr ehrlich zu mir. Ich denke, dass ich in den vergangenen Jahren schon sehr gute Leistungen gebracht habe und mir Respekt erarbeitet habe. Am Anfang sah das noch anders aus. Aber das ist ganz normal. Man muss überall erst einmal Leistung zeigen. Danach wird man anders gesehen.

Du hast den ATSV erlebt, der mit gestandenen, höherklassig erprobten Spielern versuchte, in die Regionalliga aufzusteigen. Du kennst aber auch das "neue" Erlangen, das auf junge, hungrige Spieler setzt. Welcher Verein ist Dir lieber?
Es hat beides Vor- und Nachteile. Mit dem alten ATSV war die Leistung immer konstant. Der neue ATSV hat Höhen und Tiefen. Aber das ist normal, weil wir sehr jung sind. Wir können aber jede Mannschaft in der Liga schlagen. Das macht es sehr spannend. Wir wissen, wenn wir einen guten Tag haben, werden wir gewinnen. Wir müssen viel arbeiten und noch dazulernen - und dann wird man das auch sehen auf den Platz. Alle haben sehr viel Potenzial.

Hat sich nur die Philosophie des ATSV verändert, oder der ganze Verein?
Der ganze Verein hat sich etwas geändert. Wir sind glücklich, dass es jetzt so ist, wie es ist. Alle haben den Fokus, besser zu werden - Tag für Tag. Und das sollte immer so sein. Jeder gibt sein bestes. Man muss einfach ein bisschen Geduld mit uns haben - auch wenn das ab und zu schwierig ist.

Der 23-Jährige ist ein Offensivzauberer, hat aber auch gelernt, Drecksarbeit zu machen.
Der 23-Jährige ist ein Offensivzauberer, hat aber auch gelernt, Drecksarbeit zu machen. – Foto: Wolfgang Zink

Täuscht der Eindruck, oder bleibt man im Verein komplett ruhig - obwohl man eher schwer in die Saison gekommen ist?
Wir sind alle ganz entspannt, weil wir wissen, was wir für eine Qualität in der Mannschaft haben. Wir vertrauen uns. Jeder hat den gewissen Fokus und weiß das richtig einzuordnen. Aber die zwei Siege tun natürlich trotzdem jeden sehr gut.

Wird der Klassenerhalt eine knappe Kiste, oder eine klare Angelegenheit?
Wir müssen in jedem Spiel mehr als 100 Prozent geben müssen. Höhen und Tiefen werden uns durch die Saison immer begleiten. Aber wir werden unsere Qualität auf den Platz bringen und versuchen, den Lauf jetzt weiter zu fortzusetzen. Ich glaube, dass wir eine gute Rolle im Mittelfeld spielen werden. Vom Abstieg wird keine Rede sein.

Und was ist dann beim ATSV Erlangen perspektivisch möglich?
Schwer zu sagen. Jeder hat Ziele. Wie man gesehen hat im vergangenen Jahr haben viele ein Angebot aus der Regionalliga bekommen - und dann reizt diese Aufgabe schon. Jeder will es probieren. Da ist auch niemand böse. Mal schauen, was sich die nächsten Jahre entwickelt und wo es hingeht...

Und bei Dir? Reizt das Profigeschäft noch?
Natürlich reizt das Profi-Geschäft. Mal schauen, was passiert. Erstmal ist der Fokus komplett beim ATSV.

Danke für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 028.8.2023, 08:45 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor