2024-06-04T08:56:08.599Z

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Riese mit schwerem Stand: Dass Münster ein wehrhaftes Team hat, spürten die Löwen schon beim 1:1 im Hinspiel (hier Simon Scherder gegen Jesper Verlaat). Am Samstag kommt das beste Team 2024 ins Grünwalder Stadion.
Riese mit schwerem Stand: Dass Münster ein wehrhaftes Team hat, spürten die Löwen schon beim 1:1 im Hinspiel (hier Simon Scherder gegen Jesper Verlaat). Am Samstag kommt das beste Team 2024 ins Grünwalder Stadion. – Foto: Imago

Lerneffekt für 1860 München? Giannikis erklärt Erfolgslauf der Aufsteiger in der 3. Liga

Vor dem Spiel gegen Münster

Der TSV 1860 München trifft auf den SC Preußen Münster, der wie andere Aufsteiger die 3. Liga aufmischt. Giannikis sprach im Vorfeld über deren Erfolg.

München – Die 3. Liga bietet neun Spieltage vor Schluss ein erstaunliches Bild. In den Top 5, um die dort erwarteten Topfavoriten Regensburg und Dresden herum, tummeln sich: Überraschungs-Tabellenführer SSV Ulm, das 2024 noch ungeschlagene Preußen Münster (Platz 4) – und die Etatwinzlinge von der SpVgg Unterhaching (Platz 5). Mit anderen Worten: drei der vier Aufsteiger, die zunehmend frech einen Durchmarsch ins Auge fassen und einige höher gehandelte Clubs auf Abstand halten.

„Erfolgserlebnisse schweißen zusammen. Als Aufsteiger hast du einen Erfolgsmoment gehabt – das wird irgendwann belohnt.“

Argirios Giannikis, Trainer des TSV 1860 München, über die starken Aufsteiger in der 3. Liga.

Unter ihnen: Drittliga-Platzhirsch TSV 1860, der schon acht Punkte Rückstand auf den ungeliebten Vorstadtrivalen hat – und neun auf Münster, den Heimgegner an diesem Samstag (14 Uhr). Um die Ulmer Spatzen an der Tabellenspitze zu erkennen, braucht man in Giesing fast schon ein Fernrohr (16 Punkte!). Erstaunlich zudem: Keines der bisher sechs Duelle mit Aufsteigern konnten die Löwen in dieser Saison für sich entscheiden. Beide Spiele gegen Ulm verlor 1860 mit 0:1, mit dem gleichen Ergebnis zu Hause gegen Haching; im Hinspiel in Münster gab es ein 1:1 – und sogar beide Vergleiche mit Lübeck, dem vierten Neuling, endeten sieglos (1:2, 1:1). Wie kann das sein?

Argirios Giannikis, seit zwei Monaten 1860-Coach mit aufstiegsreifem Punkteschnitt (1,8), hat in Griechenland selber mal einen Club nach oben geführt: 2020 den PAS Giannina, der bis zum heutigen Tage in der Super League blieb (dort aber aktuell Letzter ist). Die Vermutung des erfahrenen Trainers, die Stärke von Aufsteigern betreffend: „Erfolgserlebnisse schweißen zusammen. Als Aufsteiger hast du einen Erfolgsmoment gehabt, hast über einen langen Zeitraum gut gearbeitet – das wird irgendwann belohnt. Wenn man sich die 3. Liga ansieht: Das ist eine gute Liga von der Qualität her. Dennoch sind solche Prozesse wichtig.“

Giannikis denkt bei 1860 München noch nicht an die nächste Saison

Stellt sich die Frage, ob die Löwen, die ein weiteres Mal nicht aufsteigen werden, irgendetwas lernen können von den stabilen und selbstbewussten Emporkömmlingen? Jein, sagt Giannikis: „Eine Blaupause gibt es nicht im Fußball. Das sind Vereine, die anders strukturiert sind als 1860 oder Dresden.“ Am Ende seien solche Entwicklungen „die Summe von guten Entscheidungen. Das ist überall so. Wenn du mehr gute als schlechte Entscheidungen triffst, stellt sich zwangsläufig irgendwann Erfolg ein.“

Aber: Jetzt über „Makroziele“ zu reden, etwa den Aufstieg 2025, wäre für Giannikis keine gute Entscheidung – vorher solle der Ligaerhalt auch rechnerisch sicher sein. „Was nächstes Jahr ist“, sagt er, „darüber mache ich mir Gedanken, wenn alles steht.“ Heißt: Erst die fehlenden „paar Punkte“ einsammeln, dann Klarheit haben über Kader (18 auslaufende Verträge) und Etat (ein Dutzend Sponsoren auf dem Rückzug). Zum Thema Zukunft lässt sich Giannikis nur allgemeine Sätze entlocken: „Im Hintergrund arbeitet Christian Werner. Meine Priorität sind die Spiele. Die Liga ist so ausgeglichen, dass wir keinen Millimeter nachlassen dürfen.“

Gehaltsgefüge wie ein Aufsteiger? Etat von 1860 könnte stark reduziert werden

Und trotzdem: Geht man davon aus, dass der 1860-Etat wirklich auf 4,5 Mio. Euro schrumpft, wären die Löwen 2024/25 zumindest finanziell wie ein Aufsteiger unterwegs. Blaupause hin oder her: Wie man auch mit geringen Mitteln in der 3. Liga für Furore sein kann, zeigen ja gerade die drei bärenstarken Neulinge: Ulm kommt über körperliche Kompaktheit, Münster über Tempofußball, bei Haching ist die stabile Defensive das Fundament. Ideal wäre eine Mischung aus allem – doch im Kopf von Giannikis geht es bis Samstag nur darum, endlich die 40-Punkte-Marke zu knacken. Er sagt: „Münster wird noch mal ein hartes Stück Arbeit. Wir haben den Anspruch, dass wir uns weiterentwickeln – und enge Spiele gegen Topgegner für uns entscheiden.“ (ulk)

Aufrufe: 013.3.2024, 08:44 Uhr
Uli KellnerAutor