2024-06-17T07:46:28.129Z

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Daniel Kaffenberger (links) unterstützt den KSV Reichelsheim in der neuen Saison bei den Heimspielen.
Daniel Kaffenberger (links) unterstützt den KSV Reichelsheim in der neuen Saison bei den Heimspielen. – Foto: Dagmar Jährling - Archiv

KSV Reichelsheim: Komplettes Aus mit Kraftakt abgewendet

Großer personeller Aderlass beim A-Ligisten +++ Trainergespann übernimmt, Daniel Kaffenberger steht für Heimspiele parat

REICHELSHEIM. Es ist kaum zu glauben, aber der KSV Reichelsheim stand noch vor dem Abpfiff des letzten Spieltags vor dem Aus. Alle Spieler, die der Verein vor der Runde für einen Neuaufbau einer schlagkräftigen Mannschaft verpflichtet hatte, suchten plötzlich eine neue Herausforderung und verabschiedeten sich vom Odenwälder A-Ligisten.

"Unerklärlich, wie so etwas in Umlauf gebracht werden kann"

Was passiert war, kann Norbert Leist noch immer nicht so ganz genau sagen: „In der Vorbereitung auf den Restrundenstart der vergangenen Saison haben nahezu alle Spieler ihre Bereitschaft erklärt, auch im neuen Spieljahr für den KSV auflaufen zu wollen.“ Zwei Wochen vor dem letzten Spieltag wurde im Club plötzlich kolportiert, dass der KSV nicht genügend Spieler für die neue Runde habe, zumindest drang dies so zum Vorstand vor. „Wir hatten 21 Fußballer zur Verfügung. Mir ist unerklärlich, wie so etwas in den Umlauf gebracht werden kann“, sagt Reichelsheims Abteilungsleiter.

Etliche Abmeldungen an Pfingsten

Am Pfingstsonntag dann der nächste Schlag: Im Zehnminutentakt klingelte das Telefon bei Leist: „Diese Pfingsten 2023 werde ich so schnell nicht vergessen. Sämtliche Leistungsträger, die uns durch die letzte Saison trugen, haben sich abgemeldet und ihren Vereinswechsel angekündigt.“ Jetzt war guter Rat teuer, denn die Frist (15. Mai) für einen freiwilligen Rückzug in die B-Liga war bereits verstrichen. Dabei wäre diese Maßnahme wegen des Qualitätsverlustes wohl notwendig gewesen.

Ungewissheit während Wechselfrist

Wenige Tage später, am 1. Juni, begann bereits die Wechselfrist. „Wir haben alles versucht, um doch noch eine spielfähige Mannschaft aufzubieten. Aber in den ersten 14 Tagen erhärtete sich bei mir der Eindruck, dass wir das Buch wohl zuschlagen müssen“, so Leist weiter. Im Gespräch mit dem übrigen Kader wurde verhandelt, ob der KSV trotz des personellen Aderlasses in der A-Liga bleibt oder ganz unten in der Kreisliga C einen Neuanfang wagt. Zur Diskussion stand auch eine völlige Aufgabe des Spielbetriebs.

Teammanager soll installiert werden

„Unsere Fußballer wollten unbedingt in der A-Liga bleiben, also sagte ich zu, dass wir das Ding durchziehen“, erklärt Leist die immer verzweifeltere Lage, die sich aber bis zum Ende der Wechselfrist am 30. Juni wieder etwas entspannte. In einem Kraftakt konnten Leist und seine Mitstreiter doch noch einen spielfähigen Kader zusammenstellen. „Jetzt haben wir wenigstens wieder die Chance, um den Klassenerhalt mitzuspielen. Mitte Juni hatten wir nicht mal diese Chance“. Aber Leist zeigt sich auch selbstkritisch: „Wir verfügen schon seit einiger Zeit nicht mehr über ein Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand.“ Das will der KSV ändern und plant, einen Teammanager zu installieren, der den Vorstand näher an die Mannschaft heranbringt. So will der KSV Entwicklungen schneller erkennen und wenn nötig entgegensteuern.

Vier Neue

Personell gibt Leist vorsichtige Entwarnung: Mit Halit Dönmez (Spvgg. Groß-Umstadt) und Johann Hänsch (FSV Groß-Zimmern) konnte der KSV zwei Fußballer für sich gewinnen, die beide Erfahrung aus höheren Spielklassen mitbringen. Zudem ist Hänsch ein technisch beschlagener und durchsetzungsfähiger Angreifer. Und genau auf dieser Position klemmt es nach dem Abgang des Stürmerduos Nils Arras und Edwin Untereiner. Freude kam auch auf, als Daniel Kaffenberger, Top-Fußballer beim damaligen Gruppenligisten FC Fürth, zumindest für die Heimspiele zur Verfügung stehen wird. „Die Einschränkung war mir in unserer bedrängten Situation egal. Ich bin froh, dass uns Daniel mit langem Anfahrtsweg weiterhelfen will.“

Dingeldein überzeugt auf Anhieb

Darüber hinaus stoßen mit Justus Bechtel (SV Winterkasten) und Jonas Dingeldein (TSV Bullau) zwei junge Fußballer zum Kader. Beim Gersprenztal-Cup habe gerade Dingeldein einen abgeklärten Eindruck gemacht: „Der hat mich überzeugt, auch wenn er zuletzt zwei Klassen tiefer spielte“, so der Reichelsheimer Spartenleiter, der auch auf die beiden A-Jugendlichen Benedikt Zieres und Benedikt Kriewald zurückgreifen kann, die bereit sind, auszuhelfen.

Weil auch Trainer Christian Zeiss sein Amt zur Verfügung stellte, engagierte der KSV den 35-jährigen Tobias Plagge, der in Reichelsheim bereits das Reserveteam in der B-Liga trainierte. Plagge wird gemeinsam mit Philipp Ehrhardt und Florian Bundschuh ein Trainergespann bilden. Man darf also gespannt sein, ob die KSV-Fußballer diesen erneuten Sturm überstehen und wie sie sich in der neuen Saison in der A-Liga schlagen werden.



Aufrufe: 018.7.2023, 15:30 Uhr
Thomas NikellaAutor