2024-05-16T10:25:37.604Z

Ligabericht
Spieler, Trainer, Funktionäre, Sponsoren und Fans: Beim FC Kosova Regensburg ziehen alle an einem Strang.
Spieler, Trainer, Funktionäre, Sponsoren und Fans: Beim FC Kosova Regensburg ziehen alle an einem Strang. – Foto: Nicole Seidl

Kosova im Höhenflug: Landesliga jetzt ein Muss?

Mehr Disziplin und Miteinander sorgen für einen Siegeszug – von dem sich die Spieler allerdings nicht blenden lassen

Der Höhenflug des Fußball-Bezirksligisten FC Kosova Regensburg wird langsam zum Superlativ: Mittlerweile hat die Mannschaft acht Spiele in Serie gewonnen, dabei 32 Tore geschossen und am vergangenen Wochenende nebenbei und folgerichtig die Tabellenführung der „Süd“ übernommen. Vier ehemalige Albanien-Profis und eine neuformierte, ehrgeizige Vorstandschaft geben dem Konstrukt neue Farbtupfer. Stellt sich die Frage, ob ein Durchmarsch des FC Kosova bis hin zum erstmaligen Aufstieg in die Landesliga nur noch Formsache ist.

Die ungeahnten Ausmaße des Erfolges waren Mitte August so noch überhaupt nicht abzusehen, denn die ersten drei Saisonspiele gingen alle in die Hose. Frust machte sich breit. Trotz eines eingeführten Strafenkatalogs rissen die Disziplinlosigkeiten auf dem Feld nicht ab. Dies wurde intern besprochen. Was folgte, war eine Standpauke an die Spieler – die fruchtete. „Die Struktur der Disziplin hat Früchte getragen“, so formuliert es die sportliche Leiterin Nicole Seidl, „Wir haben durchgegriffen und jetzt haut es hin.“

Für diesen Wandel sorgt mitunter die erstmal vertretene, eigene A-Jugend. Sie trainiert freitags zeitgleich mit der „Ersten“ und ist auch bei den Bezirksliga-Heimspielen präsent. Diese Vorbildfunktion der Kosova-Senioren für die Nachwuchstalente „macht viel aus. Dass sich das so krass auswirkt, hätte ich nicht gedacht“, findet Seidl.

Ein 3:0 beim Sportclub Regensburg ließ den Knoten platzen. Diesen ersten Saisonsieg bezeichnet die 43-jährige Funktionärin, für die albanischen Kicker wie eine „Mutti für alles“, rückblickend als „Knackpunkt für uns alle“. Seither überzeugt die Mannschaft von ihrem nach wie vor angeschlagenen Spielertrainer Enkel Alikaj mit spielerischer Klasse, Torhunger und Disziplin. Auch das familiäre Miteinander ist nach Ansicht Seidls viel besser geworden: nach den Spielen sitzt und lacht man zusammen. Aus dem Ganzen sticht Knipser Besmir Arifaj (36) hervor, der mit seiner ganzen Erfahrung jede Lücke findet und schon zwölf Saisontore vorweist. „Besmir und Shkelzen Kleqka passen sich perfekt zu und schon ist die Kugel im Netz“, grinst Seidl.

Von der Konkurrenz wurde der FC Kosova in der Zwischenzeit zum Topfavoriten auf die Meisterschaft auserkoren. Wie mit dieser Rolle umgehen? „Uns freut es natürlich, dass wir die Favoriten sind“, antwortetet Nicole Seidl, „aber für uns sind alle anderen Gegner auch ganz normale Gegner. Wir spielen in der Bezirksliga Süd, Punkt.“

Klingt nach einem Understatement. Doch dem ist nicht so. Den Spielern wie den Trainern und Vorständen ist deutlich anzumerken, dass sie trotz der Siegesserie auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Die Devise ist: nach dem Spiel ist vor dem Spiel. „Alle Spieler motivieren sich vor jedem Spiel und reden miteinander, wie als wären sie nicht Erster“, sagt Seidl. Jede Partie wird aufs Neue akribisch und sachlich angegangen. Dienstags wird normal trainiert, donnerstags der nächste Gegner angesprochen und freitags wird sich intensiv auf die kommende Aufgabe vorbereitet. „Die Disziplin ist greifbar.“

Der Aufstieg in die Landesliga ist also kein Muss? „Wir schauen nicht so weit in die Zukunft, um zu sagen, dass der Aufstieg sicher ist“, antwortet die Sportchefin und schiebt genauso pragmatisch hinterher: „Wir wollen in der Liga das beste aus uns rausholen und möglichst lange oben dabei bleiben. Es kommen noch genug harte Gegner auf uns zu.“ Am kommenden Doppelspieltag möchten die Neulinge Beilngries und Schwandorf-Ettmannsdorf II den Regensburger Siegeszug aufhalten.

Aufrufe: 029.9.2022, 08:11 Uhr
Florian WürtheleAutor