2025-12-03T05:51:34.672Z

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Daniel Klinger muss sich noch mindestens eine Saison gedulden, um am nächsten Lehrgang teilnehmen zu können.
Daniel Klinger muss sich noch mindestens eine Saison gedulden, um am nächsten Lehrgang teilnehmen zu können. – Foto: Markus Becker

"Komplett unfair": Die Hürden auf dem Weg zur Trainer-A-Lizenz

Um als Trainer den Sprung von der Oberliga in die Regionalliga zu schaffen, braucht es mehr als sportlichen Erfolg. Entscheidend ist auch der Erwerb der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geforderten A-Lizenz. Ein Schritt, der seit der im Jahr 2022 eingeführten Reform des Zulassungsverfahrens alles andere als eine reine Formalie ist.

Der DFB knüpft die Berechtigung, Teams bestimmter Spielklassen zu trainieren, an klar definierte Lizenzen. Während die auf Amateurebene üblichen C- und B-Scheine noch über die Landesverbände organisiert werden, führt der Weg darüber hinaus direkt zum Dachverband selbst. Besonders der Übergang zur A-Lizenz markiert für viele ambitionierte Amateur-Übungsleiter eine echte Zäsur und erhebliche Hürde.

Punktesystem als Hindernis

Dabei zeigt der Schritt von der B- zur A-Lizenz in vielerlei Hinsicht auch den Übergang vom Amateurbereich zum professionellen Geschäft auf. Auch wenn ein Cheftrainer im Herrenbereich nach bestandenem Lehrgang lediglich eine Spielklasse zusätzlich – die Regionalliga – betreuen darf, ist der Aufwand enorm. Nach DFB-Angaben kostet die Ausbildung rund 11.000 Euro und umfasst 360 sogenannte Lerneinheiten, verteilt über neun bis zehn Monate.

Wer dies investieren kann, muss sich seit dem Jahre 2022 mit einem eingeführten Punktesystem auseinandersetzen. Hierbei unterscheidet der DFB zwischen Spieler- und Trainererfahrung, sowie "relevanter Bildung", wie beispielsweise einem abgeschlossenen Hochschulstudium mit Schwerpunkt in der Sportwissenschaft oder Pädagogik. Pro absolvierter Spielzeit als Spieler oder Trainer wird dem Bewerber eine gewisse Punktzahl zugeschrieben, je höher die Spielklasse, desto höher der Faktor.

Ein Auszug des Punktesystems des DFB.
Ein Auszug des Punktesystems des DFB. – Foto: DFB

38,5 Punkte bildeten zuletzt die Schwelle zur Teilnahme ab. Für höherklassig erfahrene Ex-Profis, oder Trainer in einem Nachwuchsleistungszentrum ist diese Marke deutlich leichter zu erreichen als für Trainer, die jahrelang im gehobenen Amateurbereich arbeiten. Ein oft genanntes Beispiel verdeutlicht die Dimension: Eine Saison als Spieler in der Bundesliga bringt fünf Punkte, eine Saison als Trainer in der Oberliga dagegen nur 2,5.

"Das ist einfach komplett unfair, finde ich. Die Ex-Profis werden bevorzugt, für die ist es einfacher", sagt Daniel Klinger, Cheftrainer von Oberliga-Aufsteiger VfL Jüchen-Garzweiler, zu dieser Diskrepanz. Dem 39-Jährigen fehlten am Ende lediglich zwei Zähler für den nächsten A-Lehrgang. Dabei gehe es ihm weniger um die Inhalte der DFB-Akademie als vielmehr um die Perspektive, auf höherem Niveau agieren zu können.

>>> Das ist Daniel Klinger

"Ich bin nicht jung, ich bin aber auch noch nicht alt", erläutert er. "Zuerst geht es um die Berechtigung. Klar, man nimmt im Lehrgang auch viele Dinge mit, die heutzutage neu sind. Aber jetzt fehlen mir zwei Punkte, weil ich nicht zwei Jahre länger Regionalliga gespielt habe. Das ist doch Blödsinn."

Okan Özbay, Trainer vom Mittelrheinligisten SpVg Frechen, teilt das gleiche Schicksal. Er moniert, dass mit der Umstellung seine praktischen Erfahrungen nicht angemessen bewertet seien: "Ich scheitere an einem Punktesystem, das Erfahrung, Motivation und Kompetenz nicht nachvollziehen kann. Über 5.000 Stunden Erfahrung, fünfstellige Investition – und trotzdem verweigert man mir den Zugang", sagt er. "Wir sollten ambitionierte Trainer, die Engagement, Kompetenz und die richtigen Eigenschaften mitbringen, nicht ausbremsen."

Stellungnahme des DFB: "Zulassung zur A-Lizenz auf einer breiten und objektiven Basis"

Vor Einführung des Punktesystems galt beim DFB nach eigenen Angaben noch das Prinzip „wer zuerst kommt, malt zuerst“. Dass die nun gewählte Lösung auch durchaus auf Unmut stößt, räumt der Verband ein: "Uns ist bewusst, dass das neue Verfahren für manche Trainer im Amateurbereich als Hürde empfunden wird. Das Punktesystem soll sicherstellen, dass die Zulassung zur A-Lizenz auf einer breiten und objektiven Basis erfolgt", teilt der DFB auf Nachfrage von FuPa Niederrhein mit. Die Gewichtung zugunsten Profispielern gegenüber Amateurtrainern erscheint dabei durchaus gezielt gewählt. So erläutert der DFB, dass "einer Saison in der Bundesliga eine komplette Karriere im Jugend- und Erwachsen-Leistungsfußball vorausgeht."

Und weiter: "Die Gewichtung basiert auf der Annahme, dass Spieler mit langjähriger Erfahrung im Profibereich ein hohes Maß an taktischem und spielpraktischem Wissen mitbringen, das für die Ausbildung relevant ist."

Grundsätzlich beurteilt der Verband die Resonanz auf die seit drei Jahren geltende Umstellung als positiv. Aus "zahlreichen Rückmeldungen“ von Landesverbänden und Trainer habe sich der Eindruck verfestigt, dass das neue System als "transparent und nachvollziehbar“ wahrgenommen werde. Konkrete Aussichten auf eine wesentliche Anpassung des Zulassungsverfahren sind entsprechend nicht zu erwarten.

Losing noch als Profiteur des alten Systems

Heinrich Losing vom SV Sonsbeck, der seine A-Lizenz noch vor der Reform erwarb, sieht die heutige Gewichtung jedoch ähnlich kritisch wie sein Trainerkollege Klinger: "Ich glaube nicht, dass ein Bundesliga-Profi immer ein besserer Trainer sein muss als ein Amateurspieler oder auch jemand, der schon länger Trainer ist."

>>> Das ist Heinrich Losing

Heinrich Losing (rote Jacke) an der Seitenlinie für den SV Sonsbeck.
Heinrich Losing (rote Jacke) an der Seitenlinie für den SV Sonsbeck. – Foto: Ulrich Laakmann

Auch wenn er vom damaligen Lehrgang taktisch "viel mitgenommen" habe, lasse sich dies auf dem Niveau der Oberliga nicht nahtlos umsetzen. Bei der konsequenten Vermittlung von taktischen Inhalten sei demnach "viel stupides, auch sehr häufig langweiliges Training" nicht zu vermeiden. So ist aus seiner Sicht der Mehrwert der A-Lizenz für einen Trainer, der nur in der Oberliga agieren möchte, abzuwägen. "Das kannst du im Amateurfußball gar nicht so machen, dann haben die Jungs keinen Bock nach einer Zeit. Die kommen von der Arbeit, die wollen ein bisschen zocken, wollen vielleicht auch mal was lernen. Aber du musst dir schon ganz große Gedanken machen, wie du das Taktische so vermittelst, dass es den Jungs auch noch Spaß macht."

Inhaltlich, zeitlich und finanziell hat der DFB die A-Lizenz offenbar ausschließlich an jene gerichtet, die sich gezielt in Richtung des Profifußballs bewegen möchten. Es ist der letzte Schritt auf dem Weg zur Pro-Lizenz (früher: Fußball-Lehrer), die es für die Führung eines Teams in den ersten drei Spielklassen braucht. Ex-Profis, die auch eine zweite Karriere im Bezahlfußball anstreben, soll dabei kein Stein in die Wege gelegt werden. Zugleich will der DFB ambitionierte Amateure weiterhin einbinden. So sollen im A-Lehrgang 2026 von 51 Teilnehmenden immerhin 20 ehemalige Profis dabei sein. Der Weg dorthin bleibt für viele Amateure dennoch anspruchsvoll und voller schwieriger Abwägungen.

>>> Erläuterungen des DFB zum aktuell gültigen Punktesystem

>>> FAQs vom DFB zu Fragen rund um die Ausbildung und Entwicklung in Lehrgängen

Aufrufe: 012.12.2025, 23:15 Uhr
Markus BeckerAutor