2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Michael Köllner hat seinen Spielern mit der Klagerede ein Alibi gegeben, kommentiert Uli Kellner die Abschluss-PK von Belek.
Michael Köllner hat seinen Spielern mit der Klagerede ein Alibi gegeben, kommentiert Uli Kellner die Abschluss-PK von Belek. – Foto: Imago/mm

Kommentar zur Polter-PK: Widersprüche und ein Alibi – Köllners Klagelied schadet ihm am Ende selbst

Krach-Aussagen beim Belek-Abflug

Michael Köllner pocht auf einen Neuzugang und entzieht gleichzeitig vorhandenen Spielern das Vertrauen. Das könnte zum Eigentor werden. Ein Kommentar von Uli Kellner.

Seit Dienstagmittag sind die Löwen also zurück im Münchner Winter. Die türkische Sonne ist Vergangenheit – und mit ihr die Harmonie, die in der Prospektkulisse von Belek vorgespielt wurde. Wie das so ist bei Pauschalreisen – es lohnt sich meistens, das Kleingedruckte zu lesen. Oder im vorliegenden Fall: genau hinzuhören, wenn am Abschlusstag Bilanz gezogen wird.

Köllner-PK in Belek: Unterschwelliger Vorwurf an 1860-Sportchef Günther Gorenzel

Bei Michael Köllner klang es wie eine Abrechnung, als er vor dem Heimflug aus der Türkei in einer Medienrunde lospolterte. Kein Neuzugang da, Kaderaufgaben nicht erledigt – trotzdem werde der maximale Erfolg von ihm erwartet, klagte der 1860-Coach vor dem Neustart seiner Aufstiegsmission. Der Trainer wünscht sich sehnlichst einen Leader fürs Mittelfeld und ist enttäuscht, dass der Verein bisher nicht geliefert hat. Das Geld sei da, ebenso das Okay der Gesellschafter. Man brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, wen er für dieses Versäumnis verantwortlich macht. Bleibt fast nur Sportchef Günther Gorenzel, der seit Wochen nichts anderes macht, als mit einem belgischen Verein über einen Transfer des Leadertypen Raphael Holzhauser, 29, zu verhandeln.

Doch so nachvollziehbar Köllners Nervosität ist – so gefährlich ist, auch für ihn selbst, was er da in seinem Groll von sich gegeben hat. Was der Trainer vergisst: Er selbst war es, der von einem „Top-Transfersommer“ schwärmte, von neun Neuzugängen, die er selbst federführend mit an Land gezogen hatte. Und jetzt? Findet er kein System ohne Halbpositionen, die er angeblich nur unzureichend besetzen kann. Schwächt Martin Kobylanski, auf den er wieder setzen wollte, indem er die Fitness des Zehners infrage stellt. Spricht Erik Tallig die Tauglichkeit fürs Zentrum ab, nachdem er selbst es war, der das Spielmachertalent mit Flügelaufgaben zwangsbeglückt hat. Und was die Sache für Köllner nicht leichter macht: Sollte Gorenzel jetzt doch mit Holzhauser um die Ecke kommen, was durchaus möglich ist – dann gäbe es endgültig keinen Spielraum mehr, mit dem Köllner weitere Misserfolge erklären könnte.

TSV 1860 München: Köllners Klagelied gibt Löwen-Mannschaft ein Alibi

Gleichzeitig hat er der bestehenden Mannschaft jetzt schon ein Alibi für einen möglichen Fehlstart geliefert. Bekanntlich gibt es zwei Sorten von Spielern: kernige Fußballer, die es anstachelt, wenn man ihre Qualität infrage stellt. Und junge Profis, die sich eh schon schwertun, ihren Weg in diesem harten Business zu finden. Wie sich Köllners Gepolter teampsychologisch auswirkt: Auflösung ab Samstag, 14 Uhr, in Mannheim. (Uli Kelllner)

Aufrufe: 010.1.2023, 20:50 Uhr
Uli KellnerAutor