2024-04-30T13:48:59.170Z

Allgemeines
– Foto: Vogler Images

Kickers Emden triumphiert gegen Atlas Delmenhorst

In einem denkwürdigen Moment, den sie voll und ganz genossen, feierten die Fußballer von Kickers Emden ausgiebig mit ihren mitgereisten Fans. Der Grund für die ausgelassene Stimmung war historisch: Die Ostfriesen errangen ihren ersten Sieg gegen Atlas Delmenhorst seit dem 6. August 1997. Seitdem holte der BSV aus vier Begegnungen nur einen Punkt - bis zum 6. April 2024. Das knappe 2:1 gegen den Erzrivalen war nicht nur ein Ereignis für die Geschichtsbücher, sondern auch ein weiterer Höhepunkt in der beeindruckenden Erfolgsserie von Kickers Emden: Das Team ist seit 17 Spielen ungeschlagen und hat die letzten elf Spiele alle gewonnen.

Auch der Gegner hatte lobende Worte übrig. "Diese Zahlen zeigen, dass die Emder wirklich gut spielen", sagte Atlas-Trainer Dominik Schmidt. "Ich bin sicher, dass sie auch die nächsten Spiele erfolgreich bestreiten werden." Der Spitzenreiter Kickers konnte den Abstand auf den dritten Platz in Delmenhorst um neun Punkte ausbauen - und hat dabei noch drei Spiele weniger ausgetragen.

Eine entscheidende Rolle beim Derbysieg spielte ein Spieler, der in der vergangenen Saison noch das gelb-blaue Trikot trug: Tobias Steffen. Der kreative Mittelfeldspieler erzielte selbst die Führung für Kickers (7.) und bereitete den zweiten Treffer durch Pascal Steinwender vor (28.). "Für mich war es letztendlich nur ein Spiel wie jedes andere", sagte der 31-Jährige. Doch nach seinem 13. Saisontor spürte Steffen, dass das Derby vor 1530 Zuschauern doch ein wenig mehr Brisanz hatte. "Als ich in Richtung Eckfahne lief, um zu jubeln, wurde ich beleidigt", sagte er. "Aber das gehört nun mal zum Fußball." Die verbalen Attacken einiger Atlas-Fans waren unüberhörbar, doch Steffen ließ sich davon nur zusätzlich anspornen und legte anschließend Steinwender den Ball zum 2:0 auf. Seine 14. Vorlage war für Steffen jedoch nur eine Randnotiz. "Das Wichtigste ist, dass wir hier gewonnen haben."

Den Grundstein für den Sieg legten die Emder in der ersten Halbzeit. Kickers startete schwungvoll ins Derby bei sommerlichen Temperaturen - Steinwender scheiterte jedoch mit einem Schuss an Atlas-Keeper Damian Schobert (2.). Fünf Minuten später konnte Steffen jubeln: Eine Flanke von Steinwender verlängerte Tido Steffens per Hinterkopf genau vor die Füße von Steffen, der mit einem Flachschuss zum 1:0 traf (7.).

Steinwender hätte beinahe auch das zweite Tor eingeleitet: Nach seinem Pass zog Tido Steffens ab und traf David Schiller, der den Ball ins Tor abfälschte, dabei aber wohl im Abseits stand (18.). Das Tor zählte nicht, doch den Emdern war das egal. Sie dominierten weiterhin und belohnten sich zehn Minuten später mit dem 2:0. Nach einer Standardsituation für Atlas schickte Kai Kaissis Steffen, der im Laufduell mit Ousman Touray die Kugel behauptete und schließlich Steinwender bediente. Der 27-Jährige traf mit links zum 2:0 (28.).

Ein weiteres Tor hätte noch vor der Pause fallen können, doch Steinwender traf nach einem weiten Einwurf von David Schiller aus drei Metern nur die Unterkante der Latte (39.). "Mit dem 3:0 hätten wir den Deckel draufmachen müssen", sagte Steffen. "Ein 2:0 ist immer ein gefährliches Ergebnis."

Das zeigte sich nach dem Seitenwechsel, als mehr und mehr die Defensive der Emder im Mittelpunkt stand. "Es war uns bewusst, dass Atlas auf den Anschlusstreffer drängen würde", sagte Kickers-Trainer Stefan Emmerling. "Das Tor lag in der Luft - genauso wie unser 3:0 in der ersten Halbzeit." Nach einer Flanke in den Strafraum traf der eingewechselte Phil Gysbers per Kopf zum 1:2 (77.). "Danach hatte ich Angst, dass es noch einmal richtig eng werden könnte", sagte Fabian Herbst. Der Emder Innenverteidiger ärgerte sich über das zweite Gegentor in diesem Jahr. "Atlas steht nicht zu Unrecht auf dem dritten Platz und hat Druck gemacht - da war es schwer, alles zu verteidigen."

Dennoch ließen Herbst und seine Teamkollegen nicht mehr als dieses eine Tor zu. "Am Ende haben wir es geschafft, den Sieg über die Zeit zu bringen", sagte der 23-Jährige, der in der Nachspielzeit die letzte gefährliche Situation im eigenen Strafraum bereinigen konnte: Kickers-Torhüter Moritz Onken hatte Gysbers angeschossen. Die Kugel landete bei Touray, der erneut Gysbers bedienen wollte - doch Herbst war zur Stelle (90.+1).

Mit dem Schlusspfiff begannen die blau-weißen Jubelszenen - auf dem Platz und auf den Rängen. Der erste Kickers-Erfolg in Delmenhorst seit mehr als 26 Jahren musste gebührend gefeiert werden. Kein Wunder, dass rund um den Emder Fanblock ein Schlachtruf besonders laut angestimmt wurde: "Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!"

Aufrufe: 07.4.2024, 16:28 Uhr
RedAutor