2024-07-25T15:23:38.261Z

Interview
Heribert Ketterl soll den TSV Bogen zum Klassenerhalt führen
Heribert Ketterl soll den TSV Bogen zum Klassenerhalt führen – Foto: Redaktion Schwandorf

Ketterl: »Geht nicht darum, es jedem recht zu machen«

Der TSV Bogen will sich mit seinem neuen Coach und einem verstärkten Kader aus dem Tabellenkeller arbeiten

Dass der TSV Bogen zur Winterpause im Tabellenkeller der Landesliga Mitte festhängt, war im Vorfeld nicht zu erwarten. Dem Team der Rautenstädter wurde eigentlich zugetraut, eine gute Rolle spielen zu können. Gekommen ist es allerdings anders und der ehemalige Bayernligist muss sich gewaltig auf die Hinterbeine stellen, um in der Endabrechnung über dem ominösen Strich zu stehen. Die Entscheidungsträger haben nichts unversucht gelassen und im Winter nicht nur einige Transfers getätigt, sondern auch einen neuen Trainer verpflichtet. Unmittelbar vor dem Frühjahrsauftakt hat uns Chefanweiser Heribert Ketterl Rede und Antwort gestanden.

Heri, die Vorbereitung ist vorbei und ihr habt es in den vier Testspielen richtig gut gemacht. Unter anderem sprang beim SSV Jahn Regensburg II ein 1:0-Sieg heraus und bei der Generalprobe wurde Ligakonkurrent SpVgg Lam mit 7:1 abgeschossen. Wie zufrieden bist du mit dem Verlauf der letzten Wochen?
Heribert Ketterl (63): Bis auf dass wir erst letzten Donnerstag erstmals in Bogen auf Naturrasen trainieren konnten und ein Vorbereitungsspiel wegen Erkrankungen und Verletzungen absagen mussten, bin ich bisher mit den Einheiten sehr zufrieden. Mit dem SV Burgweinting klappte die Kunstrasennutzung absolut problemlos, im Gym hatten wir auch sehr gute Einheiten für die Fitness, aber speziell für den Willen jedes einzelnen Spielers. Spielerisch und taktisch konnten wir schon viel an unserer Spielphilosophie und an der Spielwirksamkeit arbeiten. Unser neues Trainerteam mit Max Bachl-Staudinger, Günther Zirngibl und Athletikcoach Markus Bittner funktioniert bisher bestens wie auch die Zusammenarbeit mit der sportlichen Leitung um Kerstin Mente, Franz Käufl und Ignaz Hiendl. Zu den Spielen: Wir haben an vielen Komponenten im defensiven wie im offensiven Bereich gearbeitet. Während wir gegen den Jahn und Kareth noch in erster Linie die defensive Stabilität in der Ordnung und im Pressing erlangen konnten, gelang es uns gegen Türk Gücü und Lam nun den zweiten Weg im Fußball - die Offensive - verstärkt zu bedienen. Jetzt gilt es, dies stabil auch auf Naturrasen zu zeigen.



Gegen Lam habt ihr im Laufe der zweiten Hälfte neun frische Kräfte eingewechselt. Kann der sehr große Kader eure Trumpfkarte im Abstiegskampf werden oder befürchtest du vielleicht das Gegenteli? Denn es wird bestimmt auch unzufriedene Spieler geben….
Der Kader ist wirklich zahlenmäßig wie auch qualitativ sehr gut bestückt. Die Vielzahl an Spielern hat aber auch meinem Vorgänger Basti Lerch im Herbst über die Runden geholfen, da er mit sehr vielen Verletzten zu kämpfen hatte. Seit meinem ersten Kontakt mit der Mannschaft habe ich betont, dass es mir die letzten zwölf Spielen nicht darum geht, es jedem recht zu machen, sondern dass wir im Trainerteam die Akteure aufs Feld schicken, die uns in jedem Training und Spiel zeigen, dass sie mit uns das große Ziel des Ligaerhalts erreichen wollen. Hierfür brauchen wir vieles, aber hauptsächlich Qualität und die im Abstiegskampf noch wichtigere Mentalität.



Welche Rolle wird der ehemalige Kapitän und Co-Spielertrainer Balthasar Sabadus, den ihr reaktivieren konntet, einnehmen?
Als ich die Mannschaft vor meinem Engagement in Hauzenberg spielen und nach einer 2:0-Führung leider noch verlieren sah, kam mir sofort die Führungsspielerdebatte in den Sinn. Ein einziger reicht da heutzutage nicht mehr. Und so war mir klar, dass wir im Falle einer Zusage meinerseits einen spielenden Co-Trainer und weitere Führungsspieler brauchen. Max Bachl-Staudinger konnte ich glücklicherweise schnell überzeugen. Er macht bisher einen Riesenjob in der Mannschaft. Balthi Sabadus konnte ich nach einem längeren Telefonat auch nochmal für unser Ziel und den Weg dahin begeistern. Er ist beruflich viel unterwegs, hält sich aber sehr gut fit und alle können von seiner fußballerischen Klasse in den Spielen profitieren. Leider ist Daniel Gnjidic noch nicht gesund, denn mit seiner Wucht könnte er auch jeder Mannschaft in der Landesliga helfen.


Balthasar Sabadus unterstützt den TSV Bogen im Abstiegskampf
Balthasar Sabadus unterstützt den TSV Bogen im Abstiegskampf – Foto: Alfred Brumbauer





Zum Start kreuzt der Tabellenletzte FC Tegernheim, der sich in der Winterpause namhaft verstärken konnte, im Städtischen Stadion auf. Wie blickst du du dieser zweifellos undankbaren Aufgabe entgegen?
Wir können uns den Spielplan nicht aussuchen und dürfen nicht mehr viel patzen, zumal ein paar Mitkonkurrenten weniger Spiele als wir ausgetragen und daher noch öfter die Möglichkeit zum Punkten haben. Deshalb wollen wir am Samstag gegen eine personell aufgerüstete Tegernheimer Mannschaft mit voller Konzentration und Mut ins Spiel gehen.



Um die Liga auf direktem Weg zu halten, werdet ihr wohl aus den zwölf verbleibenden Partien um die 20 Punkte holen müssen. Anspruchsvoll aber nicht unmöglich, oder?
Die Aufgabe ist auf jeden Fall mehr als anspruchsvoll. Da uns neben Spielern wie Lukas Käufl, Marko Subara oder Jonas Gmeinwieser, die den Unterschied ausmachen können, aber nun auch wieder wichtige Kräfte wie Balthasar Sabadus, Tobias Gayring, Patrick Fuchs und hoffentlich bald der derzeit noch gesundheitlich angeschlagene Timo Seer wieder sehr gute Alternativen und Führungsspieler, die schon viel im Fußball erlebt haben, zur Verfügung stehen, können wir positiv gestimmt sein. Alex Sigl spielt in der Innenverteidigung auch eine nicht zu unterschätzende und vor allem sehr stabile Rolle. Es könnte aber auch sein, dass sich der eine oder andere junge Spieler noch als entscheidender Rookie erweist.



Du hast dem Verein nur bis Saisonende deine Zusage gegeben. Bis wann entscheidet sich, ob es mehr als ein Kurzzeit-Engagement wird und was sind die Voraussetzungen für einen Verbleib beim TSV Bogen?
Meine Entscheidung hängt davon ab, ob ich zu 100 Prozent das Gefühl habe, dass sich der gesamte Staff in jedem Spiel voll einbringt und ob Verein und Mannschaft den Fußball auch so verstehen und leben wie wir es im Trainerteam tun.

Aufrufe: 026.2.2024, 12:00 Uhr
Thomas SeidlAutor