2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nachdenkliche Gesichter bei Trainer Simon Teschner (36, links) und Manfred Elberth (1. Vorstand) wegen der starken Abgänge
Nachdenkliche Gesichter bei Trainer Simon Teschner (36, links) und Manfred Elberth (1. Vorstand) wegen der starken Abgänge – Foto: Siegfried Lörz

Kann Reichartshausen auch ohne Torjäger Mayer wieder oben angreifen?

Talent Mayer legt Pause ein+++TSV hakt verpassten Aufstieg ab+++Teschner geht die neue Saison entspannt an

Als das Testspiel des TSV am Sonntag gegen den Bruchsaler Kreisligisten FV Ubstadt beendet war, saßen der Gästetrainer mit einigen Funktionären noch auf der Terrasse der TSV-Gaststätte. Die Ubstädter waren nicht nur von den Pizzen begeistert, sondern auch vom heimischen TSV, der die Gäste mit 2:1 auf den langen Heimweg schickte. Gästetrainer Kaufmann war von der kompakten Defensive und den permanenten offensiven Nadelstichen der Grün-Weißen angetan. Sein Fazit war, dass die Spitzenmannschaften der A-Klasse Sinsheim eine höhere Qualität haben, als in seinem Fußballkreis Bruchsal.

Simon Teschner, Trainer des TSV, wird es gerne gehört haben. Sein Team führte in der letzten Saison zwei Spieltage vor Schluss die Tabelle an. Es hätten noch 2 Siege zur Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg gefehlt. Dann ging es nach Angelbachtal, wo man bis zur 88. Minute mit 2:1 führte, ehe man den Sieg und den damit verbundenen Aufstieg noch aus der Hand gab. Der Sieg am letzten Spieltag wurde wertlos. Das Lob der Ubstädter zeigt schon einmal, dass Reichartshausen wegen dieses knappen Nicht-Aufstiegs nicht zerbrochen ist. Wir hatten an den verantwortlichen Übungsleiter Simon Teschner aber noch weitere Fragen.

Simon, bist Du noch sehr angefressen auf den Schiedsrichter Eures letzten Auswärtsspiels in Angelbachtal?

Teschner: Wir hätten halt beim Spielstand von 2:1 einen glasklaren Elfmeter bekommen müssen. Es lag an diesem Nachmittag auch viel Eigenverschulden unsererseits vor, aber ein verwandelter Elfer zu dem Zeitpunkt wäre das 3:1 gewesen und hätte uns sehr geholfen.

Andererseits haben wir genügend Chancen verballert. In der 1. Halbzeit hatten wir beispielsweise einen Alleingang auf den gegnerischen Torwart. Hier hätten wir einfach nur quer legen müssen. Bis zur 70. Minuten waren wir klar dominant. Dann ließen wir uns auf die Nicklichkeiten der Gastgeber ein. Zudem war unser Laufverhalten nicht mehr ausreichend. Das Ende ist ja bekannt.

Ihr ward bis dato immer nur Verfolger. War der Druck als Tabellenführer dann zu groß?

Teschner: Nein, das glaube ich nicht. Wir haben unter Druck immer geliefert. Auch bei unserem Dreikampf in der B-Klasse. Sowohl gegen Hilsbach, als auch gegen Dühren konnten wir durchweg gute Ergebnisse erzielen. Auch die beiden Relegationsspiele gestalteten wir siegreich. Meines Erachtens war das Angelbachtal-Spiel kein Problem des Drucks.

Beim 1:4 in Babstadt war Euer Kader völlig ausgedünnt und ihr ward klar unterlegen. Hast Du Verständnis, wenn am Sonntag so viele Spieler wegen eines Junggesellenabschieds fehlen?

Teschner: Tatsächlich fehlten wegen dieses Ausflugs nur drei Akteure. Die anderen Spieler hatten andere Gründe. Aber in unserer Klasse muss man das als Trainer einfach akzeptieren. Es ist normal. In den letzten 2 Jahren haben wir immer Probleme zweimal hintereinander dieselbe Elf aufzustellen. Irgendjemand der Mannschaft hat immer irgendetwas, weshalb er sonntags fehlt. Natürlich wäre es mir lieber, wir könnten konstant mit derselben Elf bzw. demselben Kader antreten.

Daniel Mayer war mit 24 Toren auf Platz 2 der Torschützenliste, ist ein Top-Talent und war zum Probetraining beim Verbandsligisten Zuzenhausen. Nun pausiert er. Was ist da los?

Teschner: Daniel ist Reichartshäuser. Er war Jugendspieler in Hoffenheim und hat dort auch schon einmal mit dem Fußball aufgehört, weil ihm Spaß und Motivation abhanden kamen. Er hatte dann wieder angefangen und ca. 1,5 bis 2 Jahre bei uns gespielt. Man hat sehr schnell gesehen, dass er für uns bzw. die A-Klasse viel zu gut ist. Umso dankbarer bin ich, dass er uns über die genannte Zeit zur Verfügung stand. Ein Probetraining in Zuzenhausen fand tatsächlich statt. Mir ist aber nicht bekannt, ob er dorthin hätte wechseln können. Ich gehe aber schon davon aus, da sein Profil exakt in deren Ausrichtung gepasst hätte.
Für einen Außenstehenden ist es nicht nachvollziehbar, dass ein Spieler mit dieser Veranlagung einfach aufhört Fußball zu spielen. Aber derzeit hat Daniel einfach mehr Lust auf andere Dinge.

Wie bist Du eigentlich zur Trainertätigkeit gekommen?

Teschner: Ich bin schon eh und je als Spieler in Reichartshausen. Der TSV ist mein Heimatverein. Ich habe hier viele gute, aber auch richtig schlechte Zeiten mitgemacht. Als wir vor ein paar Jahren irgendwo im unteren Bereich der B-Klasse hingen, war ich zusammen mit Martin Fast für etwa sechs Monate Übergangstrainer. Anschließend übernahm Coach Heck, der aus dem Mosbacher Raum kam. Diese Amtszeit ging ein Jahr und dann übernahmen wieder Martin und ich. Da Martin im Schichtbetrieb arbeitet, einigten wir uns, dass ich der federführende Trainer bin und er mir assistiert.

Du kannst es Dir hingegen beruflich einrichten?

Teschner: Ja, ich bin in der IT-Branche tätig und arbeite in Neckarbischofsheim. Da ich im 35 Kilometer entfernten Leingarten wohne, arbeite ich an den Trainingstagen länger und fahre dann direkt nach Reichartshausen.

Die Saison 23/24 fängt nun wieder bei "null" an. Denkst Du Ihr könnt den Eschelbronner Weg gehen und den knapp verpassten Aufstieg nächstes Jahr nachholen?

Teschner: Das ist schwer zu sagen. Der Abgang von Daniel Mayer wird uns weh tun. Unser Kader wurde durch Abgänge quantitativ kleiner. Sollten wir von Verletzungen weitestgehend verschont bleiben, so hoffe ich, dass wir oben mitspielen. Für unsere spielerischen Auftritte haben wir in der letzten Saison sehr viel Lob erhalten. Die spielerische Linie wollen wir auch in der neuen Runde beibehalten.

Du sprichst die Abgänge an. Welche Veränderungen ergeben sich denn in Eurem Kader?

Teschner: Wir haben zwei externe Neuzugänge. Konstantin Walter kommt von TG Sinsheim und wird uns defensiv weiterhelfen. Fabian Hönig kommt vom Nachbarn TSV Helmstadt und ist einsetzbar im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung. Auch er ist eine Verstärkung.
Nicht mehr zur Verfügung stehen uns Nelson Agoh, der aus familiären Gründen und wegen Rückenproblemen seine Laufbahn beendet. Auch Marcel Nuss, der bei uns in der Vergangenheit den Laden hinten dicht machte, hängt seine Kickschuhe an den Nagel. Darüber hinaus wechselt Florian Hanke in den Kreis Heidelberg zum VfB Rauenberg. Wenn er da war, hatte er immer gespielt. Und über Daniel Mayer haben wir ja bereits ausführlich gesprochen.

Ihr habt mit Manfred Elberth ein "Alphatier" und eine lebende TSV-Legende im Verein. Wie frei bist Du in Deinen sportlichen Entscheidungen?

Teschner: Manfred hält sich aus sportlichen Entscheidungen komplett raus. Er war schon mein eigener Jugendtrainer und ist inzwischen viel ruhiger geworden. Sollten wir im sportlichen Bereich Unterstützung benötigen, so unterstützt uns Torsten Koder. Manfred hilft in sämtlichen sonstigen Bereichen, wo er nur kann. Ohne ihn würde es den Verein in seiner jetzigen Form gar nicht mehr geben.

Simon, abschließend möchten wir von Dir noch gerne eine Einschätzung, wen Du in der Tabelle oben erwartest.

Teschner: TG Sinsheim hatten wir ja im letzten Heimspiel bei uns. Sie hatten einen erheblich besseren Auftritt hingelegt, als im Hinspiel. Ich glaube deren Coach Shala bewegt dort unheimlich viel. TG wird oben mitspielen.
Auch der FC Weiler sollte die oberen Plätze wieder angreifen. Der TSV Angelbachtal spielt einen guten Fußball. Vom VfB Eppingen II lasse ich mich mal überraschen.
Der TSV Steinsfurt hat auf jeden Fall zwei gute Spielertrainer bekommen. Ich kann aber nicht beurteilen, ob die Spieler drum herum stark genug sind, um ins Aufstiegsrennen einzugreifen.

Aufrufe: 029.7.2023, 12:17 Uhr
Volker KillusAutor