2024-05-17T14:19:24.476Z

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Leonel Kadiata findet deutliche Worte zur Lage beim KFC Uerdingen.
Leonel Kadiata findet deutliche Worte zur Lage beim KFC Uerdingen. – Foto: Ralph Görtz

Kadiata: „Vielleicht muss es mal richtig knallen“

Der Kapitän des KFC Uerdingen geht mit sich und seinen Mitspielern hart ins Gericht und spricht von Totalausfällen.

Leonel Kadiata ist der Kapitän des KFC Uerdingen. Bereits in der vergangenen Saison war er der Mannschaftsführer. Trotz des Abstiegs entschied er sich, beim Traditionsverein zu bleiben und einen neuen Anlauf in Richtung Regionalliga zu nehmen. Entsprechend enttäuscht ist er vom Verlauf der Hinrunde. Nach der blamablen Vorstellung bei der 1:2-Pleite beim MSV Düsseldorf fand er erstmals sehr deutliche Worte.

Leonel Kadiata, wie tief sitzt der Stachel der Enttäuschung?

Leonel Kadiata: "Sehr tief. Das ist einfach zu wenig, wie in den letzten Wochen auch schon. Wir als Spieler müssen uns einfach hinterfragen, so reicht es nicht. Und so können wir auch nicht in die Rückrunde gehen. Das ist vorne einfach zu wenig."

Aber auch die Abwehr hat wieder zwei Gegetore schlucken müssen. Warum schafft ihr es nicht, kompakt zu stehen?

Kadiata: "Schwer zu sagen, ich weiß nicht, was es ist. Ich bin einfach sprachlos. Es fehlt an Bereitschaft, die wir nicht an den Tag legen. Wir kämpfen nicht, wir laufen nicht, wir glauben, alles spielerisch lösen zu können, wollen Fußball spielen, aber das klappt dann meistens nicht und dann laufen wir noch nicht mal. Das ist einfach zu wenig. Für die Ansprüche, die wir haben, für den ganzen Aufwand, den wir betreiben, den die Fans betreiben, den der Verein betreibt, da ist das einfach zu wenig. Es muss was passieren. Vielleicht muss es hier wirklich mal richtig knallen."

Vorne knallt es jedenfalls nicht.

Kadiata: "Das stimmt, und es kann doch nicht sein, dass wenn Levan Kenia nicht auf dem Platz ist, wir nach vorne nicht viel hin bekommen. Alexander Lipinski versucht einiges, aber wir ansonsten – und jetzt ist es mir egal, ob ich einem zu nahe trete – vorne nur Totalausfälle haben. Das reicht dann einfach nicht. Da brauchen wir gar nicht vom Aufstieg oder sonst etwas reden, das ist einfach zu schlecht, zu wenig Qualität. Das ist der status quo. Wenn wir nicht schleunigst was daran ändern, weiß ich nicht, wie es hier weitergehen soll."

Diesmal haben aufgrund einiger Ausfälle Spieler ihre Chance bekomme, die oft auf der Bank saßen. Empfohlen hat sich allerdings keiner.

Kadiata: "Ja, wir lamentieren halt immer. Unter der Woche meckert der eine oder der andere, dass er nicht spielt. Dann bekommt er die Chance und dann muss man da sein. Am Wochenende kommt es drauf an, da zählt’s. Ob und was wir in der Woche machen, interessiert keinen. Aber wenn wir dann so auflaufen, wie manche heute aufgelaufen sind, das geht nicht. Ich habe heute auch nicht meinen besten Tag gehabt, das will ich deutlich sagen, aber mutig sein, den Ball haben wollen, das zeigt, wer Führungsspieler und Qualitätsspieler ist. Aber wenn wir zu viele Jungs hier haben, die sich einfach verstecken, die den Ball, gerade wenn es auch mal schwer wird, nicht haben wollen, dann ist es für den KFC Uerdingen einfach zu wenig."

Warum ging erst vier Minuten vor Schluss ein Ruck durch die Mannschaft?

Kadiata: "Sehr viel passiert hier nach vorne durch Zufall. Wir machen den Anschlusstreffer und dann ist es ein normaler Lauf der Dinge. Das sehen wir auch bei der Weltmeisterschaft: Wenn eine Mannschaft den Anschlusstreffer macht, wirft sie alles nach vorn, aber da ist gar kein Plan dahinter. Und das hat nicht damit zu tun, wer als Trainer an der Seitenlinie steht, ob Alex Voigt oder Patrick Schneider."

Ist der Trainer denn völlig unwichtig?

Kadiata: "Nein, nur in der Situation ist es nicht entscheidend. Wir haben genug Erfahrung in der Mannschaft, so dass wir unsere Leistung am Wochenende auf den Platz bringen müssen. Es ist zu wenig. Es gab Spiele, da retten wir uns am Ende noch, da rettet uns die Qualität, aber es gibt auch Spiele, in denen eine Mannschaftsleistung gefragt ist. Und die war heute nicht zu sehen."

Wollt ihr Samstag in Cronenberg spielen oder hofft ihr auf eine Spielabsage?

Kadiata: "Ich bin kein Spieler, der vor einer Aufgabe zurück schreckt. Natürlich wollen wir spielen. Aber wir brauchen einen klaren Plan, eine klare Struktur. Und dann müssen wir sehen, dass wir die Spieler, die vorne Alarm machen können, auch in Szene setzen. Das sind einige Baustellen, an denen wir arbeiten müssen. Jetzt schauen wir, welchen Matchplan uns der neue Trainer mit gibt. Und wer nicht mitmachen will, der soll gehen."

Das Gespräch führte Thomas Schulze.

Aufrufe: 014.12.2022, 12:15 Uhr
Thomas SchulzeAutor