2024-07-25T15:23:38.261Z

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Hier brüllt der Löwe der Stunde: Offensivantreiber Julian Guttau (24).
Hier brüllt der Löwe der Stunde: Offensivantreiber Julian Guttau (24). – Foto: Imago

Julian Guttau exklusiv: So sieht der 1860-Überflieger seine Zukunft

„Form des Lebens? Bitte nicht!“

Julian Guttau dreht beim TSV 1860 München auf. Im Interview spricht der Offensivspieler über seinen Höhenflug, YouTube-Tutorials und seine Ziele.

München – Er ist der Mann der Stunde beim TSV 1860: Julian Guttau blüht auf, seit er als Zehner hinter Fynn Lakenmacher ran darf; auf der neuen Position verwöhnt er Fans und Mitspieler mit Toren und Assists. Unser Interview mit dem 24 Jahre alten Linksfuß, den Ex-Sportchef Günther Gorenzel vom SC Freiburg II nach Giesing gelotst hat.

Julian, die Löwen und insbesondere Sie haben einen Lauf. Wie gespannt sind Sie auf die ARD-Sportschau am 2. März?

Ich weiß, worauf Sie anspielen (grinst). Es wäre natürlich cool, mal beim Tor des Monats dabei zu sein, aber ich mache mir da keinen großen Kopf.

„Messi eh – über ihn brauchen wir nicht zu reden, er ist einfach unfassbar!“

Julian Guttau, Spieler des TSV 1860 München, über sein Idol Lionel Messi.

Es waren ja zwei sehenswerte Guttau-Treffer im Monat Februar – nicht nur der Freistoß gegen Halle, vorher auch noch der Winkelknaller gegen Essen. Wie fiele Ihre Wahl aus?

Gute Frage. Ich denke, ich nehme den Freistoß, denn das war mein erster direkt verwandelter im Profibereich – und dann auch noch gegen Halle, meinen ehemaligen Verein. Das war für mich auch noch was Besonderes.

Wer hat Ihnen eigentlich diese außergewöhnliche Schusstechnik beigebracht?

Ob die so außergewöhnlich ist? (lächelt) Ja, okay, sie ist nicht schlecht. Ich glaube, ich habe da ein bisschen was in die Wiege gelegt bekommen. Ich habe schon in jungen Jahren versucht, so zu schießen, dass sich der Ball ein bisschen senkt. Später habe ich noch YouTube-Videos angeschaut, wie man so was macht. Und dann habe ich das immer weiter forciert.

Mal abgesehen von Ihrem Idol Lionel Messi: Wer von den großen Stars hat eine Schusstechnik, die Sie für nachahmenswert halten?

De Bruyne! Er hat nicht so eine extrem außergewöhnliche Schusstechnik, aber einen sehr präzisen Schuss. Messi eh – über ihn brauchen wir nicht zu reden, er ist einfach unfassbar!

„Ich weiß genau, wie er spielen will, wann er mir welchen Ball gibt.“

Julian Guttau über das Zusammenspiel mit Fynn Lakenmacher bei 1860.

Zwei Tore in 35 Spielen für Freiburg II, das letzte Saison ein Spitzenteam der 3. Liga war – und jetzt schon sechs für 1860, das unten angesiedelt ist. Wie kann das sein?

Ich hätte schon in Freiburg deutlich mehr Tore machen können, rein von den Chancen her. Ich glaube aber, im Fußball ist es so: Du musst in einen Flow reinkommen, dann läuft es da von alleine. Umgekehrt leider auch.

Würden Sie sagen, dass die Löwen-Fans gerade den besten Julian Guttau aller Zeiten erleben?

Ich glaube, es gibt schon noch Situationen im Spiel, die ich deutlich besser lösen kann. Klar, aktuell läuft es ganz gut, wie ich mich bewege in den Räumen und so. Aber ob es jetzt die Form meines Lebens ist . . . Bitte nicht! Ich hoffe, da ist schon noch Luft nach oben (lacht).

„Für mich persönlich war immer klar, dass ich mich als 8er oder 10er sehe. Bei 1860 hatte ich dann das Glück.“

Julian Guttau über seine Lieblingsposition und die Umstellung von Frank Schmöller.

Woher kommt das neuerdings blinde Verständnis mit Fynn Lakenmacher?

Wir verstehen uns in der Kabine extrem gut – und auf dem Platz auch. Ich weiß genau, wie er spielen will, wann er mir welchen Ball gibt. Ich kann das vorhersehen. Mir macht meine neue Rolle generell extrem viel Spaß.

Musste erst Argirios Giannikis kommen, damit Sie Ihre Idealposition finden?

Für mich persönlich war immer klar, dass ich mich als 8er oder 10er sehe. Das war schon so, als ich hochkam zu den Profis. Dann haben sie mich links ausprobiert, es lief da auch ganz gut – und dann hatte ich diesen Stempel. Bei 1860 hatte ich das Glück, dass unser Interimstrainer Frank Schmöller mich zentral hingestellt hat, das eine Spiel. Und ich glaube, als der neue Trainer kam, dass er das direkt gesehen hat. Es ist die perfekte Position für mich.

Kann man also festhalten, dass der neue Julian Guttau eine Erfindung von Frank Schmöller ist?

Wenn man es so nimmt: ja.

Wie ein gewisser Stefan Lex vor Ihnen sind auch Sie eine Nummer 7, die sich anschickt, ein Fanliebling zu werden. Spüren Sie die gestiegene Wertschätzung?

Ich weiß nicht. Am Sonntag habe ich auf jeden Fall gemerkt, dass das Stadion bei meiner Auswechslung aufgestanden ist. So was tut natürlich gut und ist für mich Ansporn, weiter alles reinzuhauen. Bedeutet im Spiel: Nicht nur gute Pässe spielen, sondern auch die ekligen Wege für meine Mitspieler mitmachen. Das ist, glaube ich, was mich auch ausmacht.

„Es wäre traurig, wenn ich sagen würde, ich will ewig Drittligaspieler sein. Wozu es am Ende reicht, wird man dann sehen.“

Julian Guttau, Spieler des TSV 1860 München, über seine Karrierepläne.

Können Sie den Fans versprechen, dass Sie auch nächste Saison noch für 1860 auf Torejagd gehen?

Ich bin Spieler von 1860 mit einem Vertrag, der noch bis 2025 läuft – von daher gibt es da für mich nichts, wo ich überlegen müsste. Ich meine, ich habe jetzt ein paar gute Spiele gemacht . . . Mein Fokus liegt ganz klar hier.

Anfragen aus höheren Ligen dürften aber unvermeidlich sein, wenn Sie weiter so auftrumpfen. Am Sonntag soll Torsten Lieberknecht im Stadion gesichtet worden sein.

Das sind Spekulationen. Der kann ja auch wegen sonst, wem da gewesen sein. Wie gesagt: Über so etwas mache ich mir keine Gedanken.

Hat Sportchef Christian Werner schon vorgefühlt wegen einer etwaigen Vertragsverlängerung?

Ich stehe mit Christian Werner – wie alle anderen Spieler auch – in einem regelmäßigen Austausch.

Als Sie im Sommer kamen, sagten Sie, 1860 sei für Sie „ein Riesensprungbrett“. Wohin würden Sie denn gerne springen, mittel- und langfristig?

Mein klares Ziel war immer, dass ich mal höher spiele, aber das hängt von vielen Faktoren ab. Es wäre ja traurig, wenn ich sagen würde, ich will ewig Drittligaspieler sein. Wozu es am Ende reicht, wird man dann sehen.

Apropos Sprung. Das Thema Abstiegskampf dürfte durch sein, oder?

Wir haben uns mit ganz viel Arbeit unten rausgekämpft, aber erreicht ist noch nichts. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen – deswegen dürfen wir kein Prozent nachlassen. Man kann sich dann ja immer noch neue Ziele setzen – irgendwann.

„Ich glaube, wenn du auf so einer Welle schwebst, dann willst du die auf jeden Fall weiter reiten.“

Julian Guttau über die aktuelle Siegesserie des TSV 1860 München.

Zum Beispiel Platz vier, der zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigen würde?

Das ist noch zu weit weg. Wenn man in die Mannschaft reinhört: Da denkt jetzt keiner an solche Platzierungen. Klar will jeder im DFB-Pokal spielen. Und klar wäre es cool, oben mitzuspielen. Aber die aktuelle Situation sieht anders aus. Wir müssen einfach von Spiel zu Spiel weiter punkten.

Das Ziel für Samstag dürfte klar sein: Mit einem Sieg könnte 1860 an Verl vorbeiziehen. Macht die Unbesiegt-Serie satt oder Lust auf weitere Siege?

Auf jeden Fall Lust auf weitere Siege! Ich glaube, wenn du auf so einer Welle schwebst, dann willst du die auf jeden Fall weiter reiten.

Interview: Uli Kellner

Aufrufe: 023.2.2024, 10:30 Uhr
Uli KellnerAutor