2024-04-29T14:34:45.518Z

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Jan Eul geht den nächsten Schritt.
Jan Eul geht den nächsten Schritt. – Foto: Alexander Link

Jan Eul: „Ich bin stolz auf meinen Weg“

Der 33-jährige Coach der Fußballerinnen des CfR Links wechselt ins Nachwuchsleistungszentrum des Frauen-Bundesligisten SGS Essen.

Jan Eul gibt zur neuen Saison die sportliche Verantwortung für den Frauen-Niederrheinligisten CfR Links ab. Bei den U19-Juniorinnen des Bundesligisten SGS Essen erwartet den Trainer eine Herausforderung in professionellen Dimensionen.

Vor gut zwei Jahren, zu Beginn Ihrer Trainertätigkeit beim CfR Links, hatten Sie der RP gesagt: „Ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein.“ Gilt das auch rückblickend?

Jan Eul: "Auf jeden Fall. Es hat sich im Laufe der beiden Jahre bestätigt, dass Frauen im Fußball wissbegieriger sind als Männer. In der Jugend ist das noch ausgeprägter. Das ist ein Grund, weshalb ich auf diesem Weg weiter gehe."

Rückblickend auf die Zeit in Heerdt: Überwiegen die negativen oder die positiven Erfahrungen?

Eul: "Eindeutig die positiven. Als ich kam, gab es eine starke Gruppenbildung. Einige Spielerinnen fanden nicht die Berücksichtigung und die Förderung, die sie verdient gehabt hätten. Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, allen Spielerinnen, von Nummer 1 bis Nummer 25, das Gefühl zu geben, wichtige Glieder dieser Mannschaft zu sein. Die positiven Entwicklungen der Spielerinnen verbuche ich als Erfolg. Es geht ja nicht immer nur um Titel. Am Ende des Tages kann ich sagen: Es hat mir super viel Spaß gemacht mit den Mädels. Und den Mädels hoffentlich auch."

Die Frauen des CfR Links spielen in der Niederrheinliga und damit in der höchsten Spielklasse, der Düsseldorfer Klubs angehören. Das ist für den kleinen Verein eine tolle Leistung. Aber stoßen der CfR und sein Trainer damit nicht bereits an die Decke des Machbaren?

Eul: "Der CfR Links ist ein Breitensportverein, der zwangsläufig andere Ziele verfolgt als ein Bundesligaverein. Unter den gegebenen Bedingungen ist es schwierig, ambitioniertere Ziele anzupeilen. Die spielerische Qualität des CfR-Teams reicht allemal für einen Platz unter den ersten fünf, aber die geringe Breite des Kaders und die Ressourcen setzen eben Grenzen. Beim CfR durfte ich die Basis für weitere Schritte im Frauenfußball legen. Das rechne ich dem Klub hoch an. Ich möchte mit meinem Wechsel zur SGS Essen meinen Wunsch verwirklichen, unter professionellen und stärker leistungsorientierten Bedingungen zu arbeiten."

Sind Sie als Trainer in den zwei Jahren gereift?

Eul: "Ja, auf jeden Fall. Da es sich um meine erste Trainerstelle im Frauenfußball handelt, habe ich vor allem im Umgang mit den Spielerinnen viel gelernt. Es war immer ein sachlich-respektvolles Miteinander. Das ist die wesentliche Grundlage, um offen und ehrlich miteinander umzugehen."

Nach der Saison werden Sie als Co-Trainer in Diensten der U19 des Frauen-Bundesligisten SGS Essen stehen...

Eul: "... worauf ich ein wenig stolz bin."

Warum haben sich die Essener für Sie entschieden?

Eul (lacht): "Das müssen andere beurteilen. Vermutlich sind es die Erfahrungen, die ich in den vergangenen zwei Jahren gesammelt hatte, und meine zweiwöchige Hospitanz beim Schweizer Erstligisten Young Boys Bern, die gezeigt hat, welch hohen Stellenwert der Fußball bei mir hat. Vielleicht hat sich auch herumgesprochen, dass ich mich immer bemüht habe, fair mit unseren Spielerinnen und Gegnerinnen umzugehen. Und dass ich akribisch arbeite und versuche, die Kreativität im Team zu fördern."

Die SGS Essen ist als leistungsorientierter Bundesligist völlig anders aufgestellt als der CfR Links. Wie wird Ihr Aufgabenbereich aussehen?

Eul: "Ich werde als zweiter Trainer eng mit der Trainerin Kyra Densing zusammenarbeiten. Von Zuarbeiten möchte ich nicht reden. Bei der SGS Essen herrschen flache Hierarchien, sodass jeder der vier Trainer eine Stimme mit Gewicht hat. Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit wird voraussichtlich die Videoanalyse zur Vorbereitung auf die Spiele und zur Nachbearbeitung sein. Das SGS-Nachwuchsleistungszentrum bietet einen professionellen Rahmen. Der Ehrgeiz der jungen Spielerinnen ist groß, weil sie alle das große Ziel Bundesliga vor Augen haben."

Die SGS Essen ist in der Bundesliga der einzige Verein, der keine Profi-Männerabteilung und dementsprechend geringere wirtschaftliche Ressourcen hat als etwa Bayern München, der VfL Wolfsburg oder Eintracht Frankfurt. Hat dieses Alleinstellungsmerkmal seinen eigenen Reiz?

Eul: "Ja. Viele Leute denken, jetzt müsse doch mal die Phase kommen, in der die SGS Essen einbricht. Aber der Klub hat ein hoch effektives und sehr transparentes Erfolgskonzept, das er beharrlich verfolgt. Er kooperiert eng mit der Stadt Essen, mit den Schulen und Hochschulen. So gewinnen die Essenerinnen immer wieder neue Talente, die – wenn sie es nicht von der U17 direkt in die Bundesliga schaffen – in der U19 noch reifen können."

Noch stehen Sie aber in Diensten des CfR Links. Der Klassenerhalt ist noch nicht gesichert.

Eul: "Ich bin überzeugt, dass wir die Niederrheinliga halten. Es würde mich freuen, die zwei Jahre mit einem Titel beenden zu können. Dazu bietet sich im Kreispokal gegen Tusa die Gelegenheit. Wichtig ist mir auch, meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin eine funktionierende Mannschaft zu hinterlassen."

Das Gespräch führte Richard Thomsen

Aufrufe: 016.4.2024, 11:00 Uhr
RP / Richard ThomsenAutor