2024-05-14T11:23:26.213Z

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Ratlosigkeit pur: Benji Tas ist nicht mehr Türkgücü-Trainer.
Ratlosigkeit pur: Benji Tas ist nicht mehr Türkgücü-Trainer. – Foto: Christian Riedel

„Irgendwann ist die Luft raus“: Türkgücü Erdings Trainer schmeißt hin

Benji Tas tritt nach vier Jahren zurück – Nachfolger gesucht

Fußball-Kreisklassist FC Türkgücü Erding und Trainer Benji Tas gehen getrennte Wege. Nachdem der Trainer das Gefühl hatte, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen, warf er hin.

Erding – Beide Seiten haben sich einvernehmlich und letztlich auf Bestreben von Tas hin auf ein Ende der knapp vierjährigen Zusammenarbeit geeinigt. Ein Nachfolger soll spätestens nach der Winterpause bereitstehen. Wer das Team vorerst interimsmäßig an der Seitenlinie betreuen wird, ist noch unklar.

Schon nach der 1:3-Niederlage gegen Wartenberg Anfang September habe Tas hingeworfen, sich dann aber noch einmal überreden lassen, weiterzumachen. „Ich habe mit vielen Jungs eigentlich schon zu lang gearbeitet und hatte nicht mehr das Gefühl, dass ich da zu 100 Prozent ankomme, nicht mehr das aus den Spielern herausholen kann, was man herausholen muss“, stellt Tas fest.

Krisensitzung bei Türkgücü Erding schob die Entscheidung nur auf

Im Anschluss an jenes Spiel seien Mannschaft und Vorstand in der Kabine zusammengesessen. Man habe Tas versprochen, dass sich die Einstellung wieder ändern werde und ihn gebeten, weiterzumachen. „Da waren wir locker noch zwei bis drei Stunden in der Kabine, haben uns ausgesprochen, und sie haben mir eine Bedenkzeit von zwei Tagen gegeben“, erzählt der 32-jährige Spielertrainer. Da sich auf die Schnelle kein Ersatz für Tas habe finden lassen, habe er den Verantwortlichen zugesichert, auch im kommenden Spiel gegen Finsing 2 auf der Bank zu sitzen.

„Danach haben sich täglich die Leistungsträger bei mir gemeldet. Sie wollten unbedingt, dass ich bleibe. Das waren sieben oder acht Spieler. Sie meinten, dass wir alle die Kurve hinbekommen“, sagt Tas. „Es war auch nicht so, dass die Mannschaft keine Lust mehr auf mich hatte. Wir hatten immer über 20 Leute im Training.“ Trotzdem habe er nicht mehr das Gefühl gehabt, die Mannschaft vollständig zu erreichen. „Es ist schwierig, wenn man als Trainer das Gefühl hat, dass es nicht mehr so ist, wie es mal war. Irgendwann ist die Luft raus.“ Dennoch habe er den Spielern gesagt: „Ich bin durch und durch Türkgücü. Auch mein Vater war hier Trainer, er ist im Vorstand. Ich versuche, die Kurve zu kriegen.“

"Wäre es nur um mein Ego gegangen, würde ich weitermachen."

Rückblickend sei es die falsche Entscheidung gewesen, weiterzumachen. Nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Spielen und dem überraschenden 1:3 gegen Ottenhofen am Sonntag kamen Tas und die Verantwortlichen überein, die Zusammenarbeit zu beenden. „Die Jungs brauchen jetzt was Neues. Die Einstellung und die Leidenschaft waren einfach nicht mehr so da. Wäre es nur um mein Ego gegangen, würde ich weitermachen“, bekennt er. „Am Ende hat der Trainer die Verantwortung, das Beste aus der Mannschaft herauszuholen. Ich bin da ganz ehrlich: Das Ego ist an zweiter Stelle, wenn ich merke, es geht gar nichts mehr. Auch wenn es mir extrem schwerfällt und wehtut.“ Tas will bis zur Winterpause in der Zweiten spielen und sich dann nach einer neuen Aufgabe umsehen.

Türkgücüs Sportlicher Leiter Gökmen Uluhan beklagt, wie auch der scheidende Trainer, die Verletzungen von Schlüsselspielern, die auch einen großen Teil an der sportlichen Talfahrt ausgemacht hätten. „Wenn ein Leistungsträger wie Kaan Cay, von dem man sehr abhängig ist, für fünf Wochen ausfällt, dann hat man echt ein Problem“, bemerkt Uluhan. „Wir haben auch einige Spieler, die in der Vorbereitung eine Mega-Form hatten, die jetzt aber in ein Formtief gerutscht sind.“

Trainerfrage soll in der Winterpause geklärt werden

Für den scheidenden Aufstiegstrainer Tas ist Uluhan voll des Lobes. „Wir waren mit seiner Arbeit total zufrieden. Er ist ein toller Typ und ein toller Trainer. Er ist unser Junge gewesen, als Spieler und Kapitän. Als Trainer hat er das toll gemacht und eine super Mannschaft geformt“, stellt der sportliche Leiter heraus. „Es ist halt nicht mehr gelaufen. Die Spieler lieben ihn. Man sieht auch die Entwicklung der jungen Spieler unter ihm. Es hat menschlich alles gepasst, und wir finden es extrem schade, dass es von den Ergebnissen nicht mehr gepasst hat. Es ist ein herber Verlust für uns.“

Wer als Trainer auf Tas folgt, sei noch völlig unklar. „Der Plan ist, es jetzt vier Wochen intern zu lösen und dann mit einem neuen Coach in die Vorbereitung nach der Winterpause zu gehen“, erklärt Uluhan. „Deswegen lassen wir uns jetzt erst einmal noch Zeit.“

Aufrufe: 025.10.2023, 08:00 Uhr
Tobias FischbeckAutor