2024-05-08T14:46:11.570Z

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Hellwach im Schneegestöber: Mit seinem Treffer nach 28 Sekunden stellte Winterzugang Raphael Holzhauser die Weichen früh auf Sieg.
Hellwach im Schneegestöber: Mit seinem Treffer nach 28 Sekunden stellte Winterzugang Raphael Holzhauser die Weichen früh auf Sieg. – Foto: Sven Leifer

Holzhauser verrät: So kitzelte Köllner die Löwen-Profis zur Bestleistung

Erlösung nach 28 Sekunden

Für ein schönes Symbolbild sorgte am Ende der Trainer selbst. Michael Köllner absolvierte die Pflichtpressekonferenz nach seinem Job-Endspiel im Stehen.

München – Am Ende einer Woche, in der er intern angezählt worden war, hatte sich die Bandscheibe gemeldet, eine schmerzhafte Geschichte. „Ich setz’ mich heute nicht mehr hin“, sagte der 1860-Coach gequält und bewies damit ein weiteres Mal, ja genau:

Stehvermögen. Wie zuvor seine Mannschaft, die dem Schneegestöber trotzte und Zwickau mit einem Blitzstart beim 3:1 (3:0)-Sieg früh jegliche Hoffnung raubte.

Trainer mit Stehvermögen: Die Bandscheibe meldete sich – daher verzichtete Michael Köllner darauf, sich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel hinzusetzen.
Trainer mit Stehvermögen: Die Bandscheibe meldete sich – daher verzichtete Michael Köllner darauf, sich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel hinzusetzen. – Foto: Stefan Matzke

An seinem 804. Tag als Löwen-Coach hatte Köllner der vorzeitige Abpfiff gedroht. Eine öffentliche Erklärung von Sportchef Günther Gorenzel vier Tage vor dem Spiel hatte wenig Raum für andere Interpretationen gelassen. Schon ein Unentschieden, so war zu hören, wäre zu wenig gewesen, um die Trainerdebatte zu vertagen. Seit der 1:3-Pleite von Mannheim, dem fünften sieglosen Spiel in Folge, waren täglich neue Namen von potenziellen Nachfolgekandidaten durch Giesing gegeistert, zuletzt gab es sogar Gerüchte um Tomas Oral. All diese Szenarien sind seit Samstag hinfällig – weil die 1860-Profis eindrucksvoll zeigten, dass sie mit Köllner weiterarbeiten möchten.

1860: Köllner beweist im Endspiel Mut – vier neue Spieler gegen Zwickau

Bei schwierigen äußeren Bedingungen hatte der wackelnde Trainer Mut bewiesen und vier neue Spieler auf den seifigen, nie vollständig schneefreien Rasen beordert. Es zahlte sich früh aus – weil Yannick Deichmann zusammen mit Joe Boyamba über rechts Dampf machte, Fynn Lakenmacher eine bessere Form hat als Marcel Bär – und Semi Belkahia hinten kompromissloser abräumte als zuletzt Jesper Verlaat. Die Folge: Schon zur Halbzeit lagen die Löwen mit 3:0 in Führung – und das völlig verdient.

Der wetterfeste Österreicher Raphael Holzhauser machte per Kopf den Anfang – erst 28 Sekunden (!) waren da gespielt. Lakenmacher, der das 1:0 gefühlvoll aufgelegt hatte, traf sechs Minuten später selbst ins Schwarze (Vorlage Deichmann). Martin Kobylanski machte vor der Pause alles klar – auch er per Kopf, diesmal nach einer Flanke von links, die Albion Vrenezi vors Tor gezirkelt hatte. Wie bereits in Mannheim ließen die Löwen nach der Pause nach – mehr als ein Jokertor von Baumann (56.) sprang aber nicht heraus für verunsicherte Sachsen, die Köllners Sieg und seine Weiterbeschäftigung nie ernsthaft gefährden konnten.

„Er hat gesagt, dass wir Spaß haben sollen“: Köllner kitzelt die Löwen zur Bestleistung

Warum die Löwen am Samstag jenen Kampfgeist gezeigt haben, den die Fans so lange vermisst hatten? Nach Darstellung Holzhausers ist es dem Trainer gelungen, die Mannschaft mit einfachen, aber überzeugenden, da nicht auf die eigene Person bezogenen Worten zu kitzeln. „Er hat gesagt, dass wir Spaß haben sollen“, berichtete der Neulöwe: „Dass wir unser Hobby zum Beruf gemacht haben und zeigen sollen, was wir können. Speziell in der ersten Halbzeit haben wir das super umgesetzt. Wenn du bei einem Verein wie 1860 bist, hast du immer Druck – nicht nur der Trainer, auch die Spieler.“

Am Samstag konnte man beobachten, wie ein Teil dieses Drucks abfiel. Köllner verließ das Stadion erleichtert, im Wissen, dass er wiederkommen darf – schon in acht Tagen, wenn es gilt, gegen Dresden schwungvoll in die Rückrunde zu starten. „Ich hoffe, dass wir dann genauso hartnäckig um die Punkte fighten“, sagte er. Aber erst mal: Ab aufs Sofa. Rücken auskurieren – und neue Kraft sammeln für den Aufstiegskampf, erst mal ohne begleitende Trainerdebatte. (Uli Kellner)

Aufrufe: 023.1.2023, 09:07 Uhr
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