„Hochspannender und hochtalentierter Spieler“: U19-Juwel Reich auf dem Sprung zu den 1860-Profis

München – Vormittags Sinus, Cosinus und Tangens im Erdinger Anne-Frank-Gymnasium, nachmittags Training, Tricks und Tore beim TSV 1860 München in Giesing. So sieht ein typischer Tag im Leben von Lukas Reich aus, der sich in beiden für ihn wichtigen Bereichen der Reifeprüfung nähert.

Seit bald acht Jahren meistert Musterschüler Reich (17) seine Doppelbelastung mit Bravour. In der Schule setzt der Elftklässler auf die Schwerpunkte Mathe/Physik – „wegen dem logischen Denken“. Und auch beim Fußball, seiner großen Leidenschaft, ist der Rechtsverteidiger stringent unterwegs: erste DFB-Länderspiele in der U 16, Kapitän der Löwen-U 17, Aufstieg zum U 18-Nationalspieler, Leistungsträger in der Löwen-U 19, dem ältesten Nachwuchsteam seines Vereins – und nun auf dem Sprung zu den Profis.

Reich ragt bei Derbysieg der U19 des TSV 1860 München heraus

Beim Derbysieg am Sonntag in der A-Junioren-Bundesliga ragte Reich heraus. Argirios Giannikis war einer der Augenzeugen. Zwei Tage später sagte der Cheftrainer in einer Presserunde: „Wir haben Lukas sehr oft bei uns im Training dabei. Er macht das sehr, sehr gut, steigert sich stetig. Wir haben das Gefühl, dass er bald Einsatzzeiten bekommen könnte. Natürlich ist bei mir im Hinterkopf, dass so ein Junge auch eingebaut wird. Er ist ein hochspannender, hochtalentierter Spieler, keine Frage.“

Bereits einen Tag vor Silvester 2023 haben die Löwen ihren Hochbegabten mit einem Fördervertrag ausgestattet. Im Beisein von Ex-Kapitän Stefan Lex (Koordinator Perspektivspieler) und NLZ-Chef Manfred Paula unterzeichnete das Juwel ein Arbeitspapier, das den letzten Schritt vor dem Profisein markiert. „Wir freuen uns sehr, dass sich Lukas entschieden hat, seinen erfolgreichen Weg bei uns weiterzugehen“, sagte Paula. Der NLZ-Chef ist überzeugt, dass Reich eine Entwicklung nehmen wie so viele Junglöwen vor ihm.

Top-Talent Morgalla spielt mittlerweile Champions League

Leandro Morgalla war das letzte NLZ-Talent, das schon vor der Volljährigkeit als Stütze des Drittligateams durchgestartet ist – heute spielt er Champions League mit RB Salzburg. Vom Potenzial her, sagt man im NLZ, spielt Reich in einer Liga mit Morgalla. Dynamik, Mentalität, Körpersprache – der lauf- und zweikampfstarke Rechtsfuß bringe alles mit, was von modernen Offensivverteidigern verlangt wird. Reich selbst sagte schon vor einem Jahr zu unserer Zeitung: „Als Rechtsverteidiger mag ich es, in den defensiven Zweikampf zu gehen und auch Tore zu verteidigen.“ Er könne aber auch mit Dribblings das Angriffsspiel ankurbeln: „Das finde ich an der Position besonders ausschlaggebend, da ich sowohl offensiv als auch defensiv arbeiten kann.“

Kein Geheimnis, dass Giannikis und Sportchef Christian Werner vielseitige Spieler besonders schätzen – und auch die Anne-Frank-Schule zeigt sich bislang flexibel. Schon im Sommer dürfte eine passende Profiplanstelle frei werden. Der Leihvertrag von Kilian Ludewig läuft aus, und auch Kaan Kurt hat sich nicht für eine Verlängerung aufgedrängt. Der Sparzwang sorgt dafür, dass NLZ-Talente hoch im Kurs stehen. Die ersten Drittligaminuten dürfte der Teenager schon in Kürze spendiert bekommen. Reichs Zukunft: reich an Chancen. Er wäre nicht der erste Reich, der 1860 Freude macht: Hansi Reich (81), nicht mit ihm verwandt, wurde mit 1860 Deutscher Meister – auch er als offensiver Verteidiger. (Uli Kellner)