2024-06-14T14:12:32.331Z

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Der sportliche Ehrgeiz ist bei allen Mannschaften groß. „Gewinnen wollen die schon auch“, sagt Gröbenzells Trainer
Konstantin König. Trotzdem steht der Spaß im Vordergrund.
Der sportliche Ehrgeiz ist bei allen Mannschaften groß. „Gewinnen wollen die schon auch“, sagt Gröbenzells Trainer Konstantin König. Trotzdem steht der Spaß im Vordergrund. – Foto: Peter Weber

Hier wird Inklusion auf dem Platz gelebt: Der SC Gröbenzell lädt zum Inklusionsturnier ein

Zwölf Mannschaften nehmen teil

Bei Inklusion geht es um das gemeinsame und gleichberechtigte Zusammensein von Menschen mit und ohne Einschränkung. Dieses hehre Ziel mit Leben zu füllen, hat sich der SC Gröbenzell vorgenommen.

Gröbenzell – Beim großen Inklusionsturnier am Samstag gingen Kicker mit und ohne Einschränkung auf den Platz. Ihr gemeinsames Ziel: Spaß am Fußball – aber nicht nur.

„Gewinnen wollen die schon auch“, sagt Gröbenzells Trainer Konstantin König, der mit seinem Inklusionsteam an dem Turnier teilnimmt. Wichtiger seien aber schon der gemeinsame Spaß, das gemeinsame Erleben des Lieblingssports – und der Teamgeist. Dazu sollen auch die Regeln beitragen (Kasten).

„Wir wollen die Stärken fördern und Schwächen verzeihen“, sagt König, selbst Vater von zwei Kindern, sieben und neun Jahre. „Jeder soll das Gefühl haben, dass es ein Erfolg ist, wenn er sein Bestes gegeben hat.“ Für seine Kinder sieht er noch einen anderen positiven Effekt. Sie würden auf spielerische Weise und in einem Team lernen, Verständnis für eingeschränkte Mitmenschen zu bekommen. „Ohne den erhobenen Zeigefinger von Eltern oder einer Lehrkraft.“

Im Kreis seines Teams: Trainer Konstantin König (r.) vom
SC Gröbenzell.
Im Kreis seines Teams: Trainer Konstantin König (r.) vom SC Gröbenzell. – Foto: Peter Weber

Dass sich dadurch der Ton untereinander ändert, hat Schiedsrichter Frank Meyer erfahren. Er leitet seit 13 Jahren Spiele im Inklusionsfußball und stellt immer wieder fest: „Das ist ein sehr faires Miteinander.“ Unterschiede zwischen den einzelnen Spielern mache er nicht. „Hand bleibt Hand und Foul bleibt Foul.“ Dann erkläre er das situationsgerecht und in einer Art, die jeder verstehe.

Meyer hat auch lobende Worte für die drei Kollegen, die in Gröbenzell zum ersten Mal Inklusionsspiele leiten. Einer davon ist Önder Kücük. Zwei Tage vorher hat er noch B-Klasse Herren gepfiffen, souverän. „Es ist anders hier, aber die Spieler machen es einem leicht.“ Er bereue es jedenfalls nicht, sich von Antje Dorn überreden zu lassen, bei dem Inklusionsturnier mitzumachen. Dorn ist einer von fünf Trainern, die im Inklusionsbereich des SC Gröbenzell arbeiten.

Dort ist Christian Mausbach so etwas wie der Koordinator. Sieben Mannschaften mit Spielern über 16 Jahren hat er für das Turnier gewinnen können, dazu noch fünf Teams in der Altersgruppe zwischen elf und 16 Jahren. Mausbach ist damit zufrieden, ebenso mit der Situation der Inklusionsfußballer innerhalb des Vereins: „Gleichberechtigt ohne große Sonderbehandlung.“ Eine Ausnahme davon gibt es: Für eingeschränkte Spieler bleibt es beim Jugendbeitrag, auch wenn sie über 18 Jahre alt geworden sind.

Wie groß der Zusammenhalt unter den Inklusionskickern ist, hat laut Mausbach die Corona-Pandemie gezeigt. Die Spielerzahl beim SC Gröbenzell sei im Schnitt mit 35 weitgehend gleich geblieben. Sogar ein Spieler aus dem Münchner Osten sei dabei, der kaum ein Training auslasse.

Ein wenig bedauert Mausbach allerdings, dass Gröbenzell aktuell im Inklusionsfußball im Landkreis eine Art Insel ist. Denn neben dem SCG engagiert sich nur noch der Lokalrivale Grün-Weiß in diesem Bereich. In Bayern tun dies rund 30 Vereine, knapp die Hälfte kommt aus Oberbayern. Mausbach spricht nicht von Vorurteilen, an denen die Bildung weiterer Teams scheitert. „Es sind vor allem rechtliche und medizinische Bedenken.“

Doch die Hürden und der Aufwand seien nicht so hoch wie oft angenommen, betont er. Bei der Aufnahme eines eingeschränkten Spielers kläre man die Art der Einschränkung. „Um Situationen besser einordnen und Verhalten besser verstehen zu können“, erklärt Mausbach. Der Bayerische Fußball-Verband leiste mit Inklusionsseminaren unterstützende Arbeit.

Ein beliebtes Fotoobjekt bei dem Turnier war der original DFB-Pokal der Männer.
Ein beliebtes Fotoobjekt bei dem Turnier war der original DFB-Pokal der Männer. – Foto: Peter Weber

Dennoch ist Mausbach auch um Werbung für den Inklusionsfußball bemüht. Das geschieht zum einen durch Turniere wie das des SC Gröbenzell, das ausdrücklich als „nicht leistungsorientiert“ ausgewiesen ist. Mausbach sagt aber auch, dass der SCG ebenso bewusst zu Wettbewerben wie den Bayerischen Meisterschaften im vergangenen Jahr fahren würde. „Eine Meisterschaft hat ein anderes Etikett.“ Die Wahrnehmung sei noch einen Tick höher. „Auch wenn es da schon klar um Leistung geht, können Meisterschaften den Inklusionsfußball und seine Anliegen gut ins Bewusstsein rücken.“ (Hans Kürzl)

Aufrufe: 019.4.2023, 09:17 Uhr
Hans KürzlAutor