2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Dominik Haußner und das Bild zur derzeitigen Situation beim 1. SC Feucht. – Foto: Paul Hofer
Dominik Haußner und das Bild zur derzeitigen Situation beim 1. SC Feucht. – Foto: Paul Hofer

Haußner ehrlich: »Gegner handlungsschneller, effektiver, cleverer«

Der 45-Jährige ist seit Saisonbeginn Trainer des 1. SC Feucht. Dass diese Aufgabe nicht einfach wird, war ihm klar. Dass sie so schwierig wird, überrascht ihn dann doch.

Nein, es ist kein Offenbarungseid, den Dominik Haußner im FuPa-Interview leistet. Der Trainer von Bayernliga-Schlusslicht 1. SC Feucht ist einfach nur ehrlich. Sehr ehrlich. Es wird aber auch deutlich, dass der 45-Jährige an das Projekt bei den Mittelfranken, das im Sommer mit einem Paradigmenwechsel samt großem Umbruch begonnen hat, weiterhin glaubt...

Dominik, bist Du der ärmste Tropf der Bayernliga Nord?
Ehrlich gesagt, gab es für mich sportlich schon bessere Zeiten.

Hintergrund der Frage: Ist Dir eine Mannschaft zur Verfügung gestellt worden, die schlicht und einfach der Aufgabe 5. Liga nicht gewachsen ist?
Wir haben schon bewusst auf ein junges, entwicklungsfähiges Team gesetzt, wobei uns zwei erfahrene Spieler noch gut getan hätten. Dafür war aber der Transfermarkt im Nürnberger Raum in der Kürze der Zeit bis Ende August zu schwierig. Für den Entwicklungsprozess einer jungen Mannschaft sind natürlich gemeinsame Erfolgserlebnisse wichtig. Vorbereitung und Saisonstart waren eigentlich noch gut, aber dann war die Qualität bei den Gegnern einfach größer. In den Spielen gegen Cham, Gebenbach oder Jahn Regensburg II konnten wir durch eine große mannschaftliche Geschlossenheit und hohen Laufaufwand die Unterschiede kompensieren. Die vergangenen sechs Spiele brachten aber schon eine große Ernüchterung. Wir spielen zwar gut mit, aber in den entscheidenden Situationen - egal ob offensiv oder defensiv - sind die Gegner handlungsschneller, effektiver und cleverer.

Als Du im Sommer den 1. SC Feucht übernommen hast, war Dir da klar, dass es so schwierig wird?
In diesem Ausmaß natürlich nicht. Je nachdem, wie die Zusammenstellung der Liga aussehen würde, war uns schon bewusst, dass es keine einfache Saison werden wird. Wir haben aber schon erwartet, hinsichtlich der Relegationsplätze konkurrenzfähig zu sein.

Erst ein Saisonsieg, die schwächste Offensive, die löchrige Defensive - was stimmt Dich positiv, dass es zumindest noch mit der Relegation klappt?
Die Mannschaft ist intakt. Wichtig wäre aktuell ein Erfolgserlebnis, um den Rückstand auf den ersten Relegationsplatz vor dem Winter nochmal verkürzen zu können. Das Team zieht unter der Woche voll mit und jeder versucht, sich zu verbessern und die Defizite aufzuarbeiten.

Gibt es Momente, in denen Du ans Aufgeben denkst?
Aufgeben ist vielleicht nicht das richtige Wort. Mir liegt trotz der kurzen Zeit viel am Verein und der Mannschaft. Aber klar gelten auch bei einem solchen Projekt die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs.

Die Verantwortlichen um Ralph Stefan betonen immer wieder die Langfristigkeit des derzeitigen Projektes. Sie unterstreichen Deine Rolle, die den gesamten Verein betrifft. Doch: Definiert man sich als Trainer nicht ausschließlich über das sportliche Ergebnis, also über Punkte?
Als Trainer definiere ich mich darüber, Spieler und Mannschaft weiterzuentwickeln. Dafür sind aber außer guter Trainingsleistungen Erfolgserlebnisse und auch Siege wichtig. Die Neuausrichtung des Vereins steht aktuell über allem, weil auch alternativlos ist. Leider geht so etwas nicht von heute auf morgen und das Tagesgeschäft ist das, was zählt. Dieser Spagat ist auch nicht ganz so einfach. Letztendlich ist es ein großer Vertrauensbeweis der Verantwortlichen in meine Person, in einem im Umfeld auch nicht immer ruhigen Verein.

Schwabach, Rain - Du warst zuletzt etwas weg: Wie hat sich die Bayernliga Nord in Deiner Abwesenheit entwickelt?
Da hat sich nicht so viel geändert. In Sachen Amateurfußball ist die Bayernliga die höchste Liga. Es ist weiterhin so, dass man mit solidem, konsequentem Arbeiten und dem nötigen Kleingeld, gepaart mit einer Mannschaft, die Kameradschaft und Teamgeist lebt, in dieser Spielklasse auch erfolgreich ist. Und das ist gut so.

Und zum Abschluss darfst Du in die Glaskugel schauen - wie schaut die Zukunft aus?
Kurzfristig wünsche ich meiner Mannschaft noch zwei Siege vor der Winterpause. Langfristig sehe ich das nachhaltige Projekt mit der Neuausrichtung vor einer positiven Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch - und weiterhin alles Gute.

Aufrufe: 07.11.2023, 17:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor