2024-04-30T13:48:59.170Z

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Freyunger Urgesteine unter sich - aber Hans-Peter Philipp (2.v.l) können was den Status beim TV Freyung betrifft weder Michael Fuchs (v.l.); Petr Balousek noch Marco Fürst das Wasser reichen. Dieses Foto entstand übrigens beim Spiel der SG Kreuzberg/Mauth II/Freyung II gegen Kumreut, für das Balousek inzwischen aufläuft.
Freyunger Urgesteine unter sich - aber Hans-Peter Philipp (2.v.l) können was den Status beim TV Freyung betrifft weder Michael Fuchs (v.l.); Petr Balousek noch Marco Fürst das Wasser reichen. Dieses Foto entstand übrigens beim Spiel der SG Kreuzberg/Mauth II/Freyung II gegen Kumreut, für das Balousek inzwischen aufläuft. – Foto: Balousek

Hans-Peter Philipp: Die unverwüstliche TV-»Legende«

Der Freyunger Landesliga-Kapitän hilft mit 58 Jahren weiter aus, wenn Not am Mann ist - so wie am vergangenen Wochenende +++ Große Sorgen um seinen TV Freyung +++

Hans-Peter Philipp ist alte Schule. Nicht nur in biologischer Hinsicht, weil er sich langsam aber sicher seinem sechsten Lebensjahrzehnt nähert. Sondern vor allem, weil er Werte lebt, die auch im Amateurfußball immer mehr aussterben. Zum Beispiel: Unbedingter Zusammenhalt. Der 58-Jährige will seinen TV Freyung und somit viele langjährige Weggefährten in schwierigen Zeiten nicht im Stich lassen und schnürt deshalb trotz weit fortgeschrittenem Fußballer-Alter (immer) wieder die Schuhe für die A-Klassen-Reserve - so auch am vergangenen Wochenende gegen Kreisklassen-Absteiger DJK St. Oswald.

"Das ist doch selbstverständlich", wundert sich Philipp, dass sein Freundschaftsdienst überhaupt für Aufmerksamkeit sorgt. "In der Zweiten feid's himmeweit. Und deshalb haben wir AHler uns entschlossen, unserem Mitspieler Michael Fuchs, der die Reserve trainiert, zu helfen." Punkt. Aus. Ende. Keine weitere Nachfrage nötig, weil alles geklärt ist. Wenn der TV ruft, ist der 58-Jährige da. Gerade in schwierigen Zeiten.

Und diese durchlebt der ehemalige Landesligist derzeit wie wohl noch nie in seiner Vereinsgeschichte. Hans-Peter Philipp umschreibt die derzeitige Lage einzig und allein mit dem Wort "Niedergang". Die 1. Mannschaft steht vor dem Abstieg in die Kreisklasse. "Da brauchen wir gar nicht drum herum reden: Nächste Saison spielen wir eine Liga drunter." Und die Reserve, die im Rahmen einer Spielgemeinschaft mit dem TSV Mauth II und dem TSV Kreuzberg besteht, ist abgeschlagenes Schlusslicht in der A-Klasse.

"Auch nach dem Landesliga-Abstieg Anfang 1990 sah es nicht so gut aus", erinnert sich der Abwehrspieler, der seinerzeit Spielführer war. "Damals hatten wir aber einen Grundstock an Freyungern, die dem Verein die Treue hielten. Außerdem haben wir früher gekämpft und waren eine Mannschaft. Das vermisse ich jetzt etwas." Nach dem Rücktritt von Julian Blöchl war Hans-Peter Philipp eigenen Angaben zufolge drauf und dran, als Trainer einzuspringen. Letztlich entschied er sich aber dagegen, aus Gründen, die er nicht nennen will – aber zwischen den Zeilen seiner voherigen Aussage herauszulesen sind.

26. Mai 1990, Heimspiel in der Landesliga gegen den SSV Jahn Regensburg. Für den TV Freyung spielten (oben v.l.) Spielertrainer Sepp Weiß, Karl-Heinz Blöchl, Horst Raster, Christian Haselberger, Sepp Gsödl, Norbert Kellermann, (vorne v.l.) Manfred Kloiber, Robert Ebner, Kapitän Hans-Peter Philipp, Jakob Schuster und Thomas Boxleitner.
26. Mai 1990, Heimspiel in der Landesliga gegen den SSV Jahn Regensburg. Für den TV Freyung spielten (oben v.l.) Spielertrainer Sepp Weiß, Karl-Heinz Blöchl, Horst Raster, Christian Haselberger, Sepp Gsödl, Norbert Kellermann, (vorne v.l.) Manfred Kloiber, Robert Ebner, Kapitän Hans-Peter Philipp, Jakob Schuster und Thomas Boxleitner. – Foto: Archiv Philipp

Die missliche Situation seines TV Freyung tut ihm weh. Er versucht deshalb natürlich zu helfen, wo er kann – und mit seinen Vorstellungen und Idealen vereinbar ist. Und das ist als Spieler in der Zweitvertretung. "Seitdem ich einen Enkel habe, komme ich leider nicht mehr dazu, drei Mal wöchentlich zu laufen", entschuldigt er sich beinahe, angesprochen auf seinen Fitnesszustand. Spielfit sei er dennoch jederzeit, "weil ich schon immer was für mich selber getan habe. Natürlich kann ich bei der Schnelligkeit nicht mehr mithalten, aber spielerisch haut's noch gut hin."

Diese Worte triefen nur gerade so vor Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Bodenständigkeit. Hans-Peter Philipp weiß, was er kann - und: "D Woarad deaf ma owei song". Ihm sind aber auch seine Grenzen bewusst. In der 1. Mannschaft könnte er nicht mehr spielen, gibt er zu. "Aber wenn ich gut drauf bin, geht’s in der Zweiten schon noch." Der 58-Jährige kann sich dabei auf einen schier unverwüstlichen Körper, auf einen Charakter vom alten Schlag sowie auf reichlich Erfahrung verlassen.

Und das, obwohl er erst 1983 mit 18 Jahren offiziell in einen Verein eingetreten ist. "Wir hatten Zuhause eine Landwirtschaft. Es gab viel zu tun. Deshalb war meine Mama strikt dagegen, dass ich beim TV spiele." Gekickt wurde nur abends, "wild", auf der Dorfschwemme von Ahornöd, einem Ortsteil von Freyung. Erst als Volljähriger "habe ich mich dann durchgesetzt. Es hat zwar den ein oder anderen Disput gegeben, aber Mama hat es dann doch akzeptiert, dass ich Fußball spiele."

Zunächst akklimatisierte er sich neben u.a. Peter Sammer, Konrad Pinsker oder Walter Kloiber in der Reserve. "Praktisch jede Saison haben wir um die Meisterschaft mitgekämpft." Mehr und mehr spielte sich der junge Bursche aber auch in den Fokus der Ersten, damals in der Bezirksliga eingegliedert. Und als sich Bernhard Weber, der etatmäßige Libero verletzte, schlug die Stunde des spätzündenden Quereinsteigers. Von da an war er Stammspieler und ziemlich schnell auch Leistungsträger, Führungsspieler und Kapitän.

Mit dem TV wurde er zunächst Bezirksliga-Meister, scheiterte aber in den Entscheidungsspielen an Deggendorf, "vor 5.000 Zuschauern in Passau". Über die frisch eingeführte Bezirksoberliga ging es aber dann 1989 doch hoch in die Landesliga – der bis dato größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Nicht nur, weil der Abwehrspieler bei diesem Triumph fester Bestandteil des Teams war, ist er für Walter Kern, Fußball-Abteilungsleiter und langjähriger Wegbegleiter von Philipp, eine "absolute Legende im Verein. Ihn zeichnet seit jeher sein Ehrgeiz und seine Fitness aus".

Augen zu - und durch: Mitte der 80er begann Hans-Peter Philipp erst mit 18 im Verein Fußball zu spielen - und startet gleich durch.
Augen zu - und durch: Mitte der 80er begann Hans-Peter Philipp erst mit 18 im Verein Fußball zu spielen - und startet gleich durch. – Foto: Archiv Philipp

Obwohl der TV Freyung Hans-Peter Philipps Verein war und auch immer bleiben wird, probierte er sich aber auch "auswärts". Als Spielertrainer führte er den SV Neureichenau von der B-Klasse in die Bezirksliga. Dort ist er nicht nur wegen seines Erfolges in Erinnerung geblieben. "Er hat einem alles abverlangt. Unter ihm habe ich einer härtesten Vorbereitungen meines Lebens absolviert. Hans-Peter war aber auch wahnsinnig kameradschaftlich. Und: Er war gerade heraus." So beschreibt Christian Sitter, inzwischen selbst ein SVN- bzw. Dreisessel-Urgestein, seinen damaligen Trainer. Auch beim SV Hohenau war der 58-Jährige drei Jahre als Spielertrainer im Einsatz. Den großen Wurf verpasste er am Lusen: "Leider sind wir nur dreimal Dritter geworden."

Schon bei seinem Abschied vom Oberfeld war aber klar, dass es eine Rückkehr geben wird. Und so war es letztlich keine große Überraschung, dass sich Philipp mit 41 Jahren wieder dem TVF anschloss – zunächst noch fest im Sattel als Coach der 2. Mannschaft. "Erst mit 45 Jahre habe ich dann aufgehört." Ok - dieses Mal nimmt er es nicht so genau mit der Wahrheit. Denn so richtig die Schuhe an den Nagel gehängt hat er bisher noch immer nicht. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder ausgeholfen, wenn Not am Mann war. So wie am vergangenen Wochenende. Alte Schule eben...

Aufrufe: 04.5.2023, 12:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor