Halbes Dutzend auf der Anzeigetafel

Es gibt einfach geniale Typen beim Fußball.

Vor einigen Wochen fasste ich die Idee, eine Anzeigetafel für die Heimspiele der Ama Zwee zu kaufen.

Im Internet gibt es ja ein paar Varianten von handbetriebenen Anzeigetafeln. Ich teilte meinen Plan mit Donni.

Dieser reagierte mit Stirnrunzeln. “Wollen wir sowas nicht selber machen?”, fragte er.

Ich meinte zwar, dass es sicherlich schöner wäre, als etwas zu kaufen.

Allerdings sind bei mir Zeit und handwerkliche Fähigkeiten mehr als begrenzt.

“Kein Problem”, bekam ich als Antwort. “Ich kümmere mich drum.”

Einige Wochen später hing sie, noch verdeckt, vor dem Container mit dem großen Ama Zwee Tag am Geländer.

Bevor die Mannschaften den Rasen betraten, wurde das Schmuckstück enthüllt, und das Team schien sich wirklich zu freuen.

Leider mussten wir heute auch eine Fahne mit den Buchstaben “RIP” aufhängen.

Unsere Ama Zwee Familie ist ohnehin schon recht klein, und jeder, der geht, hinterlässt eine schmerzhafte Lücke. Daher: Ruhe in Frieden, Helmut!

Natürlich liefen die Spieler auch mit Trauerflor auf und präsentierten vor der Schweigeminute ein Transparent für den Verstorbenen. Danke an dieser Stelle an die Mannschaft von Traber, die kondolierte.

Auf dem Platz waren die Rollen im Grunde klar verteilt: Mariendorf kam als Tabellenführer an die Lüderitz, und die Hertha muss nach wie vor aufpassen, nicht plötzlich doch in den Abstiegskampf zu geraten. Und so verhielt sich auch das Match in den ersten Minuten. Traber drückte uns hinten rein, und Entlastung gab es so gut wie gar nicht. Folgerichtig klingelte es nach 24 Minuten im Hertha-Kasten. Allerdings auch nur einmal in der ersten Hälfte.

Dabei hätte Traber Chancen für mindestens drei weitere Tore gehabt.

So blieb die Spannung da, und die Ama Zwee kamen ganz gut aus der Kabine und sogar nach 55 Minuten zum Ausgleich. Theo hatte einfach mal abgezogen, und sein Schuss war gefühlt hundertmal abgefälscht worden, ehe er im Kasten landete.

Als Jonas kurz danach noch einen Elfer für die Gäste entschärfte, erwartete man nun eine kleine Explosion bei allen Herthanern.

Selbst Trabers Keeper, mit dem ich einen kleinen Plausch hielt, fürchtete einen Blau-Weißen Sturm auf sein Tor. Im Nachgang fand ich heraus, dass der Kollege im Kasten die Daumen für den Waldverein aus dem Cöpenicker Vorort drückt. Trotzdem verstanden wir uns recht gut. Sachen gibt's…

Leider implodierte das Spiel der Hertha dann eher, und Traber ballerte in 20 Minuten fünf weitere Tore ins Netz. Am Ende wurde die Anzeigetafel mit einem 1:6 eingeweiht.

Zu allem Überfluss verletzte sich Donni dann auch noch beim Einpacken der Tafel an der Hand.

Ein gebrauchter Tag.

Aber ein weiterer Schritt, um unseren Platz bei Heimspielen richtig hübsch zu machen, ist getan. Und jeder Fußballfan weiß: Nach schlechten Spielen kommen auch irgendwann wieder gute Spiele.

Nächsten Sonntag gibt sich dann der SC Minerva zum Wedding Derby die Ehre an der Lüderitz. Kommt vorbei. Das Team freut sich über jeden Fan an der Seitenlinie.

der Kutten König