2024-05-02T16:12:49.858Z

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Es gibt viel zu tun: Günther Gorenzel.
Es gibt viel zu tun: Günther Gorenzel. – Foto: wagner

Gorenzels Spagat zwischen Trainersuche und Interimscoach: „Der Mannschaft fehlt die Überzeugung“

Köllner-Nachfolger gesucht

Dass es von nun an turbulent würde, das war Günther Gorenzel, Sportchef des TSV 1860, am Dienstagmorgen gleich klar.

München – Erst hatte er nach dem 1:2 gegen Dynamo Dresden Löwen-Cheftrainer Michael Köllner gefeuert, dann ging es gleich an die Arbeit als Interimstrainer und anschließend stellte sich Gorenzel den Fragen der Presse. „Es ist eine brutale Aufgabe“, sagte er angesprochen auf die Arbeit, die ihn in seiner „Doppelfunktion“ nun erwarten würde.

Da sei „A, die Mannschaft jetzt so gut es geht auf Oldenburg vorzubereiten“. Und B: „Zeitnah eine Dauerlösung zu präsentieren“, einen Trainer, der ihm Aufgabe A bald wieder abnimmt.

TSV 1860: Führungsspieler im Leistungsloch – neue Taktik gegen Oldenbourg?

Während es bis Redaktionsschluss keine neuen Informationen gab, wer das sein könnte, schuf der FC Ingolstadt bereits Tatsachen. Die „Schanzer“ verpflichteten Guerino Capretti (ehem. Dresden und Verl) als Trainer-Nachfolger von Rüdiger Rehm, der nun auch bei 1860 Kandidat sein soll. Bis der TSV so weit ist, brauche Gorenzel „die Unterstützung vom Trainerteam, von jedem einzelnen Spieler, sonst funktioniert das Ding nicht“, sagte er. Dabei ist es eher eine Summe an Dingen, die schon seit vielen Monaten falsch laufen und 1860 zu einer Großbaustelle machen.

Alles Kopfsache

„Aus meiner Sicht ist es primär eine psychologische Geschichte. Der Mannschaft fehlt die Überzeugung, über 90 Minuten durchzuziehen“, sagte Gorenzel. Sowohl im November gegen Essen (1:1) als auch bei beiden Niederlagen nach der Winterpause (1:3 in Mannheim und gegen Dresden) schafften es die Löwen nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen. Dabei war es gerade die mentale Klarheit, auf die Köllner bei seinen Spielern stets Wert legte und auch vor unkonventionellen Methoden nicht zurückschreckte. Zur besseren Fokussierung auf das folgende Training wurde zeitweise vor dem Training das Licht in der Kabine für zehn Minuten ausgeschaltet. Doch nicht bei allen Spielern kam Köllners spirituelle Art gut an. Nun wünscht sich die Mannschaft auf Dauer einen reinen Fußballlehrer, der sie auf klassische Art zu Siegen führt. So soll die mentale Stärke ganz natürlich zurückkehren.

Anführer stärken

Wie der Rest der Mannschaft sind Sechzigs Führungsspieler schon seit Längerem außer Form. Doch was bei jüngeren Spielern verzeihlich ist, kann bei Anführern wie Jesper Verlaat oder Marcel Bär brandgefährlich werden. Auch Winter-Neuzugang und Hoffnungsträger Raphael Holzhauser hat nach eigener Aussage noch ungenutzte Führungsqualitäten. Gorenzel dazu: „Wenn man Raphas Erfahrung, seine Vita sieht, dann bringt er sehr, sehr viel mit. Fakt ist, dass uns seine Erfahrung sehr guttut. Er versucht auch jetzt, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Gorenzel, mahnt aber auch: „Er kann natürlich allein kein Spiel gewinnen. Sondern nur die Mannschaft zusammen, das gesamte Team.“

Taktik

Eine andere Formation wäre der unmittelbarste Ansatz zur Lösung der Löwen-Krise. In Köllners 4-1-4-1 agierte in dieser Saison Tim Rieder als alleiniger Sechser. Das erlaubt zwar viel Offensiv-Power weiter vorn, bedeutet aber gleichzeitig ein hohes Risiko in der Absicherung nach hinten. Ein zweiter Sechser könnte schon ab Samstag das entscheidende Puzzleteil für einen Sieg zur Trendwende sein.

Aufrufe: 02.2.2023, 07:28 Uhr
Jacob AlschnerAutor