2024-05-24T11:28:31.627Z

Spielbericht
– Foto: Jörn Kutschmann

Glückspfennig und Blau Weiße Brille

Hertha BSC III holt janz wichtige Punkte im Norden

VfB Hermsdorf II – Hertha BSC Amateure Zwee 4:6

10.Spieltag Kreisliga A Berlin Staffel 1 Saison 2023/2024

Sonntag, 05.11.2023 12:00 Uhr

Stadion Seebadstr.

Ca. 35 Zuschauer

Oh, was ist das denn? Es ist klein und funkelt, und der Redensart nach soll es Glück bringen. Sein Vorgänger war als Glücksbote bekannt, obwohl es das Original seit über 20 Jahren nicht mehr gibt. Dennoch hob ich an einer Tankstelle kurz vor dem Stadion Seebadstraße einen Glücks-Cent auf. Trotz der zwei Jahrzehnte, in denen es den Glückspfennig nicht mehr gibt, wird sein Euro-Nachfolger im Volksmund immer noch so genannt wie früher.

Im Grunde ist das völlig egal. Auf jeden Fall lag die kleine Münze direkt neben meinem Schuh, als ich ausstieg, um mir noch schnell eine Cola zu kaufen. Na, wenn das heute kein Glück bringt.

Mit dem neuen Glücksbringer in der Tasche bog ich in die Straße ein, in der sich der Sportplatz der Hermsdorfer befand. Doch das erste Glück in Form einer Parklücke wurde mir verwehrt. Erst nach einigem Kreisen konnte ich das Auto ordnungsgemäß abstellen und zum Platz laufen. Wenigstens ließ der Regen, der seit dem Morgen auf Berlin niederging, jetzt nach. Ein bisschen Glück versprühte das kleine Stück Kupfer in meiner Tasche also schon. Nun war ich ganz zuversichtlich, dass wir gegen die Hermsdorfer, die auch nicht optimal in die Saison gestartet waren, punkten können.

Die Zuversicht begann jedoch etwas zu bröckeln, als Yasin, der eigentlich Verteidiger ist, im gelben Torwarttrikot und mit Handschuhen zum Aufwärmen lief. Ich hatte fest damit gerechnet, einen unserer Ü32-Keeper heute begrüßen zu können. Doch offenbar war keiner von ihnen verfügbar. Und da von unseren vier Keepern auch keiner einsatzbereit war, stellte sich Yasin zur Verfügung.

Um diese Situation zu verarbeiten, ging ich erstmal ins Vereinscasino auf einen Kaffee. Das Casino wusste richtig gut zu gefallen und versprühte einen schönen Charme. Bilder von Mannschaften und Abschlusstabellen, allerlei Accessoires mit Vereinsemblem und eine Vitrine mit Fanartikeln gab es zu bestaunen. Der Sammler in mir erwachte, und ein Schal durfte den Weg aus der Vitrine in meinen Rucksack antreten.

Nun wollte ich mir unseren Aushilfstorwart beim Aufwärmen ansehen und machte mich auf den Weg zum Nebenplatz des Areals. Dort bereiteten sich beide Teams auf den Anstoß vor, während auf dem Hauptplatz noch die A-Jugend der Hermsdorfer gegen die Prenzelberger von Rotation 4:1 gewann.

Leider konnte ich mir kein Bild von den Fähigkeiten unseres neuen Keepers machen, da in den fünf Minuten, die ich beim Torschusstraining zusah, kein Ball auf das Tor kam. Nun machte ich mir noch mehr Sorgen: Kein gelernter Keeper zwischen den Pfosten und kein Zielwasser in den Synapsen der Feldspieler.

Doch kaum war das Spiel losgegangen, wurde ich eines Besseren belehrt. Es waren nicht einmal zehn Minuten gespielt, da netzte Justin das erste Mal ein. Mit dem nächsten Angriff, nur drei Minuten später, erhöhten die Ama Zwee auf 0:2. Ahmad war einfach mal auf rechts außen durchgelaufen, in die Box gegangen und hatte den Ball in Richtung des kurzen Ecks geschickt. Der Keeper des VfB hatte mit einer Flanke oder einem Pass in die Mitte gerechnet und wurde so, im wahrsten Sinne des Wortes, auf dem falschen Fuß erwischt.

Als etwas mehr als zwanzig Minuten gespielt waren, stand es sogar 0:3. Wieder war es Ahmad, der getroffen hatte. Vier Minuten später wurde dann gezaubert: Der Hermsdorfer Torhüter hatte einen Ball beim Versuch, ihn wegzuschlagen, nicht richtig getroffen. So landete die Pille zentral vor dem Strafraum bei Sascha. Der drehte sich, auf der Suche nach einer Anspielstation, mit dem Rücken zum Tor. Awad witterte die Situation und startete durch. Sascha begriff sofort und bugsierte den Ball mit der Hacke in den Lauf von Awad, der dann den Ball nur noch am Keeper vorbei schieben musste.

Mit vier Toren Vorsprung wäre man gerne in die Kabine gegangen, doch Hermsdorf kam nochmal vors Tor. Ersatz-Ersatz-Ersatz-Keeper Yasin konnte zwar den ersten Versuch abblocken, war aber beim Nachschuss machtlos. So ging es also mit einem Drei-Tore-Vorsprung zum Pausentee.

Nach dem Seitenwechsel dauerte es jedoch keine fünf Minuten, ehe Savas nach einer Ecke die Hertha wieder mit vier Toren in Führung brachte. Doch wer sich nun auf der Siegerstraße wähnte, wurde enttäuscht. Warum auch immer Hertha BSC wieder im Begriff war, das Spiel aus der Hand zu geben, der VfB Hermsdorf II war plötzlich im Vorwärtsgang. Anfangs konnten die Ama Zwee das Spiel dennoch kontrollieren. Doch zwischen der 80. und 90. Minute kam der VfB tatsächlich auf 4:5 heran. Erwähnenswert ist, dass keiner dieser Gegentreffer auf das Konto des Keepers geht. Trotzdem war es jetzt nur noch ein Tor, das Hermsdorf vom Ausgleich trennte, und der Schiedsrichter zeigte sechs Minuten Nachspielzeit an. Die Nerven lagen bei allen blank, und als der Schiedsrichter ein Stürmerfoul gegen die Hausherren pfiff, beschwerte sich einer der Verantwortlichen Hermsdorfer und warf in Richtung des Schiedsrichters vor, er habe eine "Blau-Weiße Brille" auf. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass der Schiedsrichter eine klare Tätlichkeit gegen einen Herthaner übersehen hatte und drei einwandfreie Tore der Ama Zwee abgepfiffen hatte. Nein, das Spiel sei hier ganz klar manipuliert, und ich solle gefälligst die Coaching Zone verlassen. Ich kann verstehen, dass im Abstiegskampf der Kreisliga mal eine Sicherung durchbrennt und es während des Spiels auch mal unsachlich wird. Aber das war schon lächerlich und trübt für mich leider einen eigentlich positiven Eindruck des Heimvereins.

Wegen dieses Vorfalls freute ich mich noch mehr, als es nach 96 Minuten einen Elfmeter für Hertha gab. Debütant Karim, der nach seiner Einwechslung für viel Wirbel gesorgt hatte und auch nur knapp an seinem ersten Tor für die Ama Zwee gescheitert war, wurde von hinten rücksichtslos bei der Ballannahme umgestoßen. Das Ganze passierte direkt vor den Augen des Schiedsrichters. Da brauchte er auch keine Blau-Weiße Brille, um dieses Foul zu erkennen. "Apo" übernahm die Verantwortung und verwandelte souverän. Kurz danach war Schluss.

Am Ende war es unnötig spannend. Aber die drei Punkte wandern von Hermsdorf in den Wedding, und das ist das, was zählt. Spannend bleibt auch die Frage, wer nächste Woche im Tor steht. Yasin hat seine Sache gut gemacht, und vielleicht schulen wir ihn einfach um. Die Antwort auf die Torhüterfrage gibt es dann wohl am Sonntag, den 12.11. um 10:30 Uhr gegen Club Italia. Kommt gerne vorbei, Herthaner!

Ha Ho He Amateure Zwee!

der Kutten König

Aufrufe: 06.11.2023, 21:59 Uhr
Jörn KutschmannAutor