2024-04-25T14:35:39.956Z

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Getagt wurde im Vereinsheim des Polizei SV Mönchengladbach.
Getagt wurde im Vereinsheim des Polizei SV Mönchengladbach. – Foto: Sascha Köppen

Sportgericht: Wiederholungsspiel zwischen Türkiyemspor und Süchteln II

Kreisliga A Mönchengladbach-Viersen: Die am 27. März abgebrochene Partie soll wiederholt werden. Sperren gegen einen Spieler und einen Betreuer.

Am Montagabend verhandelte das Sportgericht des Fußballkreises Mönchengladbach-Viersen den Spielabbruch der Partie der Kreisliga A zwischen Türkiyemspor und dem ASV Süchteln II vom 27. März und urteilte über die beiden ausgesprochenen Roten Karten im Vorfeld des Spielabbruches. Die zentrale Nachricht: Die Partie, die beim Stand von 2:0 für die Gäste abgebrochen wurde, muss wiederholt werden.

In seiner Urteilsbegründung schilderte der Vorsitzende Uwe Röhrhoff das Dilemma, in dem sich die Kammer in diesem Fall befunden hat. "Es ist uns nicht leichtgefallen, hier zu einem Urteil zu kommen, aber es ist am Ende so, dass die Zeugenaussagen hier insgesamt kein Bild ergeben haben, das es uns ermöglicht, die Schuld für den Spielabbruch klar einer Mannschaft oder im Zweifel beiden Mannschaften zuzuordnen. Deshalb konnten wir das letztlich nicht anders entscheiden", erklärte er, warum die Optionen zur Spielwertung für eine der beiden Mannschaften oder auch die Möglichkeit, das Spiel für beide Mannschaften als verloren zu werten, hier nicht gegeben waren.

Die Partie war abgebrochen worden, weil sich in der Folge eines Disputs zwischen einem Spieler von Türkiyemspor und einem Zuschauer, der den Spieler vermeintlich beleidigt haben soll, regelrechte Jagdszenen im Zuschauerbereich ereignet haben sollen (wir berichteten hier). Letztlich blieb jedoch unklar, ob die Jagdszenen außerhalb des Platzes überhaupt in direkter Beziehung zu den Vorfällen zuvor gestanden haben. Der ausgewechselte Türkiyemspor-Spieler, der selbst nicht anwesend war, zu dessen Lasten die Beleidigungen gegangen sein sollen, war auf den Zuschauer losgegangen, hatte jedoch von Teamkollegen festgehalten werden können, ehe etwas passieren konnte. Von Süchtelner Seite war zu hören, dass auch der besagte Spieler verbal mehrfach entgleist sein soll.

Schiedsrichter Andreas Picker bekräftigte die Aussagen, die auch aus dem von ihm angefertigten Sonderbericht hervorgehen. Beide Bänke hätten sich vor dem Abbruch aufeinander zubewegt, nach einer Rangelei mit Griffen ins Gesicht habe er dann den noch nicht eigewechselten Spieler von Türkiyemspor sowie einen Betreuer des ASV Süchteln mit einer Roten Karte bedacht, auch um die Situation etwas zu beruhigen. Die Folge waren jedoch die Jagdszenen, bei denen er es nicht für möglich hielt, die Sicherheit aller zu gewährleisten. "Ich möchte allerdings betonen, dass ich mich selbst zu keinem Zeitpunkt bedroht gefühlt habe. Spieler beider Vereine haben versucht, das Geschehen außerhalb des Platzes zu beruhigen."

Tätlicher Angriff auf einen Zuschauer

Der als Zuschauer anwesende Schiedsrichter Angelo Kreft, der zuvor auf der Anlage auch ein Spiel geleitet hatte, wurde im Zuge der Rangeleien im Zuschauerbereich durch einen Schlag niedergestreckt und am Boden liegend noch mit Schlägen und Tritten traktiert. Zwar hatte das letztlich mit der Entscheidung über den Abbruch nur wenig zu tun, doch zeigt dieser Umstand klar auf, dass so etwas insgesamt auf dem Fußballplatz absolut nichts zu suchen hat. Hier ist der Täter inzwischen aber offenbar ermittelt, ein Strafgericht wird sich hier zu befassen haben und hoffentlich die verdiente Strafe für die Entgleisung aussprechen.

Dass es für beide Seiten um viel geht, würde auch durch die Tatsache untermauert, dass beide Vereine mit einem Rechtsbeistand zur Sportgerichtsverhandlung erschienen. Es geht um den Aufstieg: Der ASV Süchteln ist Zweiter, dieser Platz würde zum Aufstieg in die Bezirksliga berechtigen. Es folgen die Red Stars mit drei und Türkiyemspor mit vier Zählern Rückstand, allerdings einem Spiel weniger. Würde Türkiyemspor dieses Spiel gewinnen, so ist klar, dass ein Sieg im Wiederholungsspiel den Sprung auf Platz zwei bringen könnte. Nach dem Vorfall hatten die Süchtelner angekündigt, zu einem solchen Spiel nicht antreten zu wollen. Nun haben sie zehn Tage Zeit, Einspruch einzulegen. Dann ginge es vor dem Bezirkssportgericht in die nächste Runde. Die Süchtelner kündigten an, diesen Weg auch gehen zu wollen.

Ein wichtiges Signal des Sportgerichts war es auch, dem Schiedsrichter beim Abbruch den Rücken zu stärken. Zu oft kommt hier nämlich der Eindruck auf, als würden Schiedsrichter eine solche Entscheidung leichtfertig treffen. Uwe Röhrhoff betonte ausdrücklich, dass es im Moment der Entscheidung keinen Zweifel habe geben können, auch wenn Picker aussagte, dass sich das Geschehen das letztlich doch schneller beruhigt habe, als das zunächst den Anschein gehabt hätte. Lobend hob Röhrhoff auch den Einsatz des Türkiyemspor-Trainers Ufuk Isik hervor, der sich auf den über den Platz gejagten, jungen Mann warf, um diesen vor Schaden zu bewahren.

Die Sperren gegen die beiden Beschuldigten hielten sich indes im Rahmen, wurden die Vergehen auch in der Summe eher unspektakulär dargestellt, ohne das Vergehen verharmlosen zu wollen. Der Spieler von Türkiyemspor wurde für vier Spiele gesperrt, der Betreuer der Süchtelner darf für fünf Partien den Innenraum nicht betreten.

Aufrufe: 010.5.2022, 10:50 Uhr
Sascha KöppenAutor