Icon League, Bayernliga und im Job: Bei Daniel Leugner dreht sich alles um Fußball. Nun spricht er über die Arbeit als Berater und seine Zukunft.
Zwei Übersteiger, ein Hackentrick und dann der perfekt getimte Doppelpass: Am Ende ein weiteres Traumtor in einem dreiminütigen Highlight-Video auf Instagram, in dem Daniel Leugner gestandene Amateurfußballer wie Schulbuben aussehen lässt. „Wer weiß, wo das geendet hätte, wenn du nicht nur aus Spaß und Freude Fußball spielen würdest“, sagte der ehemalige 1860-Trainer Frank Schmöller einst zu seinem früheren Schützling, der es trotz seines Talents nur auf zwei Regionalliga-Einsätze brachte.
Nach seiner Jugendzeit im Nachwuchsleistungszentrum des TSV 1860 München und einem kurzen Zwischenstopp beim FC Augsburg kickte Leugner bereits für fünf verschiedene Teams in der Bayernliga. Leugner war stets gesetzt, krönte sich zweimal zum Meister und stach mit 26 Scorern sogar im Landsberger Starensemble von Sascha Mölders heraus. Aktuell ist Leugner Dauerbrenner in Grünwald und arbeitet als Berater im Frauenfußball.
Was begeistert ihn am Frauenfußball? Warum würde er bis zu achtmal pro Woche trainieren? Und bei welchem Angebot aus der Regionalliga er schwach werden würde, verrät Leugner im Interview.
Servus Daniel, andere Fußballer schalten im Winter ab und genießen die Auszeit. Du hast bei Hallenturnieren und bei der Icon League gezockt. Gibt es bei dir überhaupt eine fußballfreie Zeit?
Nein, aber die Winterpause ist die schönste Zeit. Da kann ich in der Soccerhalle oder bei Turnieren spielen. Fünf plus eins, vier plus eins, mit Bande, oder ohne. Ich finde alles geil und liebe die Abwechslung. Dass es Formate wie die Icon League gibt, ist Weltklasse. Wenn ich eingeladen werde, bin ich dabei – fast egal wo. Durch meine Arbeit hat sich die Zeit ohne Fußball sowieso komplett erledigt.
„Die Entwicklung ist einfach brutal und auch die Qualität ist viel besser geworden.“
Daniel Leugner über das Frauen-Team des FC Bayern und den Frauenfußball.
Seit einem Jahr arbeitest du jetzt als Berater im Frauenfußball. Wie kam es dazu?
Nach meinem Sportmanagement-Studium in Ismaning wusste ich nicht genau, was ich machen sollte. Weil ich den Frauenfußball schon ewig verfolge, hat mein bester Kumpel Marius Wolf den Kontakt zu seiner Agentur hergestellt, die ihr Team im Frauenfußball vergrößern wollten. Das hat für mich einfach perfekt gepasst.
Du bist regelmäßig Zuschauer bei den Frauen des FC Bayern II, auch weil dort deine langjährige Freundin spielt. Wie intensiv verfolgst du den Frauenfußball?
Ich habe in der Schule und auch durch meine Freundin viele Spielerinnen kennengelernt, die auf der ganzen Welt Fußball spielen. Die letzten zehn Jahre habe ich deshalb eigentlich durch die Bank alles verfolgt. Spätestens durch den Job schaue ich inzwischen mehr Frauen- als Männerfußball.
Dann frage ich dich als Experte. Wie siehst du die jüngste Entwicklung?
Als ich vor über zehn Jahren angefangen habe, Frauenfußball zu schauen, hat der FC Bayern noch in Aschheim gespielt. Jetzt spielt dort die zweite Mannschaft. Danach war die erste Mannschaft im Grünwalder Stadion – und jetzt spielen Sie teilweise in der Allianz Arena und füllen regelmäßig den Campus. Die Entwicklung ist einfach brutal und auch die Qualität ist viel besser geworden.
„Nicht jeder Mann oder jede Frau ist für den Profifußball geschaffen. Für mich war das einfach nichts.“
Daniel Leugner über seine eigene Karriere als Spieler.
Ein heiß diskutiertes Thema im Frauenfußball sind die Gehälter und die Unterschiede zum Männerfußball. Du bist als Berater nah dran. Wie siehst du das?
Das mit den Gehältern ist kein Geheimnis, aber der Frauenfußball entwickelt sich und die Zahlen zeigen, dass es weiter bergauf geht. Neben den Gehältern muss auch die Infrastruktur wachsen. Auf jeden Fall macht mir die Arbeit mit den Spielerinnen richtig Spaß.
Das klingt so als wäre das genau dein Ding. Bleibt Daniel Leugner jetzt Berater für Fußballerinnen?
Genau. Man weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber das ist nicht mein Einstieg in den Männerfußball. Ich will dort weitermachen, wo ich bin.
Viele Leute sagen, du hättest mit deinem Talent Profi werden müssen. Aus Beratersicht: Wie blickst du auf deine Karriere? Hast du alles richtig gemacht?
Als Berater hätte ich mir immer gesagt: ‚Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist.‘ Und das bin ich heute. Ich verstehe die Kritik von außen, aber nicht jeder Mann oder jede Frau ist für den Profifußball geschaffen. Für mich war das einfach nichts.
Als Berater zieht es dich trotzdem in die Profi-Welt.
Das stimmt, aber ich kann den Spielerinnen erzählen, was mir geholfen hat und woran es mir gefehlt hat. Ich glaube, durch meinen Weg kann ich gute Ratschläge weitergeben.
„Ich bin ein lockerer Typ und mache meine Witze. Du hast keine Chance, wenn der Spaß verloren geht.“
Daniel Leugner über seine Einstellung im Abstiegskampf der Bayernliga.
Zu deiner eigenen Spielerkarriere: Seit dem Sommer spielst du in Grünwald in der Bayernliga. Nur elf Punkte nach 19 Spielen. Jetzt kommt der dritte Trainer. Wie blickst du auf das erste halbe Jahr zurück?
Ich war außer in Dachau nur bei Mannschaften, die oben mitgespielt haben und muss sagen: Abstiegskampf ist nie schön. Für niemanden. Ich wusste aber, worauf ich mich einlasse. Die Bayernliga ist als Aufsteiger nochmal ein Riesen-Step. Wir müssen da jetzt gemeinsam rauskommen.
In Landsberg hast du mit vielen Freunden gespielt, in Grünwald viele neue Gesichter kennengelernt. Wie ist die Stimmung im Vergleich?
Wenn du gewinnst, ist es grundsätzlich immer besser. Ich fühle mich aber wohl. Es bringt niemanden etwas, wenn wir bei jeder Niederlage schlechte Stimmung verbreiten. Ich bin ein lockerer Typ und mache meine Witze. Du hast keine Chance, wenn der Spaß verloren geht. Aber: Wenn wir gewinnen, feiere ich nicht ausgelassen, wenn wir verlieren, drehe ich nicht durch. Die Ausnahme ist vielleicht das 1:10 in Landsberg. Als ich da in die Kabine marschiert bin, war ich auch mal leiser.
„Ich bin als Zehner einfach nicht der Kämpfer-Typ, den die Mannschaften im Münchner Umkreis suchen.“
Daniel Leugner über ein mögliches Engagement in der Regionalliga.
Mit Michael Hutterer und Amar Cekic spielen jetzt zwei deiner engen Freunde bei Türkgücü München in der Regionalliga. Zieht es dich nochmal hoch?
Aktuell will ich nicht in der Regionalliga spielen. Die Liga ist sehr ausgeglichen. Alle Teams sind taktisch sehr gut und viel geht über den Kampf. Ich bin als Zehner einfach nicht der Kämpfer-Typ, den die Mannschaften im Münchner Umkreis suchen. Die Bayern Amateure oder der TSV 1860 nach dem Abstieg wären Mannschaften gewesen, die meinem Spielstil entgegengekommen wären. Die Auswärtsfahrten oder der Zeitaufwand waren nie das Problem.
Bei einem passenden Angebot könntest du dir also auch Regionalliga-Fußball vorstellen?
Ich liebe Fußball unendlich. Ich könnte achtmal die Woche trainieren, wenn es mir Spaß macht. In der Regionalliga gegen den Abstieg zu spielen, wäre aber ein Jahr quälen. Das fällt mir schon in der Bayernliga schwer. In der Regionalliga wäre es aber nochmal schlimmer, weil die Spieler noch disziplinierter, athletischer und härter sind. Falls sich aber mal eine geile Chance auftut, dann ist es mir egal, ob ich Landes-, Bayern- oder Regionalliga spiele.