2024-06-17T07:46:28.129Z

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Andreas Lambertz hat mit Paul Freier einen neuen Co-Trainer-Kollegen.
Andreas Lambertz hat mit Paul Freier einen neuen Co-Trainer-Kollegen. – Foto: Ralph Görtz

Lambertz und Freier: „Wir sind schnell miteinander warmgeworden“

Seit Juni arbeiten die beiden Ex-Profis als Co-Trainer für Fortunas U23. Ein Gespräch über die Arbeit mit Talenten in der zweiten Reihe.

Der erste Weg nach dem Mittagessen führt Andreas „Lumpi“ Lambertz und Paul „Slawo“ Freier in die Lobby der Sportschule Hennef, wo sich Fortunas Regionalliga-Fußballer bis Ende Juni auf die neue Saison vorbereitet haben. Genauer gesagt: zum dort platzierten Kaffeeautomaten. „Das Schlimme ist, dass der Kaffee hier immer 180 Grad heiß ist“, schimpft Lambertz mit einem Augenzwinkern. Dann nimmt das neue Co-Trainer-Gespann der „Zwoten“ Platz in der gemütlichen Sitzecke.

Herr Freier, Herr Lambertz, wie gut beherrschen Sie die Statistiken aus Ihrer Zeit als aktive Profifußballer?

Lambertz Gar nicht. Als mich die Jungs mal gefragt haben, wie viele Bundesliga-Spiele ich gemacht habe, musste ich nachgucken.

Freier Bei mir ist es so, dass ich die Zahl meiner Bundesliga-Spiele kenne, weil ich unbedingt auf 250 Einsätze kommen wollte. Das habe ich aber nicht geschafft.

Lambertz Nicht? Ich dachte, du hast 400 Spiele gemacht...

Freier ...249 waren es am Ende.

Wissen Sie denn, wie oft Sie gegeneinander gespielt haben?

Freier Ich würde sagen: zwei Mal.

Lambertz Ich sage: vier Mal.

Jeweils knapp daneben, es waren drei direkte Duelle – zwei Siege für Lumpi und Fortuna, ein Unentschieden.

Lambertz (lacht) Nichts kannst du, Slawo.

Gab es in der Vergangenheit noch einmal Berührungspunkte oder haben Sie sich erst jetzt richtig kennengelernt?

Freier Erst jetzt. Genauer gesagt: beim Trainingsauftakt.

Wie war’s?

Freier Super, weil Lumpi ein sehr angenehmer Trainerkollege ist. Ich kann nur positiv über ihn reden. Aus unserer aktiven Zeit wusste ich natürlich, dass er aus der Oberliga bis in die Bundesliga aufgestiegen ist und in Düsseldorf einen Legendenstatus hat.

Lambertz Auch wenn es vielleicht noch ein bisschen früh ist, kann man sagen, dass wir beide schnell miteinander warmgeworden sind. Gut, ich habe auch eine sehr direkte Art, wir witzeln sehr viel – und Slawo scheint damit gut zurechtzukommen.

Freier Ich kann gut über mich selber lachen, deswegen passt das.

Lambertz Vielleicht gehe ich ihm aber nächste Woche auch schon auf den Sack, wer weiß das...

Wie haben Sie die Aufgaben als Co-Trainer untereinander aufgeteilt?

Lambertz Dadurch, dass ich damals zum Trainerteam dazugestoßen bin und Sinke (Ex-Co-Trainer Lukas Sinkiewicz, Anm. d. Red.) ohnehin schon viel übernommen hatte, bin ich langsam herangeführt worden. Und jetzt schaut Slawo auch erstmal, wie unsere Abläufe sind. Eine klare Aufgabenteilung gibt es nicht.

Freier Es hängt oft vom Trainingsschwerpunkt ab, wer sich um was kümmert. Ich fühle mich jedenfalls total wohl in der Truppe und wurde super aufgenommen.

Ihr Wechsel nach Düsseldorf, wie ist der zustande gekommen?

Freier Nico (Trainer Michaty, Anm. d. Red.) hat mich vor knapp einem Monat angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe mir dann ein paar Gedanken gemacht, wollte aber sowieso den nächsten Schritt in ein Nachwuchsleistungszentrum gehen.

Für Sie ist es also kein Rückschritt, den Posten als Chefcoach der U17-Bundesliga-Mannschaft des SV Lippstadt gegen den Job als Co-Trainer von Fortunas U23 zu tauschen?

Freier Nein, denn ich sehe mich als Ausbilder. Und in einer U23 hat man mit vielen jungen Erwachsenen zu tun, die den nächsten Schritt machen müssen, um es in den Profibereich zu schaffen. Mein Ziel ist es trotzdem, irgendwann wieder Cheftrainer einer Jugendmannschaft im NLZ-Bereich zu werden. Jetzt möchte ich aber erstmal hier meine Erfahrungen sammeln und dazulernen.

Inwiefern ist es von Vorteil, wenn Ex-Profis mit Talenten arbeiten?

Lambertz Das ist ja der Punkt, warum ich hier sitze und sehr viel Spaß an meiner Aufgabe habe. Ich versuche, die Mannschaft, aber auch jeden einzelnen Spieler, besser zu machen. Das hat in den vergangenen Jahren gut geklappt, dafür gibt es einige Beispiele. Wenn man sich einmal Tim Köther anschaut: In seiner ersten Saison bei uns hat er noch nicht wirklich performt, nach seiner zweiten ist er jetzt zum 1. FC Heidenheim in die Zweite Liga gewechselt. Tim Oberdorf ist damals aus der Oberliga zu uns gekommen und hat in der vergangenen Saison bei den Profis bis zum Winter fast jedes Spiel gemacht.

Aber wie kommt dieser „Ex-Profi“-Faktor nun konkret zum Tragen?

Lambertz Auch hier ein Beispiel: In der vergangenen Saison habe ich erkannt, dass Einwürfe bei uns ein Handicap waren. Wir haben dann im Training geübt, wie sich die Spieler in solchen Situationen zu verhalten haben. Im letzten Heimspiel gegen Gladbach habe ich gezählt: Nach acht von zehn Einwürfen sind wir in Ballbesitz geblieben – und zwar deshalb, weil wir darüber gesprochen und den Jungs die Sache erklärt haben. Da macht es schon etwas her, wenn Ex-Profis diese Trainingsformen übernehmen. Die Jungs wissen, dass wir das alles schon mitgemacht haben.

Herr Freier, Sie arbeiten ebenfalls schon länger mit jungen Spielern zusammen. Was können Sie persönlich ihnen mitgeben?

Freier Dass sie hier in der U23 sehr komfortabel ausgebildet werden. Man hat einen ganzen Trainingsplatz zur Verfügung, einen Cheftrainer, zwei Co-Trainer. Die Jungs müssen merken, dass die U23 eine Brücke ist, um zu den Profis zu kommen. Ich hätte es auch nicht direkt aus der U19 in den Profibereich geschafft.

Lambertz Mit 19 Jahren war ich übrigens auch noch nicht zweitligafähig. Ich habe mich immer mit der Mannschaft mitentwickelt. Es gibt eben Spieler, die etwas länger brauchen. Tim Oberdorf hat als 25-Jähriger seinen ersten Profivertrag unterschrieben.

Schauen wir an dieser Stelle auf Ihre Trainerkarriere, Herr Lambertz. Über Sie hat Nachwuchschef Frank Schaefer im vergangenen Jahr gesagt, er hatte den Eindruck, dass Sie nach Ihrer Rückkehr noch gar nicht so recht wussten, wohin Ihr Weg geht.

Lambertz Ja, als ich – noch als Spieler – zurückkam, wusste ich nicht, was ich nach der Karriere machen soll. Weil ich da schon meine körperlichen Probleme (Arthrose in der Hüfte, Anm. d. Red.) hatte und häufig nicht zur Verfügung stand, hat Nico mich oft in die Trainerkabine geholt und nach meiner Meinung zur Kadernominierung und Aufstellung gefragt. Später habe ich im Training erste Passformen geleitet. Zu der Zeit war ich ein spielender Co-Trainer – und nach und nach immer öfter in der Trainerkabine. Irgendwann hat Nico mich schließlich gefragt, ob ich mir den Job dauerhaft vorstellen könnte. Ich habe schnell gemerkt, dass es mir unheimlichen Spaß macht, mit den Jungs zu arbeiten. Aber an sich hatte Frank recht: Ich wusste anfangs nicht, wohin meine Reise geht.

Eine glückliche Fügung, mit der sie sehr zufrieden sind?

Lambertz Als ich in die neue Aufgabe reingerutscht bin, habe ich viele Einzelgespräche übernommen und mich intensiv mit den Jungs beschäftigt. Ich glaube, das hat richtig gut funktioniert. Gerade dieser letzte Feinschliff macht mir unheimlich viel Spaß. Ich habe zwar noch nichts Anderes gemacht, könnte mir im Moment aber auch nicht vorstellen, Cheftrainer in einer U15 oder U16 zu werden.

Warum?

Lambertz Weil es mir hier so gut gefällt. Ich muss gerade auch gar kein Chef sein. Ich habe noch genügend Zeit. Wenn der Trainer Wert auf mein Wort legt, und das ist bei Nico der Fall, kann ich mir eine solche Aufgabe auch langfristig vorstellen.

Aufrufe: 07.7.2022, 12:00 Uhr
Tobias DinkelborgAutor