Der FC Phönix Schleißheim feierte zuletzt zwei Erfolge, bei denen sie zuerst in einen Rückstand gerieten. Unter Coach Cem Bilge scheint die Mannschaft zu funktionieren.
Oberschleißheim – „Wer 1:0 führt, der stets verliert.“ Was sich so schön reimt, ist zumindest im Fußball ein rechter Quatsch, wie vor einigen Jahren ein österreichischer Mathematik-Professor festgestellt hat. Seiner Analyse zufolge holt eine Mannschaft mit 93-prozentiger Wahrscheinlichkeit den Sieg, wenn sie auf eigenem Platz das erste Tor schießt. Und auswärts gewinnt ein Team nach einer 1:0-Führung immerhin noch in 78 Prozent der Fälle.
So weit die Statistik – und damit in die Kreisklasse 2 zum FC Phönix Schleißheim. Der kassierte am ersten Spieltag beim SV Allach schon nach fünf Minuten ein Gegentor und gewann am Ende dennoch mit 6:3. Auch deshalb sei ihm im Heimspiel gegen den FC Fasanerie-Nord nicht mulmig zumute geworden, als seine Elf nach einer Viertelstunde mit 0:1 in Rückstand geriet, sagt Cem Bilge, der Trainer der Schleißheimer.
Und tatsächlich erwies sich das Gegentor als Wachrüttler für die Platzherren: Noch vor der Pause glich Sinisa Milenkovic aus. Und nach dem Wechsel brachten Michael Metz sowie ein Doppelpack von Kevin Müller die Phönix-Kicker mit 4:1 in Führung. Beim Schlusspfiff stand für sie ein 4:2-Erfolg zu Buche – mithin der zweite Dreier im zweiten Spiel, nach dem die Stimmung im Team „exzellent“ sei, bekräftigt Bilge. „Die beiden Siege tun gut.“
Schließlich liegen hinter den Oberschleißheimern zwei turbulente Jahre. 2021 schaffte das Team den ersehnten Sprung in die Kreisliga, wo es sich jedoch schwertat und prompt wieder abstieg. In der Kreisklasse lief es dann zunächst ebenfalls holprig, worauf Trainer Josip Zagar das Handtuch warf.
Sein Nachfolger Adis Letica schaffte indes die Wende und führte die Mannschaft auf Platz fünf im Endklassement. Im Sommer wechselte der 44-Jährige dann aber zum FC Türk Sport Garching, worauf man in Oberschleißheim auf Trainersuche ging – ohne Erfolg.
Und so übernahmen der bisherige Co-Trainer Cem Bilge sowie Amar Hodzic das Team. „Es war alles ein bisschen ungewiss. Erst zwei Wochen vor Beginn der Vorbereitung stand fest, dass ich Trainer werde“, sagt Bilge. In Absprache mit der Vorstandschaft hat er diesen Posten nun vorerst bis zum Winter inne. „Danach wird man sehen, wie’s weitergeht“, sagt Bilge, der freilich betont: „Ich würde gerne weitermachen.“
Und zumindest die ersten zwei Saisonspiele lesen sich wie ein Empfehlungsschreiben für ein längeres Engagement. Zwar habe seine Mannschaft defensiv noch Probleme, räumt der Trainer ein, was er unter anderem auf das Fehlen seiner etatmäßigen Innenverteidigung zurückführt. Im Angriff jedoch hat der FC Phönix bislang einen beachtlichen Torhunger unter Beweis gestellt – und das, obwohl in Florian Hoffmann derzeit der Goalgetter vom Dienst verletzungsbedingt fehlt.
„Es ist immer schade, wenn so ein starker Spieler ausfällt“, sagt der Trainer. „Aber die anderen Jungs machen das im Moment sehr gut. Und von der Qualität her gehört unsere Offensive sicher zu den stärksten der Liga.“ Was das für die Saisonziele des Clubs bedeutet? „Wir wollen auf jeden Fall oben angreifen“, gibt sich Cem Bilge selbstbewusst. Wobei er mit Blick auf die nächsten Spiele noch einen anderen Wunsch hat: „Meinetwegen“, sagt der Coach und lacht, „müssten wir nicht immer erst in Rückstand geraten“. (Patrik Stäbler)
Phönix: Vukovic, Neuhaus, Focic, Orec, Karaboga, Metz, Yilmaz, Müller (84. Steinle), Milenkovic, Askar, Mihalj (52. Combaj).
Tore: 0:1 Wehmschulte (16.), 1:1 Milenkovic (40.), 2:1 Metz (55.), 3:1 Müller 70.), 4:1 Müller (83.), 4:2 Simon (87.).
Schiedsrichter: Kamuran Kalmaz (FC Bayern München).
Zuschauer: 100.