2024-04-25T14:35:39.956Z

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Dieter Priglmeir
Dieter Priglmeir – Foto: hep

Erdinger Sportler-Vorsätze: 100 Kilometer laufen, Alkoholpause, Fitness-Schwüre

Das Sportgeflüster

Wir haben eine Idee, warum alle Vorsätze grundsätzlich scheitern. Zumindest fast alle.

So ist das mit den Sportlern: Sie brechen Rekorde, sie brechen sich leider manchmal die Beine – und sie brechen ihre Vorsätze. Oft geht das sehr schnell, wie Friedl Ettenauer, die Oberdinger Trainer--Legende, aus seiner langen Schaffenszeit beim TuS weiß: „So viele Spieler haben sich an Silvester vorgenommen, keinen Alkohol mehr zu trinken.“ Und wer hat am längsten durchgehalten? Ettenauer: „Der Rekord liegt immer noch beim 3. Januar.“

Auch Harry Kronthaler, fast ebenso lang im Geschäft, weiß von zahlreichen Fußballer und Fußballerinnen, die dem Alkohol den Kampf angesagt hätten. „Sie haben das auch sehr ernst genommen. Nur die meisten haben da was falsch verstanden, glaube ich.“ Stichwort Alkoholvernichtung statt -vermeidung.

Vielleicht sind Vorsätze wirklich nichts für Athleten, weshalb sich einst auch Englands Nationalspieler Paul Gascoigne vorgenommen hat: „Ich mache niemals Voraussagen – und werde das auch niemals tun.“ Aber da gibt es zum Beispiel die Dorfener Fußballer, die sich in den vergangenen Jahren vorgenommen hatten, topfit zu werden und sich eine zweimonatige Challenge ausgedacht haben, wie Markus Wetzel erzählt. „Jeder musste insgesamt 100 Kilometer laufen.“ Die Teilnahme sei freiwillig gewesen, aber wer es nicht geschafft hat, musste ein Tragl Bier in die Kabine stellen – da gab es einige.“

Auch Langengeislings Reseerve-Coach Wast Held erzählt von hehren Zielen und – sagen wir mal – nicht ganz so großartigen Erfolgen: „Kein Alkohol? Bis zum ersten Spieltag der Rückrunde hat das keiner geschafft. Wiegen vor dem ersten Training: Die Mannschaftskasse war danach gut gefüllt.“ Und er hat auch noch das Versprechen im Ohr: „Trainer, ich bin in der Rückrunde bei jedem Spiel und jedem Training.“ Held: „Diesen Vorsatz hat nur der Trainer erfüllt.“

Warum ist es so schwer, Vorsätze einzuhalten? „Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern, weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Häh? Das hat Seneca, der römischer Philosoph, vor über 2000 Jahren mal gesagt. Das bringt uns also auch nicht weiter. Vielleicht hilft ja die doppelte Anstrengung, oder genauer gesagt das Finsinger Modell, von dem uns Thomas Bonnet erzählt hat. Zwei seiner Spieler hatten voriges Jahr eine WG gegründet. „Das Ziel: Der eine macht den anderen fitter. Der andere hilft dabei, dass sein Spezl mehr fürs Studium lernt.“ Geniale Idee. „Hat aber bis jetzt noch nicht so gut geklappt“, räumt Bonnet ein: „Der eine wird nicht dünner, der andere lernt nicht mehr.“ Eigentlich sei es noch schlimmer geworden. Kandidat eins ist noch unfitter, der Studiosus lernt noch weniger, weil sie jetzt gemeinsam beim Feiern sind.“

Auch Peter Werndl und Franz Hornof waren nicht allzu erfolgreich. In ihrer gemeinsamen Moosinninger Fußballzeit wollten sie die Zeit zwischen Vorrundenende und Rückrundenbeginn nutzen und machten ein Drei-Monate-Abo im Sportpark Schollbach fest: Dezember, Januar und Februar. Werndl gesteht: „Das einzige Mal, dass ich in dieser Zeit im Fitnessstudio war, war bei der Anmeldung.“ Immerhin sei er dreimal im Walpertskirchener Soccerpark gewesen, „aber das hat mir bei den Schweinsläufe in der Vorbereitung wenig geholfen“. Was wir aus den Fällen Finsing und Moosinning lernen: Auch Versuche, im Duo Vorsätze durchzuhalten, bringen nichts.

Vielleicht hilft ein Mannschaftsversprechen? Die Volleyballerin Heidi Schneider ist in den 1980er Jahren mit dem SV Lohhof in die Bundesliga aufgestiegen. „Damals hatten wir uns als Team vorgenommen, wenigstens ein Spiel zu gewinnen“, erzählt die pensionierte Erdinger Lehrerin, aber es habe immer ein bisserl gefehlt. „Wir sind mit dem Zug nach Hamburg – 2:3 verloren. Wir sind nach Berlin geflogen – 2:3 verloren. Und so ging das die ganze Zeit, bis wir wieder abgestiegen sind.“ Tja, manchmal soll es einfach nicht sein.

Und manchmal ist der Erfolg grandios, aber nur ein temporäres Phänomen. Die beiden Eishackler Dany Krzizok und Philipp Spindler hatten sich zu Landesligazeiten eine sechswöchige Abnehm-Challenge auferlegt. „Pippo hat dann tatsächlich 14 Kilo runtergebracht, was gesundheitlich fast schon bedenklich war“, erzählt Krzizok. Er selbst habe acht Kilo abgenommen „und dachte, damit bin ich sicher auf Platz eins“, meint er lachend. „Ich habe das Gewicht bis heute gehalten. Pippo hat inzwischen 20 Kilo draufgelegt.“

Aber bevor wir über Sportler lustig machen, denken wir doch mal an unsere Schulzeit zurück. Wer hat da nicht fleißig und hoch motiviert nach den Sommerferien seine Farbstifte gespitzt und sortiert – und spätestens am dritten Schultag sein Geo-Dreieck nicht mehr gefunden.

Schließen wollen wir aber mi einer Erfolgsgeschichte, womit wir wieder beim Oberdinger Friedl Ettenauer wären. Der hatte mit 23 Jahren beschlossen, mit dem Rauchen aufzuhören. Heuer feiert er sein 50-Jähriges als Nichtraucher.

Aufrufe: 07.1.2023, 08:59 Uhr
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