2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Tobias Sellmaier

Ein Aushängeschild und zwei Ärgernisse

Die SGM Oppenweiler/Sulzbach unterstreicht ihre Vormachtstellung im Frauenfußball im Raum Backnang mit den beiden jüngsten Aufstiegen.

Welche Vereine sonst aktiv sind und was für Frust bei Spielerinnen und Ehrenamtlichen sorgt, zeigt eine Bestandsaufnahme anlässlich der Frauen-WM.

Wer gibt im Raum Backnang im Frauenfußball den Ton an? Derzeit ganz klar die SGM Oppenweiler/Sulzbach und damit eine Spielgemeinschaft aus der SG Oppenweiler-Strümpfelbach und dem FV Sulzbach. Das Herz schlägt aber im Rohrbachtal, denn von der SGOS stammt das Gros des Kaders und dort finden fast alle Heimspiele statt. Die SGM hat seit 2016 einen rasanten Aufstieg hingelegt. Für die erste Mannschaft ging es von der Kreisliga A über die Bezirksliga und die Regionenliga zuletzt bis hinauf in die Landesliga. In ihrem Schlepptau ist die Zweite, die 2020/2021 noch in der Kreisliga A um Punkte kämpfte, mittlerweile auch in der Regionenliga angekommen.

Für Zdenko Vujanovic setzt sich das Erfolgsrezept aus zwei wesentlichen Zutaten zusammen: einer akribischen, kontinuierlichen Jugendarbeit sowie einem punktuellen Scouting in der Region. „Der erste Aufstieg der B-Juniorinnen in die Verbandsstaffel war sehr wichtig“, blickt der Spielleiter und damalige Trainer auf das Jahr 2019 zurück. Viele dieser Talente gehören heute zu den Leistungsträgerinnen bei den Frauen, auch für die nächste Runde werden wieder sechs B-Juniorinnen bereits mit 16 oder 17 Jahren befördert. Das ist erfreulich, aber Vujanovic will die Voraussetzungen für einen andauernden Nachschub schaffen: „Uns ist wichtig, in der Verbandsstaffel zu bleiben. Das ist ein gutes Fundament für die Aktiven.“

Dass es laut dem SGM-Spielleiter „weit und breit“ und nicht allein im Murrtal keine A-Juniorinnen gibt, ist kein grundsätzlicher Kontrast zur Praxis bei den Jungs, sondern dem Spielerinnenmangel geschuldet. „Wir betrachten unsere Zweite als Ersatz“, verrät Vujanovic, warum dort nahezu ausschließlich 16- bis 21-Jährige mitmischen und sich das Rüstzeug für den Sprung in die Erste holen sollen. Dennoch reichen die Bordmittel nicht immer, um die Ziele zu erreichen, weil Stammkräfte wegen des Studiums wegziehen oder Schwangerschaften zumindest für Auszeiten sorgen. „Deshalb müssen wir uns auch bei anderen Klubs umschauen“, verweist der SGM-Funktionär aufs Scouting und den Versuch, mögliche Verstärkungen anderswo loszueisen. Und das ohne jedwede finanziellen Lockmittel, betont Vujanovic, der die erste Landesliga-Saison mit Respekt angeht: „Unser erstes Ziel als Neuling ist es, den Klassenverbleib zu schaffen.“ Ungeachtet dessen würde sich auch niemand wehren, falls sich der rasante Aufstieg im Rohrbachtal ungebremst fortsetzen sollte.

Welche Klubs aus der Region mischen sonst noch im Frauenspielbetrieb mit? Zweite Kraft auf der Murrschiene des Fußballbezirks ist als einziger Bezirksligist die TSG Backnang. Die neue Runde werde „interessant und herausfordernd“, ahnt Janos Kovac, „aber wir wollen einen Mittelfeldplatz.“ Was nach Rang vier in der Vorsaison wie Tiefstapelei klingt, kann der Spielleiter gut begründen. Mit vier Absteigern aus der Regionenliga und zwölf statt zehn Teams sei die Bezirksliga „qualitativ und quantitativ stärker als zuletzt“. Reizvoll sind die vermehrten Rems-Murr-Duelle, die in dieser Klasse anders als bei den Männern nicht selbstverständlich sind, da der Spielbetrieb zusammen mit dem Bezirk Stuttgart abgewickelt wird. Von oben stoßen die Spvgg Rommelshausen und die SG Schorndorf dazu, aus der anderen Richtung der TSV Nellmersbach als Meister in der Kreisliga A.

Dort wiederum verbleibt der TSV Oberbrüden, der die Vorsaison als Dritter hinter den beiden Aufsteigern beendet hat. Peilen die Auenwalderinnen nun also selbst den Sprung in die Bezirksliga an? Diesen Automatismus gibt es nicht, sagt Nathalie Hofmann, die das Team zusammen mit Scarlett Berenz trainiert. Sie begründet dies mit den hohen Ambitionen der Absteiger aus Bernhausen und Uhlbach, die wohl mit dem sofortigen Wiederaufstieg liebäugeln. Zudem verweist sie auf die etwas ungewisse Personalsituation, weil fünf Spielerinnen nach der Geburt ihrer Kinder noch nicht wieder dabei sind. „Wir wollen aber erneut zu den Top Drei gehören“, sagt Hofmann, was einen eventuellen Aufstieg einschließt.

Die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach, zuletzt Fünfter, kämpft laut Spielleiterin Jasmin Kaumeyer „um einen Mittelfeldplatz. Zwischen vier und sechs, würde ich sagen.“ In der Kreisliga A mischt zudem die SK Fichtenberg mit, in der Freizeitliga sind der TSV Althütte und die SGM Rottal dabei.

Wie sieht es bei den Juniorinnen aus? Mit Oppenweiler/Sulzbach hat das Aushängeschild bei den Aktiven für die neue Runde jeweils ein Team bei den D-, C- und B-Juniorinnen gemeldet. Auch die TSG kämpft mit drei Mannschaften um Punkte, in Backnang sind es E-, D- und C-Juniorinnen.

„Die C-Jugend ist neu dazugekommen“, erklärt Janos Kovac, dass der vor zwei Jahren intensivierte Neuaufbau erste Früchte trägt. Spätestens in zwei Jahren soll es bei den Roten auch wieder B-Juniorinnen geben, denn mit Blick auf die Aktiven „ist es der aussichtsreichste Weg, über die Jugend etwas aufzubauen“. So sieht man es auch in Kleinaspach, wo laut Jasmin Kaumeyer die Erste in den nächsten Jahren „mit eigenem Nachwuchs“ gestärkt werden soll. Die Spvgg startet mit E- und B-Jugend in die neue Saison. Das war es im Raum Backnang, die B-Juniorinnen des SV Allmersbach gibt es nicht mehr. „Das ist schade, aber wir hatten einfach zu wenig Spielerinnen“, sagt Jugendleiter Ralf Kern. Die, die noch da waren, haben sich Kleinaspach und Oppenweiler angeschlossen. Mädchen, die mit Jungs auf Torejagd gehen, gibt es im Täle aber noch.

Was missfällt (nicht nur) Vertreterinnen und Vertretern des Frauenfußballs? 2016 wagten die Macher des Fußballbezirks Rems-Murr etwas Neues: Sie warteten nicht auf Bewerbungen für die Austragung der Bezirkspokalendspiele, sondern wählten auf eigene Faust mit der Arena in Großaspach die große Bühne. Unter anderem, so die damalige Begründung von Bezirksspielleiter Ralph Rolli, „weil wir eine besondere Atmosphäre schaffen wollten“. Der Versuch war erfolgreich, weshalb es bis 2020 fünfmal in Folge so lief, dass im Fautenhau am selben Abend erst das Frauen- und dann das Männerfinale ausgetragen wurde. Nach einem Jahr ohne Endspiele wegen Corona war plötzlich alles anders. Die Männer kürten ihren Pokalsieger weiterhin in Großaspach, die Frauen wurden hinauskomplimentiert und durch die A-Junioren ersetzt. „Das Niveau war nicht mehr so gut wie in den ersten Jahren und die Zuschauerzahlen waren nicht mehr so toll“, begründet Bezirkschef Patrick Künzer die von ihm initiierte Entscheidung, die allerdings vom Bezirksvorstand getroffen worden sei. Zudem „wollten wir auch einmal die A-Junioren belohnen“.

Argumente, die Annika Maurer nicht ansatzweise gelten lässt. „Die Aussage, das Niveau im Frauenfußball sei niedriger geworden, kann ich nicht nachvollziehen“, ärgert sich die Spielerin der SGM Oppenweiler/ Sulzbach und verweist zum Beispiel auf das Bezirkspokalfinale vor einigen Wochen, das sie und ihre Kolleginnen gegen Winnenden mit 2:0 gewannen: „Die Partie stand spielerisch und taktisch auf hohem Niveau.“ Zudem kamen stolze 800 Zuschauer, was rund um den Sportplatz in Nellmersbach für größere Parkplatznöte sorgte. Sich einerseits in Sonntagsreden zur Förderung des Frauenfußballs zu bekennen und andererseits solche Entscheidungen zu treffen, empfindet die 20-Jährige als „total widersprüchlich. Den Frauen sollten die gleichen Möglichkeiten wie den Männern geboten werden.“

Daher äußerten sie und ihre Mitstreiterinnen, aber auch Vertreter anderer Vereine beim jüngsten Endspiel die Bitte, den Beschluss rückgängig zu machen und künftig wieder in Großaspach um den Pokal kämpfen zu dürfen. Er habe das nochmals im Bezirksvorstand thematisiert und damit sein Versprechen eingelöst, sagt Patrick Künzer, der einst selbst Trainer im Mädchen- und Frauenbereich des FSV Weiler zum Stein war und dessen Töchter dem runden Leder nachrannten. Die Alternative, die Finals der Frauen, Männer und A-Junioren allesamt im Fautenhau durchzuziehen, sei aber einstimmig abgelehnt worden. Also bleibt zumindest im Jahr 2024 alles so, wie es ist, und danach werden die Karten aufgrund der Bezirksreform ohnehin völlig neu gemischt.

Darauf, dass beide Geschlechter bei den Verantwortlichen auf der Bezirks- und Verbandsebene denselben Stellenwert haben, pocht auch Janos Kovac. Zumal 800 Fans beim Finale der Frauen eindrucksvoll zeigten, „wie groß das Interesse sein kann“. Als Option betrachtet er es, analog zum DFB-Pokal mit dem Endspiel in Köln statt in Berlin ein eigenes Event zu etablieren. „Ich könnte mir auch vorstellen, es zum Beispiel bei uns im Etzwiesenstadion auszutragen“, fügt der Spielleiter der TSG Backnang nicht ganz uneigennützig hinzu. Ob dort oder anderswo: Im Prinzip ist Annika Maurer offen für den Vorschlag, in einem etwas kleineren und dafür gut gefüllten Stadion zu spielen, weil das eine tolle Atmosphäre garantiert.

Ihr Wunsch ist allerdings, dann auch größere Unterstützung vom WFV und „mehr mediale Aufmerksamkeit“ zu bekommen. Und noch etwas liegt der Spielerin der SGM Oppenweiler/Sulzbach in völliger Übereinstimmung mit anderen Vertretern des Frauenfußballs am Herzen: dass Relegationsspiele künftig auf neutralem Platz und nicht bei einer der beteiligten Mannschaften stattfinden. „Warum soll das bei den Frauen nicht funktionieren?“, fragt Annika Maurer und liefert die Begründung für die Forderung: „Der Heimvorteil macht doch etwas aus.“

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Aufrufe: 027.7.2023, 06:00 Uhr
Backnanger Kreiszeitung / Steffen GrünAutor