2024-04-25T14:35:39.956Z

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Nach zuletzt Stationen in Fürth und Neumarkt ist Dominic Rühl nun beim VfB Eichstätt in verantwortlicher Position.
Nach zuletzt Stationen in Fürth und Neumarkt ist Dominic Rühl nun beim VfB Eichstätt in verantwortlicher Position. – Foto: Johannes Traub

Eichstätt nach dem Abstieg: »Team hat mich beeindruckt«

Trainerurgestein Markus Mattes weg, aus der Regionalliga abgestiegen und dennoch herrscht beim VfB Eichstätt Aufbruchstimmung. Neu-Trainer Dominic Rühl im Interview...

Es hat wahrlich schon einfachere Aufgaben gegeben. Dominic Rühl hat den VfB Eichstätt übernommen - just nach dem Abstieg aus der Regionalliga. Das Viertliga-Aus fällt zudem mit dem Abschied von Urgestein Markus Mattes zusammen, der von 2014 bis eben diesem Sommer das Sagen hatte beim Neu-Bayernligisten. Trotz dieser Vorzeichen ist Rühl guter Dinge - auch und vor allem wegen der langsam aber sicher endenden Vorbereitung...

Dominic, wie enttäuscht bist Du, dass Du keinen Regionalligisten übernommen hast?
Enttäuschung war nie da. Letzten Endes hat sich die Mannschaft bei Vertragsunterschrift schon in den unteren Gefilden befunden. Und nachdem die Konstanz in den Ergebnissen fehlte, habe ich mich auf ein Abstiegsszenario gedanklich vorbereiten können. Obgleich der Abstieg natürlich bitter und unnötig war.

Nach starken Jahren in der 4. Liga war der Abstieg des VfB Eichstätt doch eine kleine Überraschung. Stmmst Du dem zu?
Ob der Abstieg nach der langen Zeit überraschend gekommen ist, können nur diejenigen beantworten, die über einen langen Zeitraum auch mit dabei waren. Aber ich glaube, dass es in Eichstätt jeder als Privileg und nicht als Selbstverständlichkeit gesehen hat, Regionalliga spielen zu können.

Wie würdest Du die Lage beim VfB nach dem Abstieg bezeichnen: Pure Trauer?
Natürlich waren vor allem einige Verantwortliche, die extrem viel ehrenamtliches Herzblut investieren, enttäuscht. Auch über das Verhalten einiger Spieler zum Saisonende, die dann den Verein verlassen haben. Aber das Trainerteam, die Verantwortlichen und vor allem der jetzige Kader haben gleich mit dem ersten Training wieder eine Aufbruchstimmung erzeugen können, was man auch in der täglichen Trainingsarbeit und den Testspielen wahrnehmen konnte.

Ist Eichstätt als Absteiger Aufstiegskandidat Nummer 1?
Ob wir Aufstiegskandidat Nummer 1 sind, liegt in der Wahrnehmung anderer. Wir werden uns uns auf das, was wir beeinflussen können, konzentrieren. Wir sind gut damit beraten, unserer jungen Mannschaft die Akklimatisierung an die neue Liga nicht durch das Vorgeben irgendwelcher Ziele zu erschweren.

Nicht nur der Abstieg musste verkraftet werden, auch der Abstieg von Trainerlegende Markus Mattes. Du bist sein Nachfolger. Wie groß sind seine Fußstapfen?
Der Erfolg der vergangenen Jahre in Eichstätt wird immer in Verbindung mit Markus Mattes stehen. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die es so auf diesem Niveau selten gibt. Nichtsdestotrotz gibt es für mich keinen Druck, in irgendwelche Fußstapfen zu treten. Zum einen bin ich nun auch schon einige Jahre auf dem Niveau und zum anderen bin ich ich. Ein Vergleich ist auch unfassbar schwierig, da Markus und ich als Trainerpersönlichkeit unterschiedlich sind. Auch wird es in der sportlichen Herangehensweise Änderungen geben. Am Ende des Tages will ich nur meinem eigenen Anspruch gerecht werden und das heißt: Neben dem maximalen Erfolg soll die Entwicklung der Spieler und der Mannschaft sichtbar sein.

Gute Vorbereitung - u.a. trotzte der VfB der Ingolstädter Drittliga-Truppe ein 1:1-Remis ab.
Gute Vorbereitung - u.a. trotzte der VfB der Ingolstädter Drittliga-Truppe ein 1:1-Remis ab. – Foto: @inkognitoingolstadt


Auch Eckpfeiler wie Johannes Golla, Julian Kügel und allen voran Fabian Eberle sind weg. Ist die diesjährige Mannschaft überhaupt noch vergleichbar mit der letztjährigen?
Die Mannschaft hat sich durch 17 Abgänge brutal geändert. Es gibt den ein oder anderen Abgang, der sicher schmerzlich ist - beispielsweise Fabian Eberle, den ich vor allem menschlich unfassbar schätze. Auf jeden Fall wird es eine komplett veränderte Mannschaft sein. Wir wollten Jungs dabei haben, die wieder das Verständnis dafür haben, in Eichstätt spielen zu dürfen und was es heißt, als Mannschaft zu brennen. Darauf habe ich bei den Gesprächen extrem geachtet und entsprechend Wert darauf gelegt, welche Werte die Jungs leben und was sie spielen möchte. Es wird wieder eine Mannschaft auf und dem neben Platz sein, die füreinander brennt und als Team erfolgreich sein will.

Ist das Team bereit für den Saisonstart?
Die Vorbereitung lief sehr gut. Die Jungs ziehen brutal mit. Das war wahrscheinlich die härteste Vorbereitung, die ich je einer Mannschaft abverlangt habe. Wir konnten im athletischen, spielerischen und taktischen Bereich einige Schritte nach vorne machen, aber sind definitiv noch nicht fertig. Das wäre auch utopisch zu sagen, dass man nach fünf Wochen Vorbereitung im Amateurenbereich in 19 Trainingseinheiten alle Bereiche schon perfekt abdecken könnte. Aber die Mannschaft hat mich schwer beeindruckt - egal ob bei den richtig ekelhaften Einheiten oder unkonventionellen taktischen Änderungen. Sie sind sehr willig, alles umzusetzen und ihnen gefällt das, was wir vorhaben. Alleine die vergangenen zwei Wochen haben die gute Entwicklung gezeigt. Wir hatten innerhalb von zehn Tagen sechs Trainingseinheiten und vier Spiele - darunter die Bretter mit den Ingolstädter Profis, Fortuna Köln und Pipinsried. Und wir haben die Jungs auch in Einheiten einen Tag vor den Kracher-Spielen richtig hart rangenommen. Sie haben es trotzdem geschafft, die Vorhaben richtig gut umzusetzen. Vor allem die Art und Weise der Testspiele schafft schon Vorfreude.

Werdet Ihr auf dem Transfermarkt noch einmal aktiv?
Ja, wir werden die Augen offen halten. Auf der Torhüter-Position und in der Offensive haben wir noch Bedarf. Wir hoffen, dass sich noch was ergibt. Ansonsten hat sich der Kader richtig gut entwickelt und es bestehen keine Baustellen.

Als ehemaliger Neumarkt-Trainer bist Du Insider der Bayernliga Nord: Wie ist diese Spielklasse im Vergleich zur Vorsaison zu bewerten?
Einige haben schon gesagt, dass es die stärkste Liga der vergangenen Jahre ist. Ich finde sie extrem spannend. Zwei Absteiger, mit Gebenbach, Eltersdorf und Abtswind letztjährige Top-Teams. Dazu mit Cham ein Team, das sich nochmal richtig gut verstärken konnte und einen guten 7. Platz erreichen konnte. Allen voran sehe ich heuer nicht wirklich klare Abstiegskandidaten. Bis auf Don Bosco Bamberg waren die letztjährigen Platzierungen am Tabellenende ein stückweit absehbar. Dieses Jahr aber definitiv nicht. Ich kann mir sowohl für oben als auch unten Teams vorstellen, die man aktuell in den Regionen überhaupt nicht auf dem Schirm hat.

Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft...
Wir freuen uns, dass es gleich mit Cham einen Auftakt geben wird, der uns einiges abverlangen wird. Wir wollen einfach die Prinzipien, die wir die vergangenen Wochen antrainiert haben auf den Platz bringen, füreinander einstehen und brennen - und vor allem extrem viel Spaß dabei haben.

Vielen Dank für das Interview - und wir wünschen eine erfolgreiche Saison!

– Foto: Johannes Traub

Aufrufe: 018.7.2023, 08:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor