Doppelter Spielabbruch, Polizeieinsatz: Was war in Reisbach los?

In der Partie war eine Menge Brisanz drin. Zweiter gegen Dritter, es ging um den Aufstiegs-Relegationsplatz. Reisbachs Abteilungsleiter Thomas Attenberger konnte aber zunächst nichts Bedenkliches feststellen: "Es war zwar wie erwartet das hitzige Spiel, aber alles im Rahmen. Die Fortuna-Fans machten im ersten Abschnitt tolle Stimmung und feuerten ihr Team lautstark an. So soll das eigentlich sein." Doch die Anhänger der Fortuna wollten nicht nur verbal auf sich aufmerksam machen - und die Probleme nahmen ihren Lauf!

In der Halbzeitpause zündeten bisher Unbekannte, die aber zweifelsfrei dem Lager der Fortunen zuzuordnen sind, mehrere Böller. Das Problem an der Sache: Auf dem Nebenplatz fand parallel ein C-Jugendspiel statt. Bereits nach dem ersten Kanonenschlag brach die Schiedsrichterin des Jugendspiels die Partie ab - zu gefährlich, denn der Böller detonierte direkt neben dem Spielfeld! Thomas Attenberger erlebte die Entwicklungen wie folgt: "Als der erste Böller in die Luft ging, dachte ich noch: Ok, einer ist keiner, hoffentlich bleibt`s dabei. Dann ging aber der zweite Böller hoch, und wir reden hier nicht von harmlosen Silvesterkrachern, das waren richtige Kanonenschläge. Der Schiedsrichter der Senioren-Begegnung wandte sich daraufhin an uns und forderte den Ordnungsdienst an. Wir sind dann zu den Fans und haben ihnen versucht klarzumachen, diesen Schmarrn zu unterlassen, ansonsten würde die Partie abgebrochen werden. Wir wurden zwar bepöbelt, aber dann blieb es Böller-mäßig ruhig. Weil die Partie im zweiten Durchgang immer hitziger wurde und sich die Stimmung hochschaukelte, entschlossen wir uns, die Polizei zu rufen. 'Safety first' war unsere Devise."

Allerdings hatte dann der Spielabbruch zwischen Reisbach und Fortuna Dingolfing nichts mit den Böllerwürfen zu tun. Das war wieder eine andere Geschichte. Beim Stand von 2:2 entschied Schiedsrichter Thomas Huber unmittelbar vor Schluss auf Freistoß Reisbach - der zum 3:2 führte. Aus Sicht der Fortunen war der Ball allerdings gesperrt. Weil der Treffer aber zählte, verließen die Gäste kurzerhand geschlossen den Platz - der Abbruch folgte! "Wir sind der Meinung, dass wir in der Szene ganz klar benachteiligt wurden. Der Schiedsrichter war gerade dabei, sich etwas zu notieren. Der Ball war gesperrt. Dann muss er auch den Mut haben, den Treffer zurückzupfeifen. Tat er aber nicht, deswegen haben wir uns dazu entschlossen, den Platz zu verlassen, weil es für uns keinen Sinn mehr hatte", sagt Fortuna-Coach und Ex-Profi Vitus Nagorny. Zu den Vorfällen rund um die Partie meint er: "Darauf haben wir als Mannschaft keinen Einfluß. Das sind alles erwachsene Menschen. Die einen wissen sich zu benehmen, wieder andere leider nicht."

Nach dem Abbruch versammelte sich laut Reisbachs Abteilungsleiter Attenberger ein Gruppe von "10 bis 15 Fortunen-Fans" vor dem Kabinentrakt. Zwei Polizisten waren bereits vor Ort, forderten allerdings noch einmal Verstärkung an. Anschließend wurde Schiedsrichter Thomas Huber von den Beamten in die Kabine und später zu seinem Auto begleitet. Auf dem Parkplatz ging später noch ein Böller hoch. "Ich möchte betonen, dass es zwischen den beiden Mannschaften eigentlich keine Probleme gegeben hat. Im Anschluss plauderten die Spieler untereinander, von Aggressivität keine Spur. Schade, dass es so gelaufen ist. Im Endeffekt tut es mir vor allem für die Kinder leid, deren Spiel abgebrochen werden musste. Und ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist", resümiert Attenberger.

Wie es jetzt weitergeht? Durch das Verlassen des Spielfelds vor Abpfiff provozierte Fortuna Dingolfing einen Spielabbruch. Das ist es nun ein Fall für das Sportgericht. Alfred Brumbauer, Spielleiter der A-Klasse Landau, war am Donnerstagabend eher zufällig vor Ort: "Die Sachlage ist klar. Jeder kann sich ausdenken, wie jetzt entschieden wird. " Der TV Reisbach wird am grünen Tisch die drei Punkte zugesprochen bekommen nach einem denkwürdigen Fußballabend, der sich in der Form hoffentlich nicht wiederholen wird.