2024-05-08T14:46:11.570Z

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Hoch mit dir: WSV-Keeper Marco Diroma hilft Matthias Vogt auf die Beine. 
Hoch mit dir: WSV-Keeper Marco Diroma hilft Matthias Vogt auf die Beine.  – Foto: Oliver Rabuser

„Drei Joker, aber alle versemmelt“: Im Endspurt geht die Luft aus beim WSV Unterammergau

Nach Niederlage gegen DJK Waldram bleibt WSV in der Kreisklasse

Der Weg war lang und am Ende leidvoll. Auf dem letzten Teilabschnitt einer fortwährend prosperierenden Spielzeit stachen die Trümpfe plötzlich nicht mehr, ließ der WSV Unterammergau irgendwo in einem unbemerkten Moment die zuvor so impulsive Überzeugung liegen, in die Kreisliga vorstoßen zu können.

Unterammergau – „Wir hatten drei Joker, haben die aber alle versemmelt“, benennt WSV-Sprecher Ludwig Hutter die Fakten – Direktaufstieg plus zwei Relegationsrunden. Unterm Strich steht die nüchterne Erkenntnis, dass für den großen Wurf der Saisonepilog nicht stichhaltig genug war.

Dass der WSV nicht nach der regulären Saison bereits feiern konnte, war freilich unglücklich, gleichzeitig aber auch der erste Schwinger ins moralische Kontor des Teams. Denn Zweifel am Aufstieg waren lange Zeit nicht vorhanden. Die Mannschaft hat sich als Benachteiligter der Quotientenregelung im vergangenen Sommer etwas vorgenommen und diesen Plan stringent verfolgt. Zunächst schien keiner der Verfolger mithalten zu können. Blickte man zu Beginn auf Kreisliga-Absteiger SV Uffing, schweifte der Blick allmählich über den ASV Eglfing hin zum SV Münsing, dessen Hartnäckigkeit letztlich überraschte. Doch die Ammerlander sind verdient aufgestiegen, weil sie seit Oktober kein Match mehr verloren und in Ralf Zahn einen langgedienten Trainerfuchs an der Seitenlinie stehen haben.

Bitter: WSV verpasst den Aufstieg, der Sportliche Leiter Ludwig Hutter zieht dennoch seinen Hut vor dem Team. 
Bitter: WSV verpasst den Aufstieg, der Sportliche Leiter Ludwig Hutter zieht dennoch seinen Hut vor dem Team.  – Foto: Oliver Rabuser

WSV Unterammergau: Fitnessdefizite im Saisonfinale

In Qualitätsfragen hätte der WSV fraglos Paroli bieten können. Doch mehrten sich zur Rückserie kleinere Blessuren, die in Summe den auf Kraft und Leidenschaft basierenden Fußball der Unterammergauer entscheidend schwächten. Josef Thiermeyer sah „hauptsächlich die Physis“ für den Abwärtstrend verantwortlich. „Am Ende waren wir nicht fit genug“. Leonhard Gansler veranschaulichte die Problematik am Aushängeschild der Ammertaler. Vor der Winterpause traf Ferdinand Brauchle nach Belieben und 18-mal ins Schwarze. 2022 gelang dem Torjäger gerade noch die Hälfte der Ausbeute. „Kommt ja nicht von ungefähr“, sagt der Abteilungsleiter mit Blick auf die bunten Kinesiologie-Tapes an Brauchles Oberschenkel. Die Wirkung eines eingeschränkten Torgaranten ist erheblich. Tobias Speer versuchte zuletzt, Brauchle nach Leibeskräften zu unterstützen. Robin Reiter, der noch am ehesten das Zeug zum Unterschiedsspieler hat, agierte in der Relegation von der Sechserposition. „Er kann das Spiel da am besten ordnen“, erläutert Thiermeyer.

Enttäuscht aber gefasst: Josef Thiermeyer (r.) und Martin Grotz nach der Niederlage gegen Waldram.
Enttäuscht aber gefasst: Josef Thiermeyer (r.) und Martin Grotz nach der Niederlage gegen Waldram. – Foto: Oliver Rabuser

Die junge Garde indes stieß im Nevenroulette an ihre Grenzen. „Uns fehlen Kaltschnäuzigkeit und Durchschlagskraft“, stellt Keeper Marco Diroma fest, „aber auch Erfahrung“. Ein Strafstoßtreffer in den drei Relegationspartien rechtfertigt keinen Aufstieg. „Du musst halt Tore machen, wenn du rauf willst“, betont Gansler. „Mithalten und bestehen können wir, aber Waldram war viel effektiver“, ergänzt der Spartenchef. Wobei der Einwurf erlaubt sein muss, dass aufgrund von Anspannung und Bedeutung keines der drei Ausscheidungsspiele auch nur annähernd etwas mit handelsüblichem Kreisliga-Fußball gemein hatte.

Thiermeyer bleibt auch nächste Saison Trainer

Für die Ammertaler heißt es jetzt: Wunden lecken und sich nach den Urlaubswochen wieder finden. Die Frage nach dem sofortigen Neuangriff wollte Thiermeyer kurz nach der Niederlage nicht beantworten. „Jetzt müssen wir erst durchschnaufen und runterkommen.“ Komplett verneinen wird er sie mit frischen Akkus gewiss nicht. Der Ehrgeiz, mit diesem „coolen Haufen“ etwas Einmaliges zu erreichen, ist ungebrochen. Und auf ewig wird Thiermeyer nicht Cheftrainer der Ersten sein. „Die nächste Saison mach ich auf jeden Fall noch“, ließ er vergangene Woche wissen. Orientieren und motivieren wird sich der Coach mitunter am Urteil von Klublegende Hutter: „Für uns geht keine Welt unter. Wir haben in der zweiten Halbzeit alles gegeben – Hut ab vor dieser Mannschaft.“

Aufrufe: 010.6.2022, 06:53 Uhr
Oliver RabuserAutor