2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Dino Mahmutovic
Dino Mahmutovic – Foto: FC Jeunesse Junglinster

Dino Mahmutovic: „bin noch ein unbeschriebenes Blatt“

Im Winter wechselte ein Luxemburger aus Junglinster zu "TeBe" Berlin. FuPa hat mit ihm gesprochen.

Dino, du bist seit Anfang Januar bei „TeBe“. Wie hast du dich bisher eingelebt und wie wurdest du aufgenommen?

Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, ich habe bereits gute Verbindungen zu einigen Spielern, mit denen ich nach dem Training etwas unternehme. Wir verstehen uns gut, erste Freundschaften entwickeln sich. Wir haben herausgefunden, dass einige früher mit anderen, gemeinsamen Bekannten zusammenspielten, die Welt ist klein.

Richtig einleben konnte ich mich aber noch nicht, da ich noch keine eigene Wohnung beziehen konnte. Wir, d.h. der Verein, mein Berater und ich selber, sind noch auf der Suche nach einer passenden Bleibe. Diese Wohnungssuche geht mir noch viel durch den Kopf und bringt auch etwas Stress mit sich. Die Situation ist nicht einfach, aber es wird alles versucht.

Kannst du uns kurz erklären, wie dieser dann doch eher ungewöhnliche Wechsel zustande kam?

Vor dem Jahreswechsel teilte ich meinem Berater mit, dass ich wieder nach Deutschland wechseln wollte. Ich vermisste die Struktur, die Disziplin, die gute Organisation im Fußball, einfach das Professionelle, das man von dort kennt. Ich denke nämlich, dass ich mich durch diese Punkte besser entwickeln kann. Er begab sich dann auf die Suche, es gab auch einige Absagen bis er mich an einem Montag fragte, ob ich bereit sei, meine Koffer zu packen. Auf meine Frage, wo es hingehen würde, sagte er mir, nach Berlin.

Ich begab mich dann für drei Tage in die deutsche Hauptstadt, absolvierte dort drei Probetrainings. Danach teilte Tennis Borussia meinem Berater mit, dass man mich verpflichten möchte. Ab da ging alles sehr schnell, es ist für mich aber eine große Gelegenheit. Ich wollte immer an diesen Punkt kommen, dafür habe ich stets hart trainiert. Jetzt muss ich schauen, wieweit ich komme und wie viel von meinen Vorstellungen ich noch weiter umsetzen kann.

Wie schätzt du das Spielniveau zwischen deinem neuen Verein und deinem letzten, Junglinster, ein?

Es ist ein sehr großer Unterschied, allein schon wenn ich mir die Highlights auf Youtube anschaue und die Stadien sehe wie z.B. bei Energie Cottbus oder auch in Chemnitz und Leipzig. Das Spiel an sich ist viel schneller, es ist robuster, es bleibt dir nicht viel Zeit, man muss schnell im Kopf sein. Die Qualität ist da, vieles ist zudem sehr professionell. Die Regionalliga Nordost wird vom Niveau her sehr stark eingeschätzt, da die Vereine aus dem oberen Tabellendrittel quasi alle voll-professionell aufgestellt sind. Eine gewisse Härte hat ihre Daseinsberechtigung, Alibis und Ausreden gelten in dieser Liga nicht.

Die Voraussetzungen bei beiden Clubs sind ähnliche, beide stecken im Abstiegskampf. Wie will dein Berliner Trainergespann es angehen, auch kommende Saison noch in der Regionalliga zu spielen?

Unser Trainer (d.Red.: Christopher Brauer) sagte von Beginn an klar, dass im Fußball alles möglich sei und wir in der Liga bleiben können. Die Maxime lautet aber eher, dass wir als Mannschaft alles aus uns herausholen, dass wir uns nicht zu viel Druck machen und das vergessen, was hinter uns liegt. Er fordert auf dem Platz Einstellung und Haltung, wir müssen unser Äußerstes auf dem Platz geben.

Welche Rolle wirst du dabei übernehmen?

Nach dem angesprochenen Probetraining teilte man mir mit, dass ich über die geforderte Qualität verfügen würde. Was ich mitbringe klang für den Verein interessant, jetzt müssen wir schauen, wie es weitergeht. Ein besondere Rolle wurde mir aber nicht zugewiesen, da ich ja gewissermaßen noch ein unbeschriebenes Blatt bin. Ich kann TeBe helfen, aber TeBe kann mir auch helfen und wenn alles gut verläuft, werden alle davon profitieren.

Du warst in etlichen Jugendauswahlen der FLF, hast ein U18-Länderspiel für Luxemburg bestritten. Gibt es mit deinem Wechsel zu Tennis Borussia wieder Ambitionen auf eine Rückkehr in ein FLF-Trikot?

Ich war mein ganzes Leben lang in der Ausbildung bei der FLF. Ich habe mein Leben tatsächlich dort verbracht, habe täglich dort trainiert. Zu der Zeit, als ich für Wiltz in der BGL Ligue 21 Spiele absolvierte hegte ich die Hoffnung, eventuell wieder in die luxemburgische U21 berufen zu werden, doch das kam leider nie zustande.

Aber um auf die Frage zu antworten: klar, die Ambitionen bestehen noch. So freue ich mich z.B. stets über die Jungs, die ich noch von früher kenne und mit denen ich meine Jugend verbracht habe, wenn sie internationale Auftritte mit Luxemburg haben, denn für eine Nationalmannschaft aufzulaufen ist stets etwas Gutes.

Wenn man das Konzept des luxemburgischen Verbandes näher betrachtet, dann scheint es offensichtlich, dass man versucht so viele Spieler in ausländischen Vereinen unterzubringen, wie nur möglich. Über einen kleinen Umweg würdest du diese Anforderungen nun auch erfüllen. Denkst du aufgrund deines Wechsels zu Tennis Borussia Berlin wärst du wieder näher an einer FLF-Auswahl dran?

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Es sind ja bereits sehr viele Spieler in Vereinen außerhalb Luxemburgs untergekommen. Ob man mich jetzt hinzuzählt oder nicht, das hängt vom Verband ab. Ich konzentriere mich nicht darauf, da ich seit einiger Zeit nicht mehr berufen wurde. Wenn man mich wieder rufen sollte, würde ich mich natürlich freuen und dann werde ich auch alles für das Land geben, das mir selber auch alles gegeben hat. Wenn das nicht klappen sollte ist das zwar Schade, aber ich werde dann weiter meinen eigenen Weg gehen.

Du hast in deinem jungen Alter immerhin schon 30 Spiele in der BGL Ligue absolviert, warst zuletzt aber „nur“ bei einem Verein in der Ehrenpromotion verpflichtet. Wie kam es dazu, dass du eine Etage tiefer in die zweite luxemburgische Liga gewechselt bist?

Während meiner ersten Saison in Wiltz bekam ich viele Einsätze, ich war in einem guten Rhythmus. Es gab verschiedene Umstände, u.a. zahlreiche Transfers, die dazu führten, dass sich die Zahl meiner absolvierten Begegnungen reduzierte. Daraufhin wechselte ich nach Hostert, wo es ebenfalls nicht einfach war, immerhin konnte ich aber auch dort noch einige Spiele bestreiten. Ich sagte mir dann aber, dass es für mich selber besser sei, einen Schritt zurück zu machen, um später wieder nach vorne zu kommen.

D.h. es war eine bewusste Entscheidung, um sich selber wieder neue Perspektiven zu eröffnen?

Ich wollte einfach wieder spielen und wissen, weshalb ich unter der Woche trainiere. Ich wollte mich auf dem Platz selber belohnen. Es gab eine Zeit, in der ich daran dachte, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, weil vieles nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte, obschon ich sehr viel in den Fußball investiert hatte. Es ging viel Zeit drauf, da ich auch außerhalb des Platzes viel individuell trainiere und auf der anderen Seite gab mir der Fußball zum damaligen Zeitpunkt nicht das zurück, was ich mir erwünscht hatte.

Umso positiver gestaltet sich dann jetzt dein Wechsel zu einem Verein wie TeBe Berlin.

Ja, insbesondere da ich eigentlich immer damit geliebäugelt hatte, einmal in Berlin zu studieren. Damals klappte es wegen dem Fußball nicht, da ich in Berlin keinen Club gefunden hatte und ich den Fußball dann doch nicht aufgeben wollte. Ich begann mein Studium schließlich in Luxemburg und jetzt bin ich wegen dem Fußball in Berlin! Ich bin nur noch nicht sicher, ob ich mein Studium jetzt in Berlin fortsetzen werde, da noch nicht klar ist, wie lange ich überhaupt hier bleiben werde. Mein Vertrag läuft zunächst nur bis Ende der laufenden Saison. Wenn ich darüber hinaus in Berlin Fußball spielen könnte, würde ich die Studien natürlich hier fortführen.

Dino, vielen herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute in Berlin!

Aufrufe: 019.2.2023, 09:30 Uhr
Paul KrierAutor