2024-05-02T16:12:49.858Z

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Baumberg will wieder eine gute Rolle spielen.
Baumberg will wieder eine gute Rolle spielen. – Foto: Patrik Otte

Die Ziele von Ratingen, Monheim und Baumberg

Die Pause war kurz, ab Sonntag kommen 40 Spieltage. Die Trainer Dennis Ruess, Salah El Halimi und Martin Hasenpflug geben einen Überblick.rn

Rund zwei Monate nach dem Ende der Aufstiegsrunde rollt in der Oberliga an diesem Wochenende wieder der Ball. Sowohl der 1. FC Monheim (FCM) als auch die Sportfreunde Baumberg (SFB) gehen mit einigen neuen Spielern an den Start. Während die SFB am Sonntag (15 Uhr) mit einem Heimspiel an der Sandstraße gegen den FSV Duisburg starten, ist der FCM am ersten Spieltag gleich beim VfB Hilden (15.30 Uhr) gefordert.

Vorbereitung Nach zuletzt zwei von der Pandemie geprägten Vorbereitungen bewertet FCM-Coach Dennis Ruess den Weg in die neue Saison gemischt. „In den vergangenen beiden Jahren hatten wir jeweils mehr Zeit, die Spieler wieder an die Belastung heranzuführen. Dieses Mal war es ein bisschen anders. Die Jungs hatten nur 14 bis 16 Tage frei, ehe schon unser Testspiel gegen den VfL Bochum anstand.“ So sei nur wenig Zeit für Regeneration geblieben. „Die Pause war kurz, trotzdem hatten wir etwas aufzuholen, was die Fitness angeht – und deswegen haben wir an dieser Schraube sofort gedreht.“ Durch Urlaube, Verletzungen und Krankheit war die Mannschaft zudem fragmentiert. „Wir hatten nicht immer alle Spieler beisammen, aber es gab keine andere Möglichkeit“, betont Ruess. „Vieles konnten wir nicht beeinflussen. Mit dem Willen und der Leidensfähigkeit in den intensiven Einheiten war ich sehr einverstanden, in den Testspielen hat man aber auch gesehen, dass wir inhaltlich noch etwas zu tun haben.“ Vor allem die Konteranfälligkeit und das Verhalten in Pressing- und Gegenpressing seien zwei Punkte, an denen es bei den Monheimern zu arbeiten gelte. „Die Ergebnisse in den Testspielen sind für uns sekundär. Das hat nicht an unserem Selbstbewusstsein gekratzt. Wichtig ist, dass wir die richtigen Erkenntnisse daraus ziehen und sie nutzen, um uns zu verbessern“, sagt Ruess.

Ungeschlagen ist derweil Lokalkonkurrent Baumberg durch die Vorbereitung gekommen. Vier der fünf Testpartien konnte das Team von Salah El Halimi für sich entscheiden, eine Begegnung endete mit einem Remis. Rundum zufrieden ist der Trainer aber nicht. „Die Ergebnisse waren zwar positiv, insgesamt war die Vorbereitung aber durchwachsen“, sagt er. Dem Übungsleiter fehlten aufgrund von Verletzungen aus der Vorsaison sowie Urlauben etliche Spieler, sodass bei der Gestaltung der Einheiten kreativ geplant werden musste. „Effektiv hatten wir zudem nur vier Wochen, um uns auf die neue Saison vorzubereiten“, sagt der Coach. Mannschaftstaktische Elemente seien daher zwangsläufig etwas zu kurz gekommen. Die neuformierte Viererkette müsse zum Beispiel erst noch aufeinander abgestimmt werden. „Wir wissen, dass wir daran noch länger arbeiten werden“, betont El Halimi. Ein Spieler, der sich in der Vorbereitung besonders hervorgetan habe, ist El Halimi nicht aufgefallen. „Aber Panagiotis Koukoulis, der aus Cronenberg gekommen ist, macht es in der Abwehr schon richtig gut.“

Kader Mit Blick auf seine Elf ist FCM-Coach Ruess sehr zufrieden. „Es macht unheimlich Spaß, mit den Jungs zu arbeiten“, sagt er. „Die Idee, frischen Wind in die Mannschaft zu bringen, war der richtige Weg. Unser vorher schon gesundes Gesamtgefüge ist noch gesünder. Es sind einige dabei, die sehr viel mitbringen und entwicklungsfähig sind.“ In Ali Gülcan (23 Jahre), Robin Schnadt (22), Imran Ali (20) Matthias Wybierek (19), Nabil El Marhoumi (19) und Kevin Kussunga (18) gebe es viele junge Akteure mit viel Potenzial. „Es ist aber auch klar, dass sie noch den einen oder anderen Fehler machen werden. Das muss ich als Trainer akzeptieren, und sie müssen daran arbeiten – und das wollen sie.“ Zusätzlich zu den Jungspunden gebe es noch eine Reihe erfahrener Kräfte im Team. „Wir haben sportlich wie menschlich gute Griffe gemacht.“ Mit dem 27-jährigen Ricardo Antonacci sei zudem ein Spieler mit Führungsqualitäten zu den Monheimern gestoßen, der den Abgang von Bahadir Incilli (Karriereende) als einer der Köpfe des Teams kompensieren könne. „Er hat über 200 Spiele in der Regionalliga Südwest hinter sich und ist einer, der auch im Training seine Mitspieler anschiebt, anstachelt, motiviert.“ Hinzu kommen Tim Klefisch und Marco Lüttgen, die zwar noch jung, aber vergleichsweise erfahren sind. „Das ist zusammen mit den Etablierten, die schon länger bei uns sind, eine ausgewogene Mischung.“

Wie stark der neue Kader der Sportfreunde ist, kann auch der Coach der Baumberger aktuell nur schwer einschätzen. „Wir sind jünger, variabler und dynamischer geworden“, sagt El Halimi, „aber uns fehlt es noch an Ausstrahlung und individueller Qualität.“ Durch den Abgang von Alon Abelski zu Sparta Bilk ist im Zentrum ein großes Vakuum entstanden. Der Mittelfeldspieler war Dreh- und Angelpunkt im System der Baumberger. „Unser Spiel war auf ihn zugeschnitten. Nicht umsonst hatte er die meisten Scorerpunkte“, betont El Halimi. Hinzu kommt, dass mit Ivan Pusic und Sercan Er zwei weitere erfahrene Kräfte aufgrund von Verletzungen langfristig fehlen werden. Auch für den Außenbereich vermisst der Trainer derzeit die Alternativen. „Wir müssen unser Spiel umstellen. Dass wir nun nicht mehr von einem oder wenigen Spielern abhängig sind, ist eine neue Stärke.“

In dieser Woche haben die SFB zudem die Verpflichtung von Subaru Nishimura bekanntgeben. Von Cerezo Osaka, wo er schon Erfahrungen in der dritten japanischen Liga gemacht hat, wechselt der 19-jährige Innenverteidiger an die Sandstraße. „Wir werden noch sehr viel Freude an ihm haben. Die Zuschauer werden nicht lange warten müssen, bis sie ihn spielen sehen“, frohlockt El Halimi.

Favoriten Schwächer geworden ist die Oberliga Ruess zufolge nicht. Durch Absteiger KFC Uerdingen sei eine Mannschaft dabei, die mit aller Gewalt wieder aufsteigen wolle und auch die Mittel dazu habe. „Auch bei der SSVg Velbert dürfte sich die Zielsetzung für die Saison nicht groß verändert haben. Sie bringt viel mit, spielt seit Jahren oben mit, hat den Aufstieg nur knapp verpasst und Gegebenheiten vor Ort, die für die Regionalliga passen würden.“ Bei Uerdingen müsse man indes abwarten, wie sich das Team entwickle. „Viel zu investieren ist keine Garantie für eine erfolgreiche Saison. Es müssen schon sehr viele Faktoren zusammenkommen, um aufzusteigen. Außerdem wird es sicher wieder eine Überraschungsmannschaft geben, die sich oben festspielt.“ In der vergangenen Spielzeit sei das der spätere Vizemeister VfB Hilden gewesen, der am Sonntag Auftaktgegner der Monheimer ist. „Ich denke, dass sich drei oder vier Teams oben tummeln und um den Aufstieg spielen werden. Wenn man sich die vergangene Rückrunde der Baumberger anschaut, ist ihnen auch zuzutrauen, dass sie eine Rolle bei der Vergabe der vorderen Plätze spielen können. Das Potenzial dazu haben sie“, urteilt Ruess.

Auf der anderen Seite des Kielsgrabens peilt man eine Platzierung unter den ersten sieben Mannschaften der Liga an. Zu den heißesten Anwärtern auf den Sprung in die 4. Liga zählt El Halimi wie auch sein Trainerkollege Ruess die SSVg Velbert und den KFC Uerdingen – und Ratingen 04/19. Auch der VfB Hilden und der TVD Velbert sind in den Top Fünf des Baumberger Trainers.

Erwartungen „In erster Linie will ich sehen, dass wir uns nicht mehr selbst im Weg stehen. Die Platzverweise in der vergangenen Saison waren völliger Nonsens. Das können wir uns in der Liga nicht erlauben“, betont FCM-Trainer Ruess. „Für mich ist wichtig, dass wir die inhaltlichen Themen, die wir uns erarbeiten, auch umsetzen und zeigen, was wir können.“ Wenn das gelänge, komme der FCM relativ früh in sichere Fahrwasser. „Wir wollen uns im oberen Tabellenmittelfeld platzieren, irgendwo zwischen Platz vier und acht. Das Entscheidende ist aber, dass wir schnell in einen Rhythmus kommen und unsere Punkte holen. Dann stehen wir auch schnell da, wo wir hinwollen. Aber das müssen wir uns erarbeiten. Die Voraussetzungen für eine gute Saison sind erfüllt, die Bedingungen und die Infrastruktur sind gut, aber wir müssen liefern. Das haben wir letztes Jahr nicht immer gemacht.“ Allerdings: „Die Siegesserie im Oktober 2021 hat gezeigt, zu was wir in der Lage sind, wenn wir unseren Rhythmus gefunden und dazu noch wenig Ausfälle haben. Das oberste Ziel ist aber, dass wir die Bereitschaft haben, anzupacken und umzusetzen.“

Baumbergs Übungsleiter El Halimi wünscht sich von seiner Elf eine ähnliche Einstellung und Flexibilität wie in der Schlussphase der vergangenen Saison. „Wir haben das Potenzial, unter den ersten sieben Teams zu landen, und das ist auch unser Ziel. Wichtig wird aber auch sein, dass wir die Zugänge weiter integrieren. Wir wollen noch flexibler werden und das mit weiterhin attraktivem Fußball. Das ist uns in den vergangenen Jahren gut gelungen“, betont El Halimi. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, sei es nötig, die Zahl der Gegentore zu verringern. „Wir wollen weiter offensivstark bleiben, aber eben so, dass die Defensive nicht darunter leidet. Im Winter können wir ein Fazit ziehen, ob das funktioniert hat.“

Auftakt „In Hilden haben wir direkt eine richtig knackige Aufgabe zum Start“, sagt Ruess. „Es geht voll los, wir haben keine Chance, uns locker einzugrooven. Hilden ist extrem heimstark und strotzt durch die wahnsinnig gute Vorsaison – das muss man einfach so anerkennen – vor Selbstvertrauen. Die Ansprüche des VfB haben sich sicher nicht verkleinert, dazu hat er ein paar gute Zugänge. Es wird nicht leicht, aber wir wissen, was auf uns zukommt.“ Allerdings plagen Ruess einige Personalsorgen. Roberto Guirino ist zwar nach seiner Verletzung und Operation an der Schulter, die ihn schon weite Teile der vergangenen Rückrunde außer Gefecht setzte, wieder im Teamtraining, aber noch keine Option für den Spieltag. Gleiches gilt für Dennis Ordelheide (muskuläre Probleme) und Marcel Evertz (Schambeinentzündung). Hinter den angeschlagenen Tobias Lippold und Tim Klefisch steht ein Fragezeichen, ebenso bei Philip Lehnert, der aber nach überstandenem Innenbandriss zumindest wieder im Kader stehen könnte.

Hinsichtlich des Auftaktprogramms der Sportfreunde ist Baumbergs Coach durchaus zufrieden. „Das ist viel besser als im letzten Jahr, als wir direkt gegen die Aufstiegsfavoriten ranmussten“, betont El Halimi, der gedanklich schon acht Startplätze für den Auftakt vergeben hat. Der erste Gegner aus Duisburg habe seiner Meinung nach ein Team, das nur schwierig einzuschätzen sei. „Wir dürfen sie nicht unterschätzen, müssen früh ins Spiel finden, Fehler vermeiden und geduldig bleiben.“ Am zweiten Spieltag sind die Baumberger beim TVD Velbert gefordert, am dritten empfangen die Sportfreunde Union Nettetal. „Der TVD gehört zu den Top-Teams, Nettetal wird sich wohl im Mittelfeld der Tabelle einordnen. Da ist von allem etwas dabei.“ Langfristig verletzt fehlen den SFB Sercan Er (Kreuzbandriss), Ali Daour (Meniskus-OP), Tim Knetsch (Knorpelschaden), Kosi Saka (Faserriss), Patrick Salata (Haarriss im Knöchel), Ivan Pusic (gesundheitliche Probleme) und Luka Geishauser (Leistenbruch). Auch Eren Taskin (Knieverletzung), Nahum Ghebressulasie (Schienbeinentzündung), Kisolo Deo Biskup (Urlaub) und Baris Sarikaya (Rotsperre) sind beim Auftaktspiel nicht dabei.

Ratingen 04/19 In der offiziellen Sprachregelung hatte das Ziel der Ratinger für die neue Saison so gelautet: „Wir wollen den Abstand zu den Top Drei verringern.“ Gemeint waren da Aufsteiger 1. FC Bocholt, Vizemeister VfB 03 Hilden und die SSVg Velbert, die letztlich das Aufstiegsrennen mit großem Abstand unter sich ausmachten. Nun ist aber Martin Hasenpflug aus dieser offiziellen Sprachregelung ausgebrochen: Der Trainer gibt als Ziel Platz eins aus und erklärt unserer Redaktion: „Es kann sein, dass der eine oder andere davon überrascht war, weil man es von Ratingen nicht gewohnt ist, dass so ein Saisonziel formuliert wird. Das ist ja nicht das vom Verein ausgegebene Ziel, sondern mein persönliches, und ich weiß, dass das ambitioniert ist.“

Da die Ratinger 15 Spieler halten konnten und neun Zugänge – davon sechs Offensivkräfte um den ehemaligen Liverpooler Samed Yesil – verpflichten konnten, sieht Hasenpflug sein Ziel als realistisch an. „Für jeden Spieler ist der Konkurrenzkampf größer geworden, auf allen Positionen“, sagt er. Der Trainer betont immer wieder, dass er angesichts von 40 Partien in der Saison jeden Spieler brauchen werde. „Es wird eine intensive Saison mit vielen Spieltagen und vielen Englischen Wochen. Ich denke aber, dass sie spannender und interessanter als die letzte wird, weil ich nicht sehe, dass zwei, drei Mannschaften davonziehen, sondern dass es ausgeglichener zugehen wird“, sagt Hasenpflug. Auch nicht der KFC? „Nein, das sehe ich auch nicht. Uerdingen hat super Spieler, aber auch einen komplett neuen Kader, der erst einmal zusammenwachsen muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der KFC am Ende 20 Punkte Vorsprung hat.“

Hasenpflugs eigener Kader steht zum Auftakt beim neuformierten TSV Meerbusch auf dem Prüfstand und muss sich indes auch noch weiter finden. „Wir haben viele Abläufe schon gut einstudiert, aber ich sehe uns erst bei 70 bis 80 Prozent. Das Ziel muss sein, dass wir ab dem zehnten Spieltag auf unserem Top-Niveau sind. Wenn die halbe Mannschaft neu ist, geht das nicht in fünf Wochen“, sagt der Coach.

Aufrufe: 06.8.2022, 18:00 Uhr
RP / Amend, Audersch und BergmannAutor