
Der TSV Elstorf dominiert die Bezirksliga Lüneburg 2 als ungeschlagener Tabellenführer. Trotzdem sitzt dem Ligaprimus mit dem VfL Westercelle ein Verfolger noch mit fünf Zählern Rückstand im Nacken. Im FuPa-Interview zieht Elstorfs Cheftrainer Michel Welke ein Zwischenfazit, verrät welche Schritte sein Team für die Landesliga noch gehen muss, und gibt exklusive Einblicke in die Kaderplanung.
FuPa: Michel, Du hast dich im Sommer einer sehr umfangreichen Aufgabe gestellt, für die es viel Herzblut und Leidenschaft braucht. Wie viel ist von der Anfangseuphorie für das Projekt noch da?
Michel Welke: Tatsächlich wahnsinnig viel. Ich habe schon auch gemerkt, dass es notwendig war, auf einem absolutem High-Energy-Level zu performen. Ich habe das aber auch wirklich gerne gemacht und es fällt mir leicht, weil ganz viele Menschen in diesem Verein so unterwegs sind. Trotzdem tut die Pause gut, um die Akkus aufzuladen. Die Euphorie, auch weil wir die Ergebnisse einfahren und erfolgreich sind, ist aber auf jeden Fall noch da.
FuPa: In einem sehr breiten Kader musst Du auch immer wieder einige Jungs aus dem Kader streichen oder zur Kreisliga-Mannschaft schicken. Da wäre es doch nur logisch, dass Ihr auch einige unzufriedene Spieler in Euren Reihen habt.
Michel Welke: Ich möchte mich auch nicht davon frei machen, dass es ein oder zwei unzufriedene Spieler gibt – mehr sind es aber eben nicht. Wir haben bei fast allen geschafft, dass es vom Mindset eher ein „bei der Zweiten aushelfen Dürfen“ als ein „Müssen“ ist. Ich habe den Jungs versprochen, dass die Karten in der Vorbereitung neu gemischt werden. Wir haben niemanden verloren, dass er im Winter geht aber auch gemerkt, dass einige wenige vielleicht nur noch zu 95 Prozent dabei waren. Ich erhoffe mir, dass wir das im neuen Jahr wieder umdrehen können.
FuPa: Ihr seid von Anfang an als Gejagte in die Spielzeit gegangen und habt diese Aufgabe bislang ungeschlagen gemeistert. Warum hat diese Favoritenrolle die Mannschaft nicht überfordert?
Michel Welke: Weil die Qualität auch in der Breite einfach brutal da ist – das merken wir immer wieder. Wir sind nicht von drei, vier Spielern abhängig, sondern können es im Kollektiv sehr gut auffangen, wenn mal ein paar Jungs fehlen. Außerdem hat jeder Einzelne die Bereitschaft und die Gier, dass wir unsere Serie halten. Mit einem 0:0 in Egestorf sind wir nicht zufrieden, bekommen aber eben auch keinen Umschalter, durch den wir so ein Spiel verlieren. Eine Woche später haben wir gesehen, dass es auch anders hätte laufen können (Anm. d. Red.: Verfolger Westercelle verlor in Egestorf 0:2).
FuPa: Du sprichst das Egestorf-Spiel an – dass ihr gegen eure direkten Verfolger zuletzt drei Mal torlos Unentschieden gespielt habt, ist vielleicht das einzige Manko eurer bisherigen Saison. Wie sehr stört es Euch, dass Ihr Eure Dominanz in diesen Spielen nicht auf die Ergebnistafel gebracht habt?
Michel Welke: Dafür müssen wir schon die einzelnen Spiele betrachten. Westercelle war für uns als Mannschaft das erste Spiel, wo wir noch ein anderes System gespielt haben und noch nicht so weit waren, wie wir es jetzt sind. Wir sind damals für den Moment nicht unzufrieden nach Hause gefahren. Gegen den BFC (Anm. d. Red.: Buchholzer FC) war es dann schon anders, weil wir es verpassen das Spiel zu öffnen. Die Saison hat gezeigt, wenn wir dann in Führung gehen, dass es meistens auch deutlich geworden ist. Gegen Buchholz und Egestorf haben wir die Chancen dazu nicht genutzt und dann wird es natürlich schwerer.
FuPa: Die Winter- ist mittlerweile ja wesentlich länger als die Sommerpause. Anschließend steht direkt das Nachhol-Spitzenspiel gegen Westercelle an. Worauf kommt es in der Vorbereitung an, um Euren Lauf im neuen Jahr fortzusetzen?
Michel Welke: Es ist zunächst einmal total schade, dass wir nicht vor drei Wochen gegen Westercelle spielen konnten. Beide Mannschaften waren im Flow, hatten den vollen Kader zur Verfügung und eine Siegesserie im Rücken. Es wäre ein Duell auf Augenhöhe gewesen. Dass es nun direkt das erste Spiel nach der Winterpause ist, wo in der Vorbereitung immer viele Faktoren mitspielen können, wird der Begegnung nicht gerecht. Um dann aber gut zu performen, haben wir einen guten Vorbereitungsplan mit verschiedenen Testspielgegnern und unterschiedlichen Einheiten erstellt und machen ein kleines Trainingslager bei uns in Elstorf.
FuPa: Wenn alles gut läuft, geht eure Reise dann im Sommer in der Landesliga weiter. Der Sprung dorthin scheint für die Aufsteiger enorm groß zu sein. Welche Schritte müsst Ihr noch gehen, um für diese Herausforderung gut gerüstet zu sein?
Michel Welke: Ein Schritt passiert schon automatisch: Dass wir uns noch besser kennenlernen müssen. Wir arbeiten jetzt ein halbes Jahr zusammen, was nicht die Welt ist. Wir haben schon ein paar unserer Ideen reinbekommen, sind aber noch nicht fertig. Wir sind uns auch im Klaren, dass wir auf ein, zwei Positionen auch nochmal den Konkurrenzkampf verschärfen sollten. Ich habe der Mannschaft aber versprochen, dass wir im Winter nichts machen – obwohl die Spieler Schlange stehen und mein Telefon fast jede Woche klingelt mit Spielern, die sich bei uns anbieten. Das freut uns auch, jetzt aber schon was zu machen, wäre der Gruppe gegenüber nicht fair.
FuPa: Dein Co-Trainer Chris Bothe und Du habt Euren Vertrag bereits über die Saison hinaus verlängert. Dann kommt aber im Sommer der eine oder andere Spieler dazu?
Michel Welke: Ja, im Sommer ist es dann vielleicht anders. Wenn wir es schaffen, dass wir am Ende oben stehen, sind wir in guten Gesprächen. Wir haben schon vier feste Zusagen für die nächste Saison (Anm. d. Red.: die Verkündung folgt nach Absprache mit den Neuzugängen voraussichtlich Ende Februar) und wollen vielleicht das eine oder andere Element dazu holen, was wir noch nicht haben. Dann geht es eben darum, uns an die Liga zu gewöhnen und müssen eben dann performen, wenn es wirklich so weit ist.
FuPa: Vielen Dank für das Gespräch, Michel. Wir wünschen eine erholsame Winterpause!
