2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligabericht
Ein zufriedener Trainer schaut anders aus: Wacker-Coach Hannes Sigurdsson sprach nach der jüngsten Niederlage gegen Türkgücü München Klartext.
Ein zufriedener Trainer schaut anders aus: Wacker-Coach Hannes Sigurdsson sprach nach der jüngsten Niederlage gegen Türkgücü München Klartext. – Foto: Sven Leifer

»Die Personalie Hannes Sigurdsson steht in keiner Weise zur Debatte«

Burghausens Sportlicher Leiter Karl-Heinz Fenk spricht im FuPa-Interview über die momentane Schieflage bei der Werkself - und stärkt dem Trainer den Rücken

Der SV Wacker Burghausen droht ins Mittelmaß abzurutschen. Zumindest kann man zu diesem Schluss kommen, wenn man die Entwicklung der vergangenen Wochen betrachtet. Der letzte Sieg in der Regionalliga Bayern - ja sogar der letzte Punktgewinn - liegt mittlerweile mehr als einen Monat zurück. Am 8. Oktober holte die Werkself den bis dato letzten Dreier - beim 1:0-Heimspielerfolg gegen Aufsteiger Hankofen-Hailing.

Seitdem liest sich die Bilanz beim ehemaligen Zweitligisten alles andere als rosig: 0:1 gegen Nürnberg II, 1:2 gegen den FC Pipinsried, 0:3 gegen den VfB Eichstätt, 0:1 gegen Aufsteiger Ansbach sowie zuletzt 0:2 gegen Türkgücü München - macht fünf Niederlagen in Folge. Dabei auffällig: Wacker Burghausen hat augenscheinlich ein Abschluss-Problem. Die Tore fehlen. Die Elf von Trainer Hannes Sigurdsson erzielte lediglich drei Treffer in den vergangenen sieben Spielen.

FuPa hat sich gemeinsam mit Karl-Heinz Fenk, Sportlicher Leiter beim oberbayerischen Traditionsclub, vor der Samstagspartie bei Aufsteiger Vilzing (Liga-Hinspiel: 0:2, Totopokal: 2:3) auf Ursachenforschung begeben.

Karl-Heinz: Die vergangenen fünf Spiele ohne Punktgewinn - worin liegt die momentane Abwärtsspirale begründet?

Fenk: Auch wenn's floskelhaft klingt, aber: Wir haben Langzeitverletzte, die wir definitiv nicht kompensieren können. Schulz, Ade, Helmbrecht etwa können wir nicht 1:1 ersetzen. Die Kadergröße haben wir schlichtweg nicht. Doch das soll keine Ausrede sein. Wir haben eine tolle U-19-Mannschaft, von der wir immer wieder Spieler einsetzen. Dass hier die Automatismen freilich noch nicht so greifen, wie gewünscht, ist selbstverständlich. Wir haben noch zwei Spiele - und versuchen nun die maximale Punktzahl zu holen. Danach können wir zufrieden in die Winterpause gehen.

Ganz offen gefragt: Hat Wacker ein Sturm-Problem?

Fenk: Wir haben mit Winklbauer und Bosnjak gute Offensivkräfte. Uns geht jedoch ein echter Knipser ab, der zehn bis fünfzehn Tore pro Saison erzielt. Wir schauen uns seit Längerem nach einem um, doch: Die wachsen bekanntlich nicht auf den Bäumen. Und wenn einer da ist, muss der auch anständig bezahlt werden.

Tun euch Abgänge wie der von Tormaschine Robin Ungerath in der aktuellen Situation besonders weh?

Fenk: Wir hatten ja nicht nur ihn, auch Christoph Maier, Andre Leipold und Noah Agbaje sind hier zu nennen. Mit ihnen haben wir unserer Analyse nach 50 Tore verloren. Wie gesagt: Wenn jeder Spieler bei uns fit ist, können wir das kompensieren. Wenn jedoch ständig fünf bis sieben verletzt sind, geht das nicht.

Bereut man heute auf Wacker-Seite, dass man diese Spieler hat ziehen lassen?

Fenk: Bereuen ist der falsche Ausdruck. Wir haben ja keinen weggeschickt. Wir stehen dafür, junge Spieler auszubilden, die am Ende des Tages auch weiter nach oben möchten. Das ist in jeder Liga so. Wir haben sicherlich sehr vieles getan, um einen Robin Ungerath zu halten. Aber bei einem österreichischen Erstligisten als Konkurrenten werden einem schnell mal die finanziellen Grenzen aufgezeigt...

Trainer Hannes Sigurdsson hat nach der jüngsten Niederlage gegen Türkgücü Klartext gesprochen. Zitat: "Ich erwarte viel mehr von meiner Mannschaft. Von der Einstellung, der Mentalität und des Willenskraft. Einfach, dass sie viel mehr füreinander arbeiten." Stimmt der Sportlicher Leiter dem zu?

Fenk: Er hat da natürlich recht. Da geht's um die Basics im Fußball, die jeder Trainer und Vereinsverantwortliche von seiner Mannschaft verlangt.

Droht für Wacker nun der Abrutsch ins Mittelmaß?

Fenk: Wir haben den Anspruch da vorne weiter mitspielen zu wollen. Wenn der Kader wieder vollzählig ist, gelingt uns das auch. Die Tabelle ist sehr eng, zwischen Platz vier und fünfzehn sind nach wie vor nicht viele Punkte Unterschied.

Abschließende Frage: Wie sicher sitzt Trainer Hannes Sigurdsson auf seinem Trainerstuhl?

Fenk: Über seine Position wird in keiner Weise diskutiert. Das ist nicht unsere Vereinsphilosophie. In den ersten zehn, zwölf Partien wurden unter seiner Ägide überragender Fußball gespielt. Ich gehe zu einhundert Prozent davon aus, dass er nach wie vor zufrieden ist mit seiner Aufgabe hier in Burghausen.

Vielen Dank fürs Gespräch - und weiterhin alles Gute.

Aufrufe: 017.11.2022, 15:00 Uhr
Stephan HörhammerAutor