2024-05-02T16:12:49.858Z

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Sven Kleuskens  und Johannes Rankers trainieren ALigist Viktoria Winnekendonk.
Sven Kleuskens und Johannes Rankers trainieren ALigist Viktoria Winnekendonk. – Foto: Momentfängerin

„Die Kombination fruchtet einfach“

Die beiden Trainer des Fußball-A-Ligisten Viktoria Winnekendonk sprechen über ihre Zusammenarbeit, die bisherige Saison und die WM.

Für Sven Kleuskens (45) und Johannes Rankers (30) ist ein Leben ohne Fußball schwer vorstellbar. Sie trainieren den A-Ligisten Viktoria Winnekendonk seit einem halben Jahr und kennen sich schon lange. Einst wurde Johannes Rankers von Sven Kleuskens gecoacht. Nun machen sie gemeinsame Sache – und sind erfolgreich. Mit ihrem Team überwintern sie auf Platz drei – und das als Aufsteiger. Auch deshalb hat der Verein die Verträge mit den Trainern kürzlich um ein weiteres Jahr verlängert. Im Interview sprechen sie über den Saisonverlauf, die Heimspiel-Aktion, ihre Zusammenarbeit und die WM.

Ihr Team ist als Aufsteiger bislang erfolgreich in der Kreisliga A unterwegs. Da war die Verlängerung Ihrer Verträge mit dem Verein doch nur Formsache, oder?

Sven Kleuskens: "Ganz klar ja. Denn wir haben hier hervorragende Gegebenheiten, die jüngste Mannschaft der Liga und ein gutes Trainerteam, zu dem auch Co-Trainer Niels Honnen gehört, der ein ganz wichtiger Teil ist und der auch gehört wird. Wir sind erfolgreich. Warum sollte man dann aufhören?"
Johannes Rankers: "Wir stehen hier in Winnekendonk im ständigen Austausch und wussten auch, dass es vonseiten des Vereins gewollt war, mit uns weiterzumachen."

Ihre Mannschaft hat bislang überzeugt. Wäre das Team Schlusslicht, wäre die Vertragsverlängerung auch so einfach gewesen?

Kleuskens: "Was die Zusammenarbeit betrifft, wohl. Weil sie ist nahezu perfekt. Aber: Es gibt auch immer Verbesserungsbedarf. Man darf nie zufrieden sein, denn sonst geht es eh direkt in die Hose."

Gibt es eine Aufgabenverteilung?

Rankers: "Trainingstechnisch planen wir beide alles zusammen. Wir besprechen die Inhalte, die wir angehen wollen. Jeder bekommt dann Aufgaben im Training. Zum Spieltag hin machen wir uns freitags mit Niels Honnen die ersten Gedanken. Und am Sonntagmorgen gibt es noch eine finale Videokonferenz, bei der über die Aufstellung gesprochen wird. Danach, wenn es zum Spiel geht, hat dann jeder seine festen Aufgaben."

Kleuskens: "Am Anfang war es etwas gewöhnungsbedürftig. Weil man kein Drehbuch schreiben kann, um zu klären, wer von uns etwas zu dem Spieler oder dem Spieler sagt. Während einer Partie muss man situativ reagieren. In 95 Prozent der Fälle haben wir das gut hinbekommen. Von Spiel zu Spiel klappt die Feinabstimmung besser. Aber man muss auch sagen: Hier treffen ein Johannes Rankers mit viel Ehrgeiz und Zeitinvest und ein ruhiger gewordener und nicht mehr so impulsiver Sven Kleuskens aufeinander. Und diese Kombination fruchtet einfach. Ich achte während eines Spiels zum Beispiel mehr auf Details. Johannes hat eher das Ganze im Blick, einen ganzen Verbund."

Liegt es daran, dass Sie, Herr Rankers, lange Zeit im Tor gestanden haben und Ihre ehemaligen Mitspieler aus einer anderen Perspektive wahrgenommen haben?

Rankers: "Wenn ein Torwart einen Fehler macht, ist er der Letzte einer Fehlerkette. Ich konnte als Torwart Fehlerketten in ihrer Entstehung hautnah erleben. Vielleicht ist das wirklich ein Grund dafür. Ich versuche immer, einen Fehler so früh wie möglich zu erkennen."

Lernen Sie auch voneinander, trotz der unterschiedlichen Erfahrungswerte und des Altersunterschieds?

Kleuskens: "Das, was Johannes ins Training einbringt, ist ganz anders, als das, was ich kenne. Es gibt immer wieder Übungen, die mich überraschen und begeistern, und die ich mir notiere. Das sind Sachen, in denen ich nicht so affin bin oder die ich nie von meinen Trainern gelernt habe.

Rankers:"Obwohl ich Sven schon sehr lange kenne, nehme ich von ihm immer wieder etwas mit. Klar, ich habe meine eigene Meinung, aber ich möchte auch immer verstehen, warum Sven Dinge so sieht, wie er sie sieht."

Und dann tritt der Lerneffekt ein?

Rankers: "Genau. Wenn ich zum Beispiel vorher meine Sichtweise hatte und nicht nach rechts und links geschaut habe. Wenn dann einer von außen kommt und mir sagt, ich solle dies und das doch auch bedenken, ist das eine Bereicherung."

Kleuskens: "Und vier Augen sehen mehr als zwei. Das hört sich wie ein Drei-Euro-Spruch an. Aber es ist so."

Kracht es manchmal auch zwischen Ihnen?

Kleuskens: "Nein. Wir wussten aber vorher, dass es nicht passieren wird."

Kann man so etwas denn vorher wissen?

Kleuskens: "Ja. Wir haben ja schon acht Jahre zusammengearbeitet. Wir stehen immer im Kontakt, auch in den Jahren, in denen wir nicht in einem Team waren. Das Risiko war gleich null."

Sie haben bei der Aktion „Dein Heimspiel“ mitgemacht und hätten mit Ihrem Team eine Partie in der Schalke-Arena bestreiten können. Die Internet-Nutzer haben aber für einen anderen Klub votiert. Wie sehr schmerzt die Niederlage noch?

Rankers: "Als ich erfahren habe, dass wir es nicht geschafft haben, war ich gerade einen Tag im Urlaub. Da war der erste Tag schon gelaufen. Irgendwo ist die Enttäuschung noch da. Was meine Seele aber besänftigt, ist das Wissen, dass wir viele Leute erreicht und viel Zuspruch bekommen haben.

Kleuskens: "Die erste Woche danach war schon echt krass und crazy."

In dieser Phase wirkte Ihr Team abgelenkt. Es hat die ersten beiden Niederlagen kassiert und wichtige Punkte verschenkt. Hat die Heimspiel-Aktion Sie vielleicht sogar den Aufstieg gekostet?

Kleuskens: "Wir haben etwas den Fokus verloren. Hinzu kam in dieser Phase aber auch manchmal fehlendes Spielglück. Was positiv hängen bleibt ist, dass es einen großen Zusammenhalt gab und wir Winnekendonk über die Kreisgrenzen bekannt gemacht haben. Wenn das uns die Aufstiegschancen genommen hat, dann ist das so."

Also ist der Aufstieg kein Thema?

Kleuskens: "Wir sehen Platz drei als Momentum. Wenn es in der Rückrunde weiter gut läuft, nehmen wir das mit, aber der Aufstieg ist kein Muss.

Rankers: "Von Beginn an wurde hier im Verein gesagt, dass die Leute begeistert sein sollen, wenn sie zu den Spielen kommen. Und es wurde gesagt, dass wir früh die Klasse sichern und uns in der Kreisliga A etablieren sollen. Und das tun wir als Team. Wir stehen über dem Soll. Die Stimmung ist gut und die Mannschaft hat Bock. Es gibt hier kein primäres Ziel, in die Bezirksliga aufzusteigen."

Herr Kleuskens, Sie sind schon zum dritten Mal Trainer von Viktoria Winnekendonk. Zuletzt waren sie drei Jahre lang bei anderen Klubs tätig – erst bei Viktoria Goch, danach bei der DJK Appeldorn. Warum kehren Sie immer wieder zu Viktoria Winnekendonk zurück?

Kleuskens: "Es sind vor allem die Menschen, das ganze verrückte Dorf. Das ist eine Chemie, die von Anfang an gepasst hat. Alleine hätte ich ein drittes Mal Winnekendonk aber nicht gemacht. Mit Johannes schon, weil mir unsere Stärke bewusst ist. Daher war das Risiko geringer. Für den Verein und für uns beide. Ich hatte aber auch in Appeldorn zwei tolle Jahre."

Gab es denn auch kritische Stimmen?

Kleuskens: "Ja. Da gab es Leute, die sich gefragt haben, warum der Kleuskens zum dritten Mal nach Winnekendonk kommt. Es gab aber auch viele positive Rückmeldungen."

Rankers: "Mir gegenüber gab es auch kritische Stimmen von außen. ‚Ist der Johannes nicht zu jung und zu unerfahren?‘ war so eine Frage, die geäußert wurde."

Herr Rankers, Sie haben nicht nur Ihre Tätigkeit als Torwart, sondern auch als Jugendtrainer bei Viktoria Winnekendonk beendet. Sie haben mehr Erfahrungen im Jugendbereich als Ihr Kollege Sven Kleuskens. Ist das ein Vorteil?

Rankers: "Das weiß ich nicht. Was aber gut ist, ist die Tatsache, dass ich rund 80 Prozent der jetzigen ersten Mannschaft schon als Jugendtrainer betreut habe. Man kennt die Jungs und kann sie gut einzuschätzen."

Kleuskens: "Johannes‘ Vorteil ist, dass er die Jugendsprache versteht."

Haben Sie die Weltmeisterschaft verfolgt?

Rankers: "Ja, aber nicht volle Kanne. Die Gruppenphase habe ich nur so geschaut, wie es zeitlich passte. Die Endrundenspiele habe ich schon verfolgt, auch wenn Deutschland nicht mehr dabei war."

Kleuskens: "Ich hab viele Spiele verfolgt. Wenn wir darauf politisch hätten reagieren sollen, dann hätten wir es vor zehn Jahren machen sollen, als die WM vergeben wurde. Ich war etwas sauer, dass nicht alle Spiele im Free-TV gezeigt wurden. Eine richtige WM-Stimmung kam leider nicht auf."

Rankers: "Dieses Rudelgucken fehlte auch irgendwie. Außerdem gab es viel zu viele Diskussionen um die WM. Dieses Feeling hat es nie wirklich gegeben."

Was haben Sie sich mit der Mannschaft für die Rückrunde vorgenommen?

Rankers: "Wir wollen die Mannschaft noch besser machen. Viele Sachen sollen sich verfestigen. Wir wollen weiter mutig spielen mit viel Hunger auf Punkte."

Gibt es Änderungen im Kader?

Rankers: "Marvin Flassenberg kommt vom Kevelaerer SV. Er wohnt in Winnekendonk, ist erfahren und wird uns sicher verstärken. Abgänge gibt es nicht."

Christian Cadel führte das Gespräch.

Aufrufe: 011.1.2023, 22:00 Uhr
RP / Christian CadelAutor