2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligabericht
Emilian Lässig kann es auch mit dem Köpfchen.
Emilian Lässig kann es auch mit dem Köpfchen. – Foto: Foto Pfeifer

Der Stabilisator

Regionalliga Südwest +++ Emilian Lässig ist eine feste Größe beim FC-Astoria Walldorf +++ Am Freitag könnte es zum Duell mit seinem kleinen Bruder Valentin kommen

Die Eltern auf der Tribüne und die Söhne auf dem Platz. Am Freitagabend kommt die komplette Familie Lässig im Walldorfer Dietmar-Hopp-Sportpark zusammen. Papa Andreas und Mama Simone auf der Tribüne, Emilian (23 Jahre) und Valentin (19) auf dem Rasen. Das ist die Idealvorstellung.

Emilian Lässig, der seit anderthalb Jahren das dunkelblaue Trikot des FC-Astoria Walldorf anstatt des hellblauen Jersey der TSG Hoffenheim II trägt, hofft sehr darauf. Der Defensivstratege musste sich erst vor knapp drei Wochen einer Mandel-Operation unterziehen. "Gegen Hoffenheim aufzulaufen ist mein großes Ziel", sagt er vor dem letzte Pflichtspiel des Jahres. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, schließlich wurde er vergangenen Samstag beim 1:0-Sieg in Worms eingewechselt. Zu wichtig ist er außerdem als Stabilisator für das Walldorfer Spiel. Sein Trainer Matthias Born sieht in ihm obendrein, "einen klassischen Teamplayer, der sich auch außerhalb des Platzes sehr viel für eine funktionierende Einheit leistet."

Läuft alles nach Wunsch, dann kommt es auf dem Rasen zum dritten Brüder-Duell seit März dieses Jahres. Einmal für zehn und einmal für drei Minuten standen sich die Lässig-Brüder als Gegner gegenüber. Beide Male wurde der Jüngere Valentin bei der TSG eingewechselt und beide Male durfte er sich als Sieger fühlen – 2:0 im März und 5:4 im August. Gegen mehr Zeit auf dem Rasen hätte der "Kleine" nichts einzuwenden. "Ich muss mich durchbeißen, um mehr Spielzeit zu bekommen", sagt Valentin betont kämpferisch.

Was beide gleichermaßen auszeichnet ist der Ehrgeiz sich stetig zu verbessern. Das hat bereits in jungen Jahren im heimischen Garten angefangen, der Weg zum Fußball war vorgezeichnet. Vater Andreas ist ein in der Rhein-Neckar-Region bekannter Kicker gewesen, der beim SV Waldhof Mannheim und SV Sandhausen erfolgreiche Jahre erlebte. Später schlug der heute 51-Jährige die Trainerlaufbahn ein, aktuell ist er U16-Coach bei der TSG Hoffenheim.

Sein fußballerischer Hintergrund hat ihn aber nicht dazu veranlasst, den Sprösslingen vorzugeben, was sie zu tun haben. "Die beiden sollen sich eigenständig entwickeln und das tun sie hervorragend", sagt der Vater, "meine Frau Simone und ich sind sehr stolz darauf, wie sie das umsetzen." Da schadet es natürlich nicht, das Durchsetzungsvermögen und die technischen Fähigkeiten vom Papa geerbt zu haben. In einem Punkt fallen die Äpfel aber doch ein gutes Stück weg vom Stamm. "Mein linker Fuß war nie der Starke", schmunzelnd der Vater in Bezug auf seine beiden Linksfüßer.

Dass Emilian mittlerweile nicht mehr bei der TSG, sondern rund 20 Kilometer weiter nordwestlich in Walldorf seine Fußballschuhe schnürt, ist im Hause Lässig kein Thema. Der Schritt weg von einer U23 zu einer ersten Mannschaft in der Regionalliga sei folgerichtig gewesen. "Ich wollte etwas Neues machen nach drei Jahren in der U23 und elf Jahren insgesamt in Hoffenheim", sagt Emilian. Walldorf lag als Lösung auf der Hand. Die FCA-Verantwortlichen streckten frühzeitig ihre Fühler nach ihm aus, die kurzen Wege zwischen Forst, Hoffenheim und Walldorf sind ebenfalls hilfreich.

Außerdem kennen Vater und Trainer sich seit 40 Jahren. Lässig und Born spielten zusammen in der badischen Auswahl und standen sich Anfang der 1980er Jahre als D-Jugendliche in der Endrunde der badischen Meisterschaft gegenüber. Lässig für den FC Germania Forst und Born für den FC 08 Walldorf. Über den Ausgang des Duells sind sie sich heute uneinig. "Wir haben sie aus dem Wettbewerb geschossen", schmunzeln beide unisono.

Im Frühjahr 2021 begleitete Lässig seinen Sohn zu den Gesprächen mit den FCA-Verantwortlichen und unterstützte ihn in seiner Entscheidung zu wechseln. "Walldorf verfügt über ideale Bedingungen", weiß er und führt weiter aus, "dort kann sich Emilian optimal weiterentwickeln und vielleicht kommt es noch einmal zu einem Schritt nach oben. Das darfst du als Fußballer nie ausschließen."

Falls das nicht gelingen sollte, ist es auch kein Weltuntergang. Bei den Feierabend-Profis – die Walldorfer trainieren immer nur abends – hat sich Emilian ein zweites Standbein geschaffen und studiert Bauingenieurwesen im Fernstudium. "Ich habe mir selbst gesagt, dass ich neben dem Fußball etwas machen möchte. Alles auf die Karte Fußball setzen, das wollte ich nicht", sagt er zu seinen beruflichen Plänen. Eine bemerkenswerte und kluge Einstellung.

Aufrufe: 011.12.2022, 10:00 Uhr
red.Autor